1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Kreismusikschule und Pinocchio: Kreismusikschule und Pinocchio: Lange Nase auf der Bühne

Kreismusikschule und Pinocchio Kreismusikschule und Pinocchio: Lange Nase auf der Bühne

Von Marcel Duclaud 18.10.2019, 16:56
Probenfoto: Sophia Oertel als Pinocchio, Nanett Johannes als Katze, Harald Heinrich als Fuchs.
Probenfoto: Sophia Oertel als Pinocchio, Nanett Johannes als Katze, Harald Heinrich als Fuchs. Michael Stolle

Wittenberg - „Großartig“, sagt Ina Iske-Schwaen. Die Berlinerin ist die Witwe des 2007 im Alter von 98 Jahren verstorbenen Komponisten Kurt Schwaen, der vielen ein Begriff ist, jenen insbesondere, die in der DDR aufwuchsen. Am Donnerstag reiste die alte Dame, die das Archiv ihres Mannes leitet, nach Wittenberg.

Hier wird Anfang November eine Kinderoper von Kurt Schwaen dargeboten, für die sich einst sehr oft der Vorhang hob. Genau 788 Aufführungen von „Pinocchios Abenteuer“ sind in der DDR gezählt worden, nach der Wende wurden es weniger, 2009 fand die letzte statt. Nun wird es eine neue Inszenierung geben, die sich die Kreismusikschule Wittenberg auf die Fahnen geschrieben hat - mit zahlreichen Partnern. Gesangsstudenten der Universität Halle-Wittenberg sind ebenso einbezogen wie Musiker des Paul-Gerhardt-Orchesters, der Kinderchor der Musikschule ist dabei, das Tanzstudio Porwol, jüngere und ältere Gesangsschüler, einer zählt 69 Jahre.

Profis treffen Laien, rund 50 Akteure werden auf der großen Bühne der Phönix-Theaterwelt stehen, hinzu kommen zehn Musiker. Ina Iske-Schwaen freut sich sichtlich über diese Wittenberger Initiative. Sie erinnert sich noch daran, wie ihr Mann die Oper schrieb.

Die Buntheit der Fabel habe ihn gereizt. Und der Erfolg von „König Midas“ motivierte ihn. Rund zehn Monate komponierte Kurt Schwaen an der Kinderoper, eine für ihn ungewöhnlich lange Zeit. Was daran gelegen habe, dass die Textautoren, Wera und Claus Küchenmeister, in Verzug waren. Am 30. September 1970 fand in Zwickau die Uraufführung statt.

Profis sind beteiligt

Nun also Wittenberg: Musikschuldirektor Markus Biedermann spricht mit Blick auf „Pinocchio“ von einer Pflanze, die von Woche zu Woche wächst. Er meint nicht zuletzt die Dimensionen, die Herausforderung, die Komplikationen. Bereits seit Januar wird an dem ehrgeizigen Projekt gearbeitet - wesentlich beteiligt sind Gesangslehrerin Virginia Weidlich, die für die Inszenierung verantwortlich zeichnet und Michael Stolle, Kapellmeister im Ruhestand mit Lehrauftrag an der Uni in Halle, der die Orchesterpartitur für eine Kammerbesetzung bearbeitet hat und die Aufführung dirigieren wird.

Er schätzt den Komponisten Kurt Schwaen und hat ihn noch erlebt, berichtet von einem Briefwechsel. Stolle weist darauf hin, dass es sich um ein anspruchsvolles Werk handelt - nicht zuletzt deshalb werden Hauptrollen von Gesangsstudenten besetzt. Auch Bühnenbild und Kostüme liegen in den Händen von erfahrenen Menschen, die Brüder Hugo und Bernhard Wieg kümmern sich darum.

„Auweia, worauf hast du dich eingelassen.“ Dass sie solche Gedanken hegte, leugnet Virginia Weidlich nicht. Sie spricht von schwierigen Partien, etwa für den Kinderchor. Nicht einfach sei überdies, Profis und Laien in Übereinstimmung zu bringen. Ganz abgesehen von dem Problem, gemeinsame Termine für Proben zu finden. Aber trotz der ganzen Arbeit, die quasi nebenbei laufen muss.

Es sei schön zu erleben, mit welchem Eifer die Beteiligten das Projekt Kinderoper „Pinocchios Abenteuer“ verfolgen. Und wenn die Gesangsschüler Melodien der Oper auf der Straße singen, sei einiges erreicht. Direktor Biedermann spricht in dem Zusammenhang vom „Bewahren“ als eine Aufgabe, die Musikschulen haben.

Nicht unerhebliche Kosten

Und weil es keinen Etat gibt, für das Einstudieren solcher Aufführungen, aber natürlich trotzdem Kosten entstehen, ist der Freundeskreis der Musikschule ebenfalls eingebunden. Rund 7 000 Euro, berichtet Antje Rexin, seien bereits eingeworben.

Die Oper um die Marionette Pinocchio, die vom Lügen eine lange Nase hat, die eigensinnig ist und reichlich Abenteuer erlebt bevor sich ihr Wunsch erfüllt, ein Junge aus Fleisch und Blut zu werden, wird in Wittenberg beinahe ungekürzt und ohne Streichungen auf die Bühne kommen. Das sei selten, sagt die Witwe des Schöpfers - und ist gespannt auf die Inszenierung.

››Die Premiere findet am 2. November ab 16 Uhr im Phönix-Theater statt, eine zweite Aufführung ist für den 23. November vorgesehen, ebenfalls 16 Uhr. (mz)

Am Projekt „Pinocchios Abenteuer“ beteiligt sind neben anderen: Antje Rexin, Roswitha Porwol, Virginia Weidlich, Ina Iske-Schwaen, Michael Stolle und Markus Biedermann (von links).
Am Projekt „Pinocchios Abenteuer“ beteiligt sind neben anderen: Antje Rexin, Roswitha Porwol, Virginia Weidlich, Ina Iske-Schwaen, Michael Stolle und Markus Biedermann (von links).
Alexander Baumbach