1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Laurentiusmarkt in Coswig: Laurentiusmarkt in Coswig: Dem Schreck folgt Freude

Laurentiusmarkt in Coswig Laurentiusmarkt in Coswig: Dem Schreck folgt Freude

Von andreas benedix 09.08.2015, 19:04
Dirk Hainich vom „Leucoreadorf Bystrica“ aus Wittenberg ist zum Laurentiusmarkt mit großen Badezubern angereist.
Dirk Hainich vom „Leucoreadorf Bystrica“ aus Wittenberg ist zum Laurentiusmarkt mit großen Badezubern angereist. Benedix Lizenz

coswig - Einem Mädchen tropft das Eis von der Waffel. 27 Grad zeigt das Thermometer in Coswig am Samstagvormittag an.

Laurentius lebte im 3. Jahrhundert. Als Diakon war er in Rom für die Verwaltung des Kirchenvermögens zuständig. Er verteilte den Kirchenschatz, den er nach der Enthauptung des Papstes an den Kaiser geben sollte, unter Armen, Kranken, Witwen und Waisen. Daraufhin wurde er am 10. August 258 auf einem glühenden Eisenrost hingerichtet. Der Rost wird als Reliquie in der Kirche San Lorenzo verehrt.

In der Friederikenstraße herrscht dennoch emsiges Treiben. Händler, Handwerker und Gewerbetreibende bereiten ihre Buden und Stände für den Ansturm vor. Der Laurentiusmarkt erlebt an diesem Wochenende seine 22. Auflage.

Cheforganisatorin Katrin Scherz ist optimistisch. „Wir haben in diesem Jahr zirka 50 Mitwirkende. Es hat sich herumgesprochen, dass unser Markttreiben familiär ist und seine eigene Ausstrahlung hat. Deshalb glaube ich nicht, dass uns die Hitze weniger Besucher beschert“, so die Vorsitzende der Werbegemeinschaft Coswig. Auch die Händler tun ihr Möglichstes, Kunden anzulocken und mittelalterliche Atmosphäre aufkommen zu lassen.

Mundart nebst Kostüm

10 Uhr hält Bürgermeisterin Doris Berlin (parteilos) mit ihrer Begleitung auf dem „Lindenhof“ Einzug. Im historischen Gewand sowie mit Altcoswiger Mundart begrüßt sie die Gäste. Ihr besonderes Willkommen entbietet sie dem „hohen Besuche vom Fürstentum Anhalt“, der „mit seinem Weibe an seiner Seite“ erschienen ist. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat es sich nicht nehmen lassen, an seinem ersten Urlaubstag zum Laurentiusmarkt in die Stadt an der Elbe zu reisen. Ein Dank der Bürgermeisterin gilt auch dem „Penunzehaus des Volkes“ (Volksbank), das den „Hammer für das Prägen des Laurentiustalers gestiftet hat“.

Auch in diesem Jahr wird eine solche Medaille wieder an einen verdienstvollen Coswiger Bürger überreicht. Rosemarie Fritzsche steht, nach der ersten Schrecksekunde, die Freude ins Gesicht geschrieben. Bis zuletzt hat sie von dieser Ehrung nichts gewusst. Bevor sie aus den Händen von Reiner Haseloff und Doris Berlin den Laurentiustaler in Empfang nimmt, würdigt die Bürgermeisterin die Leistungen der langjährigen Mitstreiterin des Gemeinschaftschores Coswig. Sie erinnert daran, das Rosemarie Fritzsche 1990 die neuen Herausforderungen nicht scheute und als Vorstandsmitglied des Vereins wesentlichen Anteil an dessen Fortbestand hatte. „Ich mache das weiter, bis ich nicht mehr kann“, wird die 76-Jährige später sagen. Eine Aussage, die Karin Spott freudig stimmt. „Sie hat eine wunderbare Altstimme, auf die wir nicht verzichten möchten“, verrät die Chorleiterin.

Am Prägehammer kommt Manfred Lange ins Schwitzen. Nach seiner Aussage wirkt der Stempel mit 50 Tonnen Gewicht auf den Rohling ein, wenn dieser sein „Gesicht“ erhält. Anhand alter Prägestöcke verdeutlicht Klaus Friebel die Besonderheit des Laurentiustalers. „Historische Gebäude, Wappen oder Sehenswürdigkeiten von Coswig und Umgebung werden im Motiv des Talers in einen aktuellen Bezug zur Gegenwart gebracht“, sagt er. Als Beispiel nennt Friebel das Motiv für 2015. Es zeigt das Epitaph für Otto von Pogk, das in der Werkstatt von Lucas Cranach dem Jüngeren gefertigt wurde. Das in der Coswiger Stadtkirche befindliche historische Grabmal dienste als Vorlage für den Taler.

Suche nach Abkühlung

Etwas abseits des Trubels auf der Festmeile sucht Joachim Eiserbeck mit Enkelin Anna Schatten. Er ist gebürtiger Coswiger und hat noch keine dieser Veranstaltungen versäumt. „Der Laurentiusmarkt ist Bestandteil des Lebens in Coswig, nicht mehr wegzudenken und im Laufe der Jahre immer größer geworden“, so sein Eindruck.

Inzwischen suchen viele Besucher nach etwas Abkühlung. Hilfe kann ihnen dabei Dirk Hainich vom „Leucoreadorf Bystrica“ aus Wittenberg sein. Mit zwei großen Badezubern angereist, halten er und seine Mitstreiterin Janett Leuker erfrischendes, kühles Nass bereit. „Am Abend kann dann bei uns nicht nur gebadet, sondern auch die Wasserpfeife geraucht werden“, verrät Hainich. Für gute Stimmung und die richtige Musik sorgt die Gruppe „Allerlei“ aus Naumburg. (mz)

Rosemarie Fritzsche (2. v. re.) hat den Laurentiustaler erhalten. Manfred Lange, Doris Berlin und Reiner Haseloff (re.) gratulieren ihr.
Rosemarie Fritzsche (2. v. re.) hat den Laurentiustaler erhalten. Manfred Lange, Doris Berlin und Reiner Haseloff (re.) gratulieren ihr.
Andreas Benedix Lizenz