Landkreis Wittenberg Landkreis Wittenberg: MZ-Leser übt Kritik an der Polizei

Wittenberg - Auf dem Papier steht die Polizei im Landkreis Wittenberg ganz gut da, wenn man die Zahlen vergleicht, die das Innenministerium vor einiger Zeit vorgelegt hat. Ein Streifenwagen im Landkreis benötigte bis zum Erreichen des Einsatzortes im ersten Quartal 2015 nach der Statistik 21:05 Minuten. Schneller sind nur die Kollegen im Altmarkkreis Salzwedel (20:04) und Dessau-Roßlau (19:18). Im Vergleich zum Jahr 2011 ist diese Zeit aber im Landkreis um fünf Minuten und 43 Sekunden gestiegen. MZ-Leser Reinhard Topsch hat sich in einer Mail an die Redaktion gewandt und kritisiert, dass „junge Polizisten ohne Blaulicht oder andere Warnlichter innerorts mehrere Fahrzeuge überholten und dabei sicher nicht nur 50 km/h fuhren“. Er meint außerdem, dass es unter Aufsicht älterer Kollegen nicht zu „so vielen Einbrüchen, Diebstählen und anderen Delikten“ gekommen sei. Er rät, dass Beamte besser in altersgemischten Pärchen eingesetzt würden. „So können die Jungen vielleicht auch noch etwas lernen und nicht die Straßenrowdys in ,Alarm für Cobra 11'-Manier durch die Gegend fahren und dabei Passanten gefährden.“
MZ-Mitarbeiter Alexander Baumbach hat mit Polizeisprecher Ralf Moritz darüber gesprochen.
21:05 Minuten braucht ein Streifenwagen bis zum Einsatzort im Mittel. Wie lange braucht man für die längsten Anfahrten in den Fläming oder die Dübener Heide?
Moritz: Es handelt sich hier um Durchschnittswerte, welche in einem landesweit einheitlichen Controllingsystem erhoben werden. Die Einsatzzeiten können variieren. Durch das digital unterstützte Einsatzleitsystem wird immer der am nächsten am Ereignisort befindliche Funkstreifenwagen bei Bedarf revierübergreifend disponiert und zum Einsatz gebracht.
Reicht das aus, um die Sicherheit im Landkreis zu gewährleisten?
Moritz: Ja.
Wie hat sich die Sicherheitslage in den vergangenen Jahren geändert?
Moritz: In den letzten Jahren sind, vor allem im Bereich der Eigentumskriminalität, ansteigende Fallzahlen festzustellen. Dieser Trend entspricht der Entwicklung im Bundes- und Ländervergleich. 2011 wurden von 8 012 erfassten Fällen 58,2 Prozent aufgeklärt, im Jahr 2014 (9 392 Fälle) lag die Aufklärungsquote bei 56,8 Prozent.
Wie ist die Altersstruktur im Revier Wittenberg?
Moritz: Der Altersdurchschnitt der 211 Polizeivollzugsbeamten im Revier liegt bei 47,3 Jahren. Davon sind 135 Beamte der Schutzpolizei zugeordnet, 62 versehen ihren Dienst bei der Kriminalpolizei. Von den 135 Polizisten im Vollzugsdienst sind 72 für die Besetzung der Streifenbereiche vorgesehen und 20 als Regionalbereichsbeamte eingesetzt, sieben sind in Altersteilzeit.
Wie reagieren Sie auf die Leser-Kritik an die jungen Polizeibeamten, die angeblich selbst die Straßenverkehrsordnung übertreten?
Moritz: Diese Kritik ist hier nicht bekannt. Beschwerden an der Arbeit der Polizei nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. Sie können dem Lagezentrum der Polizeidirektion oder übers elektronische Polizeirevier vorgebracht werden. Es besteht die Möglichkeit, Beschwerden bei der Beschwerdestelle des Innenministeriums einzureichen. (mz)
