Kropstädter Verein feiert Kropstädter Verein feiert: "Jetzt kann die 60. Karnevalssaison losgehen."

Kropstädt - Lange muss das Kropstädter Publikum nicht warten, dann ist das Geheimnis keines mehr. Juliane I. und Matthias II. werden den Kropstädter Karnevals-Club in der kurzen Jubiläumssession regieren, Regenten über „Kropstädt, Ließnitz, das nördliche Wittenberg und den südlichen Fläming“. An ihrer Seite steht das Nachwuchspaar Fabian I. und Joleen I. Nach der Übergabe der Insignien der Macht von den Vorgängern freut sich Präsident Heiko Böhme: „Jetzt kann die 60. Karnevalssaison losgehen“.
Prinz Mattias stammt eigentlich aus Pratau, den 31-Jährigen hat vor zehn Jahren die Liebe nach Kropstädt und zum Karneval gebracht. Prinzessin Juliane, gebürtige Kropstädterin, ist seit 1996 im Verein. Auf die Frage, welche Fähigkeiten ein Prinzenpaar mitbringen muss, antworten beide: „Durchhaltevermögen.“ Das braucht auch Ortsbürgermeister Dominik Aust (parteilos), dem keinerlei Wehmut bei der Übergabe des Schlüssels anzusehen ist. Er scheint froh, dass endlich wieder jemand da ist, der freiwillig regieren will.
Feiern mit dem Rosaroten Panther
Und dass kein Geld in der Kasse ist (nur ein paar kleine Fläschchen Restalkohol vom vergangenen Jahr), müssen sich die Karnevalisten selbst zuschreiben. „Das Ortsbudget ist vom Ortschaftsrat schon abgeräumt. Da müsst Ihr eher anfangen“, rät Aust. Böhmes Drohung, man hätte im Falle seines Nichterscheinens das Büro nicht in seinem derzeitigen Zustand belassen, lässt den Ortsbürgermeister ebenfalls kalt. „Das mit dem Büro hätte ich gern gehabt, das hättet Ihr ordentlich putzen können“, meint er.
Die Idee, Karneval zu feiern, hatten die Kropstädter 1956 aus Pretzsch bekommen. Max Röder und Erich Grabosen, zwei Herren vom Vorstand des Sportvereins, waren in der Elbestadt zur Kur und hatten sich dort das närrische Treiben angesehen. Schnell wurde der Karneval, den traditionellen Fastnachten und einem schon bestehenden Maskenball zum Trotz, etabliert. In aller Eile wurde ein Elferrat gegründet, Mädchen probten als Funken einige Tänze, Lehrer Walter Kohl (er war auch erster Präsident des Vereins) schrieb die Karnevalshymne.
Der erste Umzug fand bereits Anfang März 1957 statt, die Strecke führte ganze 200 Meter weit von einer Gaststätte zur nächsten im Ort. Die LPG stellte Traktoren und Wagen für den Umzug, Mitte der 70er Jahre wurden ein Chor und das Männerballett gegründet. Ihren Schlachtruf, dreimal ein donnerndes „Kro-Lie“, haben die Narren der Geschichte des Ortes entlehnt. Kropstädt hieß früher Ließnitz. Das „Helau“ kam später noch dazu.
Dann kramt Dominik Aust noch einmal in seinen Mitbringseln. Er hat das lange Motto der Karnevalisten „Wer hat an der Uhr gedreht? Kinder, wie die Zeit vergeht, 60 Jahre sind wir nun jung, weiter geht’s mit vollem Schwung“ genau gelesen. Und zückt, passend zur ersten Zeile, einen rosaroten Plüsch-„Glücks“-Panther hervor, den er der Prinzessin in den Arm drückt.
„Mit 60 ist man heute in einem guten Alter“
Heiko Böhme revanchiert sich mit einem Erste-Hilfe-Koffer, darin finden sich eine lustige Mütze, die Apothekenumschau, Zahnseide, eine Flasche Stärkungsmittel und ein Kamm. Was letzteren angeht, kann sich keiner erklären, wie er hinein gekommen ist und warum er nötig sein sollte. Die Funkengarden zeigen sich in Bestform, sind es gerade noch zwei Monate bis das große Funkentreffen des Landkreises (Böhme nennt es „Funkenfestspiele“) in Kropstädt stattfindet.
„Mit 60 ist man heute in einem guten Alter“, verkündet Heiko Böhme das Offensichtliche. Aber Karnevalisten werden bekanntlich nicht älter, sie hören allenfalls auf, wenn ihnen der Humor ausgeht. Aber das soll bisher nur in Ausnahmefällen vorgekommen sein. (mz)