Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Grüner Austausch mit Frankreich
WITTENBERG/MZ. - Ihr Wunschberuf ist Gärtner zwar nicht, bekennt Aline Ledier, aber Freude hat sie dennoch an der Ausbildung gefunden. "Ich will Landschaftsarchitektin werden", nennt die 19-Jährige ihr großes Ziel. Dafür schaut sie sich dieser Tage auch in Wittenberg und Umgebung um, einfach um zu sehen, wie hier in Deutschland die Ausbildung abläuft.
15 französische Berufsschüler, allesamt Auszubildende im Garten- und Landschaftsbau, sind für einige Tage in Wittenberg zu Gast. Es ist der Gegenbesuch aus dem ostfranzösischen Valdoie, vom Lycée Lucien Quelet, im Wittenberger Berufsschulzentrum. Letzteres ist Europa-Schule und pflegt Kontakte über den Jugendaustausch in viele Länder. Das Ausbildungssystem, sagt der stellvertretende Schulleiter Toralf Schröder, sei in Frankreich ein ganz anderes. "Dort kennt man nicht die duale Ausbildung wie hier, also Ausbildungsbetrieb und Berufsschule parallel", merkt er an. Aline Ledier ist im dritten Lehrjahr. Erst in den letzten 14 Wochen ihrer Ausbildung ist sie im Betrieb tätig. Wobei die Schule in Valdoie sich selbst fast als Unternehmen präsentiert. Es ist eine Fachschule für angehende Gärtner. "Parkanlage und Gewächshäuser sind direkt daneben angelegt. Die Schüler lernen dort alles, von der Produktion bis zum Verkauf", erläutert Berufsschullehrer Eckhard Jehne die Struktur, die er beim Besuch dort kennen gelernt hat. "Die Schule trägt sich größtenteils durch ihre Arbeit und den Verkauf der Produkte."
In Wittenberg besichtigen die französischen Auszubildenden die verschiedenen Werkstätten im Berufsschulzentrum. Zudem stehen Besuche bei der Gartenbaufirma Möbius in Wittenberg, den Landschaftsgestaltern aus Stackelitz und der Kulturstiftung sowie im Park von Wörlitz und der Orangerie in Oranienbaum an. Zuvor allerdings ist Fachwissen beim gemeinsamen Unterricht mit einer deutschen Klasse gefragt. Es gilt, 25 gebräuchliche Pflanzen zu bestimmen und ihre lateinischen Bezeichnungen zu notieren.
In dieser Klasse des dritten Lehrjahres sitzen mit Mike Lüdicke aus Zörbig und Dave Schulte aus Dessau zwei derer, die im Frühjahr für vier Tage in Frankreich waren. "Das ist ein ganz anderes Ausbildungssystem", meint Lüdicke. "Es ist strenger", findet Schulte. Lüdicke widerspricht. "Ich würde es strukturierter nennen", sagt er. Durch die Unterbringung der Schüler im Internat sei der Tagesablauf in Valdoie mit Schule und Freizeit genau geregelt. Die beiden deutschen Schüler loben rückblickend die Gastfreundschaft und die dort gesammelten Erfahrungen.
Ideen und Unterstützung für den Jugendaustausch kommen von der Europagruppe im Berufsschulzentrum, einem Gremium von derzeit zwölf Lehrern. Besuche und Gegenbesuche von Berufsschülern haben inzwischen Tradition und sollen auch in Zukunft gepflegt werden.