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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Elite der Quantenphysik gibt sich Stelldichein

Von ANDREAS HÜBNER 28.04.2010, 18:26

WÖRLITZ/MZ. - "Wir haben eine sehr elitäre Mischung von international bekannten - zum Teil berühmten - Wissenschaftlern und den größten Nachwuchstalenten auf ihrem Gebiet vor Ort", berichtete Dr. Tord Riemann von der deutschen Forschungsgruppe Deutsches Elektronen-Synchrotron (Desy). Riemann fungiert gemeinsam mit seinen Kollegen Dr. Johannes Blümlein und Dr. Sven Olaf Moch als Chair im Organisationskomitee der 10. Desy-Werkstatt zur Elementarteilchentheorie. Dieser Kongress findet im zweijährigen Rhythmus statt. Die Weltelite der Quanten-Physik nutze dann die Gelegenheit, Erkenntnisse und Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit auszutauschen.

In diesem Jahr nehmen über 100 Wissenschaftler aus zwölf verschiedenen Nationen an diesem Stelldichein teil. Daher konnte diesmal auch nur jedem zweiten Gast Redezeit zugestanden werden. Umso wichtiger und wertvoller sind die Gespräche und Diskussionen der Teilnehmer in den diversen Pausen oder am Abend in der Lounge. "Zwei Kollegen sind aus Chile angereist", sagte Blümlein. Die hätten wohl den weitesten Weg gehabt. Der Kongress werde von Mal zu Mal größer, so dass es immer schwerer würde, interessante Tagungsorte in der Provinz zu finden. Die jüngsten Treffen fanden in Zinnowitz, Sondershausen und Eisenach statt. "Die Gegend hier ist mit dem Wörlitzer Park und dem Schloss kulturell natürlich sehr interessant", bemerkte Riemann, "Dazu kommt die Nähe zur Lutherstadt Wittenberg und Dessau." So könne man seinen zum Teil sehr weit gereisten Gästen auch kulturell etwas bieten.

Aber dies ist für optimale Kongress-Ergebnisse natürlich nicht vorrangig. Es sei gar nicht so leicht, Einrichtungen zu finden, die logistisch in der Lage sind, Tagungen in dieser Größenordnung zu beherbergen. Der "Wörlitzer Hof" aber biete optimale Bedingungen. Die Tagungsräume hätten die entsprechend notwendige Kapazität und seien technisch auch optimal ausgerüstet. Die gastronomische Einrichtung des Hauses sei ebenfalls geeignet für Veranstaltungen solcher Art. Das Team des Wörlitzer Hofes, unter der Leitung von Direktorin Erika Miertsch, wird noch bis 30. April die Wünsche der vielen Wissenschaftler erfüllen. "Wir haben uns lange darauf vorbereitet und gefreut", erzählte Frau Miertsch. Schon vor einem Jahr hatten die Organisatoren der Desy Interesse angemeldet, diesen für die Physik-Forschung so bedeutenden Kongress in Wörlitz stattfinden zu lassen.

Die Forscher, die sich die Vorträge ihrer Kollegen aus aller Welt in Wörlitz anhören, beschäftigen sich mit Präzisionsberechnungen. Sie sagen genauestens voraus, was unter verschiedenen Bedingungen im Teilchenbeschleuniger passieren wird. Dies ist wichtig für die Arbeiten mit solchen Großgeräten. "So weiß man schon von Beginn an, worauf bei den verschiedenen Experimenten geachtet werden muss", erklärte Riemann.

Aus wissenschaftlicher Sicht werde die Rede des berühmten Ehrengastes Professor Pierre Cartier mit größter Spannung erwartet. Der 77-jährige französische Mathematiker wird einen speziellen Vortrag über die Beziehung der Mathematik zur Teilchenbeschleunigung halten. Aber auch das organisierte Rahmenprogramm birgt Höhepunkte für die wichtigen Gäste der Parkstadt. So besuchten die Kongressteilnehmer am Dienstagabend ein gemischtes Konzert in der Wörlitzer Kirche. Neben Orgelmusik konnten die Kongressteilnehmer den Klängen des berühmten Gitarren-Virtuosen Uwe Kropinski lauschen und so einen anstrengenden Tag angenehm ausklingen lassen.

Blümlein betonte gegenüber der MZ, dass es sich bei den Gästen tatsächlich um die Elite ihres Fachgebietes handelt. So hielten auf vergangenen Kongressen schon Koryphäen wie der niederländische Professor Martin Veltman (Physik-Nobelpreis 1999) oder der Amerikaner Professor David Gross, der den Nobelpreis im Jahre 2004 verliehen bekam, Vorträge.