Lokalpolitik in Gräfenhainichen Lokalpolitik in Gräfenhainichen: Wahlsieg führt zum Stühlerücken
Gräfenhainichen - Der klare Sieg von Enrico Schilling (CDU) bei den Bürgermeisterwahlen in Gräfenhainichen führt zum Stühlerücken innerhalb der Christdemokraten. Schilling benötigt für seine bisherigen Ehrenämter Nachfolger. Im Klartext: In Gräfenhainichen wird ein neuer Stadtratsvorsitzender gesucht. Über Namen sei bisher noch nicht geredet worden, betont Fraktionschefin Petra Kuhnert. Fest stehe aber, dass mit einer Gräfenhainichener Tradition nicht gebrochen werde. Demnach stellt die stärkste Fraktion den Ratschef. „Darüber haben wir uns schon mit den Linken verständigt“, so die Juristin, die hofft, dass in ihrer Jamaika-Koalition wieder etwas Ruhe einzieht. Der Wahlkampf sei „nicht ganz optimal“ verlaufen, schätzt sie trotz des großen Erfolges ein.. Immerhin hat ein junger Mann aus der eigenen Fraktion - gemeint ist René Schmidt (Grüne) - das politische Schwergewicht Schilling herausgefordert. Das gab es bisher noch nie in der Gräfenhainichener Kommunalpolitik. Und die beiden Bewerber sorgten für ein weiteres Novum in der gesamten Wittenberger Politik: Sie schalteten - direkt bzw. indirekt - Anwälte ein. Doch auch die schweigen jetzt.
Das alles ist Geschichte. Das Politiker-Duo redet wieder nicht über-, sondern miteinander. „Die beiden Männer haben sich ausgesprochen. Das ist wichtig und zählt“, sagt Kuhnert. Und so kann sich die CDU wieder dem Tagesgeschäft zuwenden und einen geeigneten Kandidaten fürs Chefamt im Stadtrat suchen. „Dafür kursieren schon mehrere Namen“, sagt Sepp Müller. Konkreter wird er nicht. „Ich kann Ihnen gern sämtliche Namen unserer Fraktion vorlesen“, so der Vize-Fraktionschef spitzbübisch. Er, das verrät er aber dann doch noch, stehe für das Ehrenamt aber nicht zur Verfügung. „Ich möchte Vorsitzender des Finanzausschusses bleiben“, begründet Müller. Und so ruft die MZ die CDU-Räte - „Möchten Sie Stadtratvorsitzender werden?“ - an. „Klare Frage“, kommentiert Günter Schöley, „klare Antwort: Ja!“ Der Mann ist Politprofi, redet nicht um den heißen Brei. Schöley war nach der Wende Landrat von Gräfenhainichen, später Vizelandrat in Wittenberg und auch schon Ratschef in Gräfenhainichen.
Ein klares Bekenntnis zum Ehrenamt gibt es in Tornau. Dort wird für den Ortsbürgermeister Schilling ein Nachfolger gesucht. Der Ortschaftsrat, der komplett aus einer CDU-Fraktion besteht, wählt aus ihrer Mitte das neue Gemeindeoberhaupt. „Das Thema steht aber noch nicht auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung“, so Udo Reiss. Der 47-jährige Bankkaufmann bestätigt eigene Ambitionen. Das Gemeindeoberhaupt in spe sammelte Erfahrungen unter anderem im Gräfenhainichener Stadtrat. Hier wird durch Schillings Wahlsieg, der den Sitz vom Amtsinhaber Harry Rußbült (Linke) im Stadtrat übernimmt, auch ein Sitz in der Jamaika-Fraktion frei. Der erste Nachrücker dafür - die Rangfolge ist der Ergebnis der Kommunalwahlen - ist der Zschornewitzer Günter Franke. Nach MZ-Informationen steht seine Entscheidung, ob er das Mandat annimmt oder nicht, aus gesundheitlichen Gründen noch aus. (mz)