Kultusausschuss fordert jetzt mehr Geld für die Bibliothek
GRÄFENHAINICHEN/MZ. - 10 000 statt bisher 7 000 Euro sollten der Einrichtung allein für die Beschaffung neuer Bücher und anderer Medienträger im Haushaltsjahr 2010 zur Verfügung stehen.
Inwieweit der Stadtrat dem Ansinnen angesichts knapper Haushaltslage und drohender erheblicher Einnahmenverluste durch die geplante Novellierung des Finanzausgleichsgesetzes (die MZ berichtete) folgen wird, ist allerdings völlig offen. Aber, sagt Gewerbeamtsleiterin Petra Helbig, man habe jetzt erst einmal eine Richtzahl, mit der man in die Beratungen zum neuen Haushalt gehen könne. Die Aufstockung der Mittel für die Buchbeschaffung in der Stadtbibliothek ist für deren Leiterin Veronika Keutel dringend notwendig. Sie warnt davor, dass bei Nicht-Aktualisierung des Bestandes "ein ernsthaftes Problem" auf die Bibliothek zukomme, "die Grundlage für die Arbeit verloren" gehe und die Einrichtung irgendwann ihrer eigentlichen Funktion nicht mehr nachkommen könne.
"Unsere Leser wollen lesen, was Deutschland liest", betonte Veronika Keutel und versuchte sich in einer Erklärung dessen, wie der Bibliotheksbestand künftig aussehen müsse.
Tatsächlich habe die städtische Einrichtung in den Jahren nach der Wende erheblich in den Bestand investieren können. Mittel hätten damals reichlich zur Verfügung gestanden. Von 90 000 Mark und mehr redet die Bibliothekschefin. Doch vieles was damals angeschafft worden ist, sei mittlerweile überholt.
So müsse man feststellen, dass das Internet die zuvor große Nachfrage nach Fachbüchern praktisch ausgehebelt habe. Allerdings warnt Kultusausschuss-Vorsitzender Hilmar Müller (CDU) auch wieder davor, gänzlich auf Nachschlagewerke zu verzichten.
Was die Bibliothek auf jeden Fall neben den aktuellen Bestsellern brauche, seien Lernhilfen und Übungsmaterial. Das derzeit Vorhandene anzubieten, kollidiere ganz einfach mit dem bibliothekarischen Gewissen, meint Veronika Keutel und sieht ähnliche Defizite auch bei stark nachgefragter Reiseliteratur. Die gute Aufmachung der existierenden Bücher könne einen Makel nicht beseitigen: Sie seien allesamt schon zehn, 15 Jahre alt.
Neuanschaffungen tun Not, daran sind sich Bibliothekarin und Ausschussmitglieder einig. Das Interesse, so der Tenor, hänge zweifellos mit dem Bestand zusammen. Doch müsse auch noch stärker als bisher die Werbetrommel für die Bibliothek gerührt werden. Ob private Schenkungen oder der Ankauf gebrauchter Bücher trotz knapp bemessener Mittel den Bestand aktualisieren helfen, ist nicht sicher. Als Idee stehen beide Varianten allerdings im Raum.
Doch Bücherei-Chefin Veronika Keutel warnt auch davor. Wer verkaufe denn seinen aktuellen Bestseller? Und was passiere mit geschenkten 40, 50 Jahre alten Büchern, die am Ende auch niemand lesen wolle?