Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Tapferer Kinderprinz - «Trebitz - Helau!»
trebitz/MZ. - Einer der Trebitzer Karnevals-Offiziellen war in diesem Jahr besonders tapfer. Kinderprinz Martin hielt seine eifrig beklatschte Rede zum Straßenkarneval trotz Fiebers - und wurde dann ins Bett geschickt, um sich bis zum Kinderkarneval am kommenden Sonnabend auszukurieren.
Um 13.13 Uhr begann der nunmehr 51. Umzug durch das Dorf, das viel auf seinen Traditionsverein hält. Der feiert im nächsten Jahr runden Geburtstag, dann wird zum 60. Mal in Folge das "Trebitz - Helau!" durch die Straßen gellen. Raik Buchta, der Vorsitzende des Vereins, hat 34 davon selbst mit erlebt, davon 23 in leitender Position.
Mit Reinsdorf, Kemberg und einer kleinen Abordnung aus Zahna sind befreundete Vereine aufmarschiert - das Schönste für Buchta ist aber, dass so viele Orte aus der Umgebung sich aufgemacht haben, einen Wagen zu gestalten und mitzulaufen. Eigentlich sei der Name "Trebitzer Umzug" fehl am Platze, erklärt er. "Das ist unser Umzug der Region." Auch ein sonst wenig närrisch bekanntes Völkchen hat sich unter die knapp 600 "Mitläufer" gemischt - ein Fahrzeug des Wittenberger Technischen Hilfswerks fuhr mit Luftballons geschmückt durch den Ort. Fantasievoll kann man die blauen Uniformen zwar nicht nennen, aber deswegen gab es nicht weniger Applaus. Und unter Kakerlaken, Suppentöpfen und Waldelfen fielen die blauen Jungs (und eine Frau) auch nicht weiter auf. Gegen 15 Uhr ging es auf dem Hof am "Saloon" weiter.
Die "11. Kompanie" feierte ihren 40. Geburtstag, zünftig mit Torte. Und das Publikum ließ sich von den "Scheunenrockern" aus Oldenburg unterhalten. "Es ist zwar ein wenig windig, aber sonst fetzt es", sagt Florian Goldacker, einer der Bösewiger Ölscheichs. Im Kinderwagen vor sich hat er den mutmaßlich jüngsten Umzugsteilnehmer. Der drei Monate alte Linus sei der hundertste Nachfahre von Scheich "Bösil", erklärt er. Dass Karneval in den Genen liegen muss, bestätigt Carla Wurbs. "Wir haben 20 Jahre mitgemacht und jetzt pausiert, aber im nächsten Jahr sind wir wieder mit der ganzen Familie im Alter von fünf bis 74 dabei", erzählt die Trebitzerin. Die Kinder seien zwar weggezogen, aber zum Umzug kämen alle wieder in die alte Heimat zurück. "Die brauchen den Trebitzer Karneval einfach", gibt sie sich überzeugt.
Bei Christiane Much ist das ähnlich. Die 22-Jährige ist im Verein seit ihrem fünften Lebensjahr aktiv. "Wenn es die Arbeit zulässt, muss ich dabei sein", sagt sie. Ihr Cousin bekleidet in diesem Jahr das wichtigste Amt - Eike Scheel ist zusammen mit seiner Angebeteten Franziska Kühn Prinz und Prinzessin. "Jeder im Verein ist mal dran, aber es muss auch zeitlich passen", erzählt der Neu-Hallenser. Sieben Veranstaltungen in einer Woche seien zu absolvieren, bis weit über den Aschermittwoch reichen die Verpflichtungen, die mit dem Amt verbunden sind. Mit der neuen Vereins-Location im "Saloon" zeigt er sich zufrieden. "Nach all dem Ärger muss man sagen, es klappt. Man sitzt etwas kuschliger, aber wer ein richtiger Karnevalist ist, den stört das nicht", sagt Scheel.