Kurze Geschichte des Arado-Werkes
Wittenberg/MZ. - Ausgehend vom Lageplan des Werkes mit den Fertigungshallen, Direktionshaus (das Gebäude beherbergt heute das Finanzamt), Sicherheitsabteilung, Feuerwehr, Lehrwerkstatt, Sport- sowie Tennisplatz und dem Aufbau erläuterte Renate Gruber den Werdegang, ausgehend von dem Besuch eines Beauftragten des Reichsluftfahrtministeriums am 29. Juli 1936. Er unterbreitete dem Wittenberger Magistrat die Absicht, in Wittenberg eine Flugzeugfabrik zu errichten. Das Mittelfeld, zwischen Dresdener, Zahnaer und Triftstraße gelegen, schien geeignet zu sein, zumal eine Anbindung an die Bahn problemlos möglich war.
Wer von den Eigentümern sein Land nicht hergeben wollte, wurde enteignet. Bereits 1938 sei das Werk produktionsfähig gewesen, erklärte Renate Gruber. Erster Baumeister und später Geschäftsführer war Kurt Dunkelmann. "1936 war er gerade 30 Jahre alt, verheiratet mit Ehefrau Erika, er hatte fünf Kinder", erzählte die Referentin. "Dunkelmann war ein höchst humanistisch gesinnter Mensch." Nachdem er in Wittenberg die Auswirkungen der "Reichskristallnacht" erlebt hatte, trat er aus der NSDAP aus. Doch man habe auf sein Wissen nicht verzichten wollen, darum behielt er seinen Posten. Drei Juden, die im Werk gearbeitet hatten, habe er so lange wie möglich beschützt. Und eben diese sagten 1945, als Dunkelmann von der Roten Armee abgeholt worden war, für ihn aus. Dunkelmann wurde später Direktor der Neptun-Werft. Seine Frau wurde bekannt als Defa-Schauspielerin, "sie hat in Wittenberg Theatergruppen geleitet", fügte Renate Gruber hinzu.
1939 zählte das Flugzeugwerk 2 330 Lohn- und 254 Gehaltsempfänger. 1941 war die Zahl auf 3 409 beziehungsweise 394 Beschäftigte gestiegen. Da immer mehr Männer eingezogen wurden, griff man zur Arbeit auf KZ-Häftlinge zurück, die in Baracken neben dem Werk untergebracht wurden. "Besonders kleine Frauen wurden gesucht, für die Montage der engen Flugzeugkanzeln", erläuterte Renate Gruber. Gebaut wurden Teile für verschiedene Flugzeugtypen, die Montage erfolgte in Lönnewitz. Interessant waren die Bemerkungen einiger der über 80 Zuhörer, die zumindest eine Zeit lang im Werk gearbeitet hatten. Sie korrigierten Details, fügten aber auch manch Wissenswertes hinzu.