Kunst in Bad Schmiedeberg Kunst in Bad Schmiedeberg: Kern für ein kreatives Nest
BAD SCHMIEDEBERG/MZ - Ein Kunstmarkt könnte entstehen, „hier auf der Piazza Grande, wo der Boden so wunderbar glatt ist“, lebt Doris Reim gerade ihre Vision aus. Die Natursteinplatten des Marktes, auf den sie von ihrer Galerie aus blickt, böten sich wunderbar an. „Da müssen im Sommer Tische und Schirme stehen.“ Doch der Sommer ist noch weit, die Galerie „Kunstschmiede viapictura“ gerade einmal ein Vierteljahr offen.
In der Kunst verwirklicht
Was Doris Reim, die zwischen Hessen, Berlin und nun auch Bad Schmiedeberg pendelt, nicht davon abhält, Ideen zu haben. Die erste hat sie bereits verwirklicht. Als sie ihren Beruf (sie war Ingenieurin für Haustechnik) aufgab, richtete sie mit der Abfindung ein kleines Atelier in Hessen ein. „Ich habe mich verwirklicht“, sagt die heute 66-Jährige stolz, die sich seither ganz der Malerei und Modellierung von Keramik widmet. Nach Bad Schmiedeberg kam sie eher durch einen Zufall. Ihr Mann und drei Freunde hätten vor 20 Jahren das Haus am Markt gekauft und modernisiert. Doch der Plan, es zu vermieten, sei nicht aufgegangen. „Da hat mich mein Mann gefragt, ob ich nicht ein paar Bildchen in den Laden stellen möchte.“ Doris Reim fuhr nach Bad Schmiedeberg, sah sich die kleine Stadt an und verliebte sich in sie. Ihr Vergleich mit Venedig, wo einst verödete Stadtteile durch die Kunst gewonnen hätten, mag weit hergeholt klingen.
Malerei, Keramik und Fotografien sind derzeit in der „Kunstschmiede viapictura“ in Bad Schmiedeberg, Leipziger Straße 65, zu sehen.
Die Galerie am Rathaus hat jetzt im Winter freitags bis sonntags zwischen 14 und 17 Uhr oder nach Vereinbarung geöffnet. Ab Ostern ist donnerstags bis sonntags, 14 bis 18 Uhr, und nach Vereinbarung offen.
Kontakt und Infos gibt’s unter Tel. 0163/8 34 49 77 oder im Internet auf www.viapictura.de.
Aber im Gespräch wird deutlich, dass ihr eine gewisse Beharrlichkeit, was ihre Ziele angeht, eigen ist. Dazu kommt, dass sie in Cornelia Hohenstein-Scheer eine Freundin gefunden hat. Die gebürtige Wittenbergerin hat nebenan ihr Atelier, ist nach etlichen beruflichen Wechselfällen seit 2007 selbstständig und gibt inzwischen Kurse in den Kurkliniken. Malen und das Spinnen am Spinnrad kann man bei ihr erlernen, in naher Zukunft will sie auch Wolle färben. „Du gibst mir mit deinem Optimismus Kraft“, sagt die 46-Jährige zu Doris Reim. Nach sieben Jahren sei bei ihr „etwas die Luft raus gewesen“. Die Frauen verstehen sich prächtig. Natürlich sind Werke von beiden in der Galerie zu sehen und käuflich zu erwerben.
Anklinken im Cranachjahr
Das Konzept der Galerie ist einfach. Künstler können hier einige ihrer Werke ausstellen. Eine Provision beim Verkauf fällt nicht an. Dafür wechseln sich die Künstler ab und halten die Galerie offen, jeder zahlt außerdem einen (geringen) Beitrag zu den monatlichen Betriebskosten. „Ohne Conny wäre das nicht möglich. Man braucht hier einen Ansprechpartner“, weiß die Ältere. Am 3. Oktober 2014 wurde die Galerie eröffnet, „es ist auch ein Einheitsprojekt“, findet sie. Derzeit sind fünf Künstler in Bad Schmiedeberg präsent.
„Vielleicht entsteht hier ein kreatives Nest, wenn wir einen Kunstmarkt mit Straßenmalfestival etablieren. Ich habe so etwas schon erlebt, das ist toll“, schwärmt Doris Reim. Die Idee dahinter: Bad Schmiedeberg könnte sich anklinken an Wittenberg, Cranachjahr und Luther. „Die kleine Schwester Bad Schmiedeberg. Mit kleinen schönen Dingen in Sachen Kunst.“ Das würde ihr gefallen.