Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: «Weitblick» beschert eine Lehrstelle
BAD SCHMIEDEBERG/MZ/MAC. - Jasmin Grunert sieht zufrieden aus - und ein bisschen aufgeregt. Die junge Dame hat ihren Ausbildungsvertrag in der Tasche. Das an sich ist keine große Nachricht, allerdings handelt es sich um eine Förderschülerin - und Förderschüler haben gemeinhin schlechte Karten, wenn es um die Lehrstellensuche geht. Dass am Donnerstag eine Menge Menschen im Festsaal des Kurhauses zusammenkamen, hat freilich noch einen anderen Grund. Es handelt sich um den ersten Ausbildungsvertrag, der im Rahmen des Modellprojektes "Weitblick" geschlossen worden ist.
Seit 2009 bereits kooperieren das Eisenmoorbad, die Landesvereinigung für Gesundheit Sachsen-Anhalt und die "Schule an der Lindenallee" in Gräfenhainichen, um eben Förderschülern eine frühe und langfristige Ausbildungs- und Berufsperspektive zu ermöglichen. Jasmin Grunert, die jetzt in Bad Schmiedeberg eine Lehre zur Fachkraft im Gastgewerbe beginnt, hat an der Wittenberger Pestalozzi-Schule jüngst ihren Hauptschulabschluss gemacht und parallel Wochenpraktika im Servicebereich der Kur GmbH absolviert. Die Praktika werden auch zahlreichen anderen Gräfenhainichener Förderschülern ermöglicht. Schon ab der siebenten Klasse sollen sie beginnen, die allgemeine Berufsvorbereitung sogar noch früher. Die Zeit soll nicht zuletzt dafür genutzt werden, um mögliche Schwächen, die sich ergeben, gezielt anzugehen. Für die Förderschüler sind zudem eigens spezielle Programme entwickelt worden zum Erwerb von "Arbeits-, Gesundheits- und Lebenskompetenzen". Das Eisenmoorbad bietet eine breite Palette von Praktikumsmöglichkeiten - je nach Fähigkeiten und Interessen. Die jungen Leute können sich orientieren in Richtung Gärtner oder Hauswirtschaftshelfer, Koch oder Restaurant-Fachkraft.
"Klagen", sagte Kurdirektor Deddo Lehmann am Donnerstag, "reicht nicht. Man muss den Mut haben, neue Wege zu beschreiten und Risiken einzugehen." Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass das Rekrutieren von Fachkräften schwieriger werde. Dass es anfangs auch in seinem Hause Skepsis gab, verschweigt er nicht. Es habe sich aber inzwischen eine gute Zusammenarbeit entwickelt. Die soll jetzt noch ausgeweitet werden. Zwei neue Partner sind gefunden, die in ihren Unternehmen ebenfalls Praktika für Förderschüler anbieten: die Kampmann GmbH und die Treibacher Schleifmittel Zschornewitz GmbH.