Kriminalität Kriminalität : Im Kreis Wittenberg auffällig viele Automaten gesprengt

Wittenberg - Zuletzt ist es an der Friedhelm-Gärtner-Straße im Wittenberger Stadtteil Abtsdorf und am Forsthaus „Leiner Berg“ bei Vockerode passiert: Unbekannte haben Zigarettenautomaten aufgesprengt, um an den Inhalt zu gelangen. Am 19. Februar in Abtsdorf konnten die Täter Zigaretten und Bargeld erbeuten.
Am 16. Februar am Forsthaus gingen die Täter leer aus, weil es dort außerhalb der Saison nichts zu holen gab. Die jüngsten Taten reihen sich ein in eine ganze Serie ähnlicher Vorfälle, wie Polizeisprecher Ralf Moritz auf Nachfrage berichtet.
Etwa 30 Fälle in der Region
Schon dreizehn Mal seien seit Anfang des Jahres Zigarettenautomaten im Kreis Wittenberg aufgebrochen worden. Auch in der Stadt Dessau-Roßlau und im Nachbarkreis Anhalt-Bitterfeld habe es auffällig viele solcher Vorfälle gegeben, rund 30 seien es nun insgesamt.
Zu den Sprengungen sagt Moritz: „Für Leute, die vorbeikommen, ist das nicht ungefährlich, aber das nehmen die Täter billigend in Kauf.“ Er erinnert an einen Vorfall im Oktober 2018. Damals kam ein junger Mann beim Versuch, einen Fahrkartenautomaten an einer S-Bahn-Haltestelle in Halle aufzusprengen, selbst ums Leben.
Personen kamen in der aktuellen Serie von Sprengungen noch nicht zu Schaden, aber laut Polizeisprecher Moritz ist der Sachschaden erheblich. Das sei schon allein deshalb der Fall, weil jeder zerstörte Automat etwa 4.000 Euro wert sei. Erbeutetes Bargeld und der Wert entwendeter Zigaretten kommen hinzu.
Etwa neun der 30 Fälle in der Region haben sich laut Moritz in der Silvesternacht ereignet und seien vielleicht auf Übermut zurückzuführen. „Die anderen Fälle ließen aber eine Bereicherungsabsicht erkennen.“ Die Polizei schließt zwar einen Zusammenhang der Aufbrüche mit denen in der Umgebung nicht aus, andererseits unterscheiden sich Moritz zufolge die Begehungsweisen der Taten zum Teil voneinander.
Auch sei noch unklar, ob es vorrangig um das Bargeld oder um Zigaretten gehe. Es seien aber jede Menge unterschiedlicher Spuren gesichert worden.
Handel steht im Vordergrund
Ob die Vielzahl der Automatenaufbrüche generell Sorgen bereiten, lässt sowohl Tobaccoland als auch der Bundesverband Deutscher Tabakwaren-Großhändler und Automatenaufsteller (BDTA) auf MZ-Nachfrage offen. Der BDTA gibt zwar bekannt, dass in Deutschland rund 300.000 Zigarettenautomaten aufgestellt sind und dass etwa 150 mittelständisch strukturierte Tabakwaren-Großhändler und Automatenaufsteller mit 4.500 Beschäftigten in der Branche tätig sind.
Allerdings gebe es keinen Überblick über kriminelle Handlungen. Wo sich aus Sicht von Tobaccoland momentan ein Tatschwerpunkt zeigt, bleibt unbeantwortet.
Indes reagiert die Branche auf Automatenaufbrüche mit technischen Raffinessen: Es ist schon möglich, Geldscheine in Automaten bei Explosionen unbrauchbar zu machen, indem ein Farbstoff die Scheine einfärbt. Die Technik scheint allerdings in Wittenberg und Umgebung noch keine Rolle zu spielen. (mz)