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Live-Bilder werden direkt an das Krankenbett übertragen

16.06.2009, 18:21

GRÄFENHAINICHEN/MZ/MK. - Biblische Begebenheiten im Gräfenhainichener Paul-Gerhardt-Gymnasium? Mitnichten. Eher die Leistung von Menschen mit großem Talent für die moderne Technik.

Aber der Reihe nach: Weil nämlich Musiklehrer Martin Abel dieser Tage im Krankenhaus weilen muss, wurde ihm die komplette Veranstaltung anlässlich von 60 Jahren Abitur per Live-Stream-Kamera und Computer direkt ans Krankenbett geschickt. Das freilich hatte sich Abel redlich verdient. Schließlich wäre das, was dort so zahlreiche Gäste bewundern durften, kaum ohne ihn möglich gewesen. Die Idee zum gemeinsamen Musizieren ehemaliger Schüler des Bildungshauses kam, wie Schulleiter Roland Franke berichtete, zwar aus Reihen bereits ausgeschiedener Pennäler. "Aber bei mir sind sie damit vor anderthalb Jahren offene Türen eingerannt", so der Oberstudiendirektor. Schnell war die Idee geboren, und zügig ging es ans Werk. "Bei den Proben war dann das Flair immer sehr cool", befand Ina Kirchner, die gemeinsam mit ihren ehemaligen Kollegen der Schulband einige Songs zum Besten gab. Dabei sei es, so die junge Frau, die bereits 2005 das Abitur erlangte und inzwischen angewandte Kindheitswissenschaften studiert, "eigentlich eine Schnapsidee" gewesen. Aus der dann aber deutlich mehr wurde.

"Nicht nur der Abend heute war toll", befand deshalb auch Alexander Mensch aus Radis, Abi-Jahrgang 2006, "die ganze Vorbereitung war einfach schön." Der Abend natürlich gleichermaßen. "Ich habe heute auch viele Leute wieder gesehen", formulierte der junge Mann, der Medizin studiert. Eingebracht haben sich dabei übrigens nicht nur die Musiker selbst. Auch Moderatoren waren beispielsweise gesucht. "Das haben wir schon damals gemacht", erinnerte sich am Rande des bunten Treibens Michael Spiegel mit Blick auf das Führen durchs Programm. "Weil eben für alles andere das Talent fehlte", erklärte er lachend über sich und seinen Moderationsmitstreiter aus Schulzeiten, Matthias Baumann. Im Rahmen dieser Veranstaltung konnte man dann auch wunderbar "in alten Zeiten schwelgen", erklärte Spiegel. Alte Zeiten, die bei ihm nun schon "zehn oder 15 Jahre zurückliegen."

Wie bei so vielen, die gekommen waren um Bands und den Chor aus Ehemaligen zu hören, eine kleine Ewigkeit. Eine, in der man sich nicht selten aus den Augen verloren hat, um nun lange vermisste Klassenkameraden wiederzuentdecken. Neben dem musikalischen Grundgedanken einer der Leitansätze des Organisatorenteams. "Wir wollten hier eine Art Klassentreffen veranstalten", sagte Robert Böttcher, Jahrgang 2004, einer der Initiatoren des Abends. "Weihnachten 2007 sind wir auf die Idee gekommen." Anfänglich seien dafür sehr viele Feuer und Flamme gewesen. Als sich die Reihen etwas lichteten, blieb ein harter Kern von Ehemaligen, etwa 45 in Summe, der sich von da an regelmäßig traf. "Das war nicht immer einfach zu managen", so der 24-Jährige, der heute in Berlin studiert. Schließlich hätten nur noch die wenigsten ihren Lebensmittelpunkt in der Heidestadt. "Letztendlich", so Böttcher, "haben wir aber mehr geschafft, als wir uns anfänglich träumen ließen."

Ein buntes Programm nämlich, das auf dem Schulhof der Einrichtung über 450 Gäste sowie Schüler, Lehrer und eben die Musiker begeisterte. Noch lange wird die Veranstaltung wohl im Gedächtnis der Mitwirkenden bleiben. Und das muss sie auch. Der Grund: So schnell dürfte es nicht zu einer Neuauflage kommen. "Daran wären wir schon interessiert", erklärte Schulleiter Franke nachdrücklich. "Aber", fokussierte er, "es wird schwierig sein, die Ehemaligen regelmäßig zu Probeterminen zu bewegen."

Vielleicht nimmt Martin Abel irgendwann die Sache in die Hand. Zeit genug dafür dürfte er schließlich im Ruhestand haben. Man wird ihn fragen müssen, wenn er aus seinem Olymp herabgestiegen ist.