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Landkreis Wittenberg Landkreis Wittenberg: "Netzwerk-Osteopathie" soll gegründet werden

Von stefanie Hommers 16.10.2015, 19:08
Zusammen mit zehn Physiotherapeuten ist der Orthopäde Thomas Handschuh dabei, ein „Netzwerk-Osteopathie“ zu gründen.
Zusammen mit zehn Physiotherapeuten ist der Orthopäde Thomas Handschuh dabei, ein „Netzwerk-Osteopathie“ zu gründen. Thomas Klitzsch Lizenz

Wittenberg - „Sie sind meine letzte Hoffnung.“ Diesen Satz hat Thomas Handschuh schon häufiger gehört. Seit der Facharzt, der seit fünf Jahren eine orthopädische Praxis in Wittenberg führt, sich mit Osteopathie beschäftigt, kommen immer wieder Patienten zu ihm, „die schon alles durch haben“, so Handschuh, und sich durch die ganzheitliche Behandlungsmethode endliche Abhilfe versprechen.

Überzogene Erwartungen

Da müsse man manchmal doch erst überzogene Erwartungen dämpfen.

Osteopathie ist auf dem Vormarsch. Zuverlässige Aussagen zur Wirksamkeit von osteopathischer Behandlungen liegen zwar bislang nur bei wenigen Erkrankungsbildern vor, dennoch suchen immer mehr Patienten ihr Heil in der weichen Behandlungstechnik mit den Händen. Der Verband der Osteopathen Deutschland (VOD) spricht von jährlich mehr als fünf Millionen Behandelten.

Bei chronischen Rückenschmerzen gilt die Wirksamkeit osteopathischer Behandlungsmethoden auch unter Schulmedizinern und Wissenschaftlern mittlerweile als erwiesen. Behandelt werden aber auch Drei-Monatskoliken bei Säuglingen, Kopfschmerzen, Tinnitus, Inkontinenz, Hüftleiden. Viele Krankenkassen erstatten die Kosten bislang anteilig als freiwillige Zusatzleistung.

„Wir sind keine Wunderheiler“, unterstreicht der Arzt. Dennoch sei Hilfe durch Osteopathie oftmals möglich. Die Osteopathie ist eine alternative, vor mehr als 130 Jahren vom amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still begründete Behandlungsmethode. Bei der Behandlung verzichtet der Therapeut weitgehend auf Geräte, Spritzen und Medikamente. Osteopathen behandeln mit den Händen. Sie versuchen, Funktionsstörungen im Körper zu erkennen und zu therapieren. Der Grundgedanke ist, dass Bewegungsapparat, Schädel und Rückenmark sowie die inneren Organe als Systeme zusammenhängen. Sie sind durch feine Gewebenetze, Faszien genannt, verbunden. Mit sanften Griffen sollen auftretende Blockaden in diesen Verbindungen gelöst und die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert werden.

Die Therapeuten erheben den Anspruch, nicht Symptome eines körperlichen Leidens zu beheben, sondern dessen Ursache. Entscheidend ist für Thomas Handschuh zudem, dass bei der osteopathischen Behandlung die Eigeninitiative des Patienten gefordert ist. „Sie vermittelt dem Patienten das Gefühl, selbst etwas für seine Gesundheit tun zu können.“

Zusammen mit zehn Physiotherapeuten aus dem Landkreis Wittenberg macht sich der Orthopäde derzeit daran, ein „Netzwerk-Osteopathie“ zu gründen. Ziel sei es, die Behandlungsmethode einem größeren Kreis von Menschen in der Region bekannt zu machen.

„Uns geht es aber auch um die Qualitätssicherung“, unterstreicht Handschuh. Denn die Berufsbezeichnung Osteopath ist nicht geschützt. Ob der Therapeut seinen Titel in einem Crashkurs erworben oder eine fünfjährige Ausbildung absolviert hat, ist auf seinem Praxisschild nicht zu erkennen.

Gemeinsam im Dachverband

Handschuh selbst und auch die Physiotherapeuten, die sich in dem Netzwerk zusammenschließen, sind im Dachverband Ärztevereinigung für Manuelle Medizin - Ärzteseminar Berlin (ÄMM) organisiert. Neben ihrer regulären Berufsausbildung haben sie über den Verband in einer Fortbildung ihr Diplom „Osteopathische Verfahren“ erworben und können über eine intensive Ausbildung verweisen. „Was wir machen, ist fundiert“, ist Handschuh überzeugt.

Ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch der Netzwerker samt Fallbesprechungen ist ebenso geplant, wie das gemeinsame Erlernen neuer Techniken.

„Wir empfinden uns nicht als Konkurrenten, erklärt Handschuh unmissverständlich. Es gehe vielmehr um ein Miteinander, nicht ein Gegeneinander und damit auch um Überweisungen innerhalb des Netzwerkes.

„Über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, bringt etwas“, ist der Facharzt überzeugt. Davon profitierten letztlich nicht nur die zusammengeschlossenen Profis, sondern vor allem die Patienten. Die Gründungsveranstaltung der aus Wittenberg, Pratau, Bad Schmiedeberg, Tornau und Gräfenhainichen stammenden Osteopathen soll spätestens im November erfolgen. (mz)