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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Ölmühle droht Stilllegung

Von MARKUS WAGNER 16.11.2011, 19:11
Das Biodieselwerk von Dreyfus in Wittenberg darf weiter produzieren.
Das Biodieselwerk von Dreyfus in Wittenberg darf weiter produzieren. Kuhn/Archiv Lizenz

WITTENBERG/MZ. - Der Biodieselanlage in Wittenberg droht die teilweise Stilllegung. Das Landesverwaltungsamt hat dem Betreiber Zeit bis 30. November gelassen, um nochmals Einwände gegen einen Entzug der Betriebserlaubnis vorzubringen. Sind die nicht stichhaltig, so eine Sprecherin, werde der Entzug schriftlich ausgesprochen. Ursache sind Messungen von unabhängigen Laboren im Oktober, bei denen "wesentlich erhöhte Geruchseinheiten" festgestellt worden waren.

"Wir sind in einem laufenden Prozess und mit der Behörde in enger Abstimmung", sagt der Leiter des Biodieselwerks von "Louis Dreyfus Commodities Wittenberg", Franz Geerdes. Mehr war am Mittwoch von Dreyfus nicht zu erfahren. Bekannt ist allerdings, dass es in der vergangenen Woche ein Gespräch im Landesverwaltungsamt gegeben hat, in dem Dreyfus die Entziehung der Betriebserlaubnis für die Ölmühle angekündigt worden ist. Sollte sie in Kraft treten, könnte Dreyfus in Wittenberg keinen Raps mehr verarbeiten. Allein der Anlagenteil, in dem aus - dann anzulieferndem - Rohöl Biodiesel gemacht wird, könnte weiter betrieben werden. "Der dauerhafte Betrieb der Ölmühle ist erst wieder zulässig, wenn die festgelegten Emissionsbegrenzungen nachweislich eingehalten werden", betont das Landesverwaltungsamt.

"Es tut uns leid, dass sie es nicht in den Griff bekommen haben." Friedrich Heiner List - einer der Piesteritzer Anwohner, die massiv gegen die Geruchsbelästigung vorgegangen waren, sagt aber auch, "dass wir uns das nicht jahrelang gefallen lassen müssen". Sollte Dreyfus gegen die Anordnung vorgehen, ohne das Problem zu lösen, "werden wir auch kämpfen". Allerdings glaubt List, dass "eine technische Lösung an diesem Standort gar nicht möglich ist".

"Geht nicht, gibt's nicht", sagt dagegen Oberbürgermeister Eckhard Naumann (SPD). Er habe den Verantwortlichen bei Dreyfus geraten, mit mehr Offenheit gegenüber den Anliegern zu agieren. So will er auch die Androhung des Landesverwaltungsamtes interpretieren: "Es ist das Signal, schneller und offensiver an die Lösung heranzugehen." Naumann hält Dreyfus zugute, dass die Firma anspruchsvolle Arbeitsplätze anbiete und in den Standort investieren will.

Das hat man schon fleißig getan. Bereits Dreyfus' Vorgänger hatte von millionenschweren Investitionen in die Abluftfilter gesprochen. Geholfen hat das nicht. Im Herbst 2010 hatten Messungen "eine erhebliche Überschreitung der (...) festgelegten Emissionsbegrenzungen der Geruchsstoffkonzentration" gezeigt. Da war die Anlage schon drei Jahre in Betrieb - und zwar "abweichend von der erteilten Genehmigung ohne wirksame Abgasreinigungsanlage", wie das Landesverwaltungsamt schon 2008 feststellte. Zunächst führte der nachträgliche Einbau von Filtern - Bakterien in großen Containern, von der Dessauer Straße aus gut zu sehen, sollten die Geruchsstoffe fressen - immer wieder zu Pausen in der Produktion. Bis Februar 2008 bemühte man sich, die Filter zum laufen zu bringen, dann ruhte der Betrieb - mit wenigen Ausnahmen. Der Betreiber war auch in unternehmerische Schwierigkeiten gekommen. So schwerwiegende, dass Anfang 2009 die Anlage an den heutigen Eigentümer Louis Dreyfus Commodities Wittenberg verkauft wurde. Der hatte Ende 2009 den Betrieb unter Volllast angezeigt, war im Mai 2011 zu einem Sanierungskonzept verpflichtet worden, das allerdings auch nicht zum Erfolg führte. Nun droht die Stilllegung.