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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Pfadfindergefühle am See

Von Alexander Baumbach 21.05.2012, 16:07

Bergwitz/MZ. - Die Regeln für einen Überfall sind klar: Man muss sie der Lagerleitung anmelden, Gewalt, Entführungen und mutwillige Zerstörungen sind verboten - und ab 2.30 Uhr herrscht Überfallverbot beim Jungscharlager des evangelisch-freikirchlichen Bundes am Bergwitzer Forsthaus. Das alles kann man sogar im Internet nachlesen - notwendigerweise, versuchen doch in jedem Jahr ehemalige Teilnehmer und Mitarbeiter des Zeltlagers, die Fahne der Kinder und Jugendlichen zu stehlen.

Viertes Treffen im Wald

Etwa 120 Jugendliche und über 50 Mitarbeiter hatten sich von Mittwoch bis Sonntag zum vierten Mal mitten im Wald versammelt und verbrachten eine Jugend-Freizeit nach olympischem Motto.

Jedes Jahr steht das Jungscharlager unter einem anderen Titel. In diesem Jahr geht es vor allem um das sportliche Großereignis in London und welche Parallelen Jugendliche zwischen Sportlern und moralischen Werten ziehen können. "Gott ist wie ein Trainer", heißt es etwa in einem der Gesprächskreise. Davina, die dem "Russland"-Team angehört, soll ihre Talente aufzählen. Und Vanessa schreibt auf, was sportlicher Ehrgeiz und geistliche und geistige Entwicklung gemein haben. Dominierten diesen Runden vorrangig theologische Themen, geht es nachmittags dann richtig rund im Camp. "Wir planen wie immer eine Nachtwanderung mit Stationen wie Tierstimmen bestimmen und dem Ertasten von Fellen", erzählt Rebecca Girlich, die mit ihrem Mann Helmar die Jungschar in Bergwitz zum dritten Mal leitet. Auch ein sportlicher Parcours wird abgesteckt, ein Floß auf dem Bergwitzsee gezimmert. Ein Geländespiel ist an Sid Meiers Klassiker "Die Siedler" angelehnt. "Das ist dann wie ein richtiges Computerspiel - nur mit ganz vielen Kindern im Wald", erklärt sie.

Pfadfindergefühle kommen da auf. "Unsere Kinder sind nicht nur Kinder aus den Baptisten-Gemeinden", berichtet die angehende Ergotherapeutin weiter. Auch Kinder aus sozial schwachen Familien werden mitgenommen, die Kindertafel "Schnitte" aus Halle etwa entsendet jedes Jahr einige Kinder und Jugendliche zu dem mehrtägigen Lager. Die Teilnahmegebühr von 55 Euro pro Kind wird dann meist von den Gemeinden oder aus anderen Spenden bestritten.

Beim Flirten funkt es

Aber nicht nur der Spaß und die gemeinsame Zeit mit anderen Kindern bringt so ein Lagerleben hervor - auch zwischenmenschlich funkt es hier und da. "Mein Mann und ich, wir kennen uns schon aus so einem Jugendlager", erzählt Rebecca Girlich. Nach ihrem Amtsvorgänger Hans-Joachim Schwan, der seit 1995 die Jugendarbeit der Freikirchler in einem Lager in Billberge bei Stendal begleitete, seien diese Freizeiten sogar eine zeitlang als "Hajos Flirtcamp" bekannt gewesen, erzählt die 25-Jährige schmunzelnd.