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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Der Kuss macht's

Von KARINA BLÜTHGEN 18.11.2012, 17:51

TREBITZ/MZ. - Im 60. Jahr ist einiges anders in Trebitz. "Eigentlich hatten wir immer unseren Prinzen zuerst, der dann bei der Eröffnung seine Prinzessin durch Kuss im Saal gewählt hat", sagte Raik Buchta, Präsident des Trebitzer Carneval-Vereins (TCV). Diesmal stand im Vorfeld die Prinzessin fest: Juliane I., eine gebürtige Trebitzerin. Doch wer wird ihr Prinz sein, der sie vor Gefahren beschützen, sie morgens wach küssen und ihr Getränke servieren würde?

Fünf Kandidaten zur Wahl

Fünf Kandidaten traten am Sonnabend im närrischen Vereins-Domizil, dem Saloon, an, die Hand (und nicht nur diese) der Prinzessin für die Regentschaft in der fünften Jahreszeit zu erobern. Es galt, sich geistig und körperlich zu beweisen, etwa im Bierglas-Stemmen, dem Test auf einen knackigen Hintern und Wissensfragen zum Alter des TCV in Tagen und der Anzahl der bisherigen Prinzen. Letztere hatte es nämlich nicht in jedem der 60 Jahre gegeben.

Juliane verriet nicht, wem ihr Herz gilt. Er sollte Köpfchen haben, eine gute Figur und Lust auf Karneval, hatte die 26-Jährige zuvor als Kriterien angegeben. Sie selbst ist seit ihrem zehnten Lebensjahr beim Trebitzer Karneval präsent und hat bisher in der Funkengarde getanzt. In Halle hat Juliane Konopatzki im Oktober ihr Jura-Studium abgeschlossen. Jetzt mache sie in Wirtschaftsrecht weiter, verriet sie. Ihr Ziel: "Ich will Richterin werden." Dass sie auch Prinzessin werden wollte, hatte sie im Verein schon vor zwei Jahren kund getan.

Zum Jubiläum wollte man jemanden, der aus einer karnevalistischen Familie stammt, betonte Raik Buchta. Julianes Vater Frank Konopatzki ist Hauptmann in der "11. Kompanie", jener Polizeitruppe mit blauer Uniform und Pickelhaube, die vor 40 Jahren gegründet wurde und auf keiner Karnevalsveranstaltung in Trebitz fehlen darf. Er ist natürlich unheimlich stolz auf seine Tochter, die es bis in dieses hohe Amt geschafft hat. "Prinz war ich nie, aber mal Anwärter", sagte Frank Konopatzki. Kompanie-Chef Eberhard Sette brauchte nicht zu betonen, dass diese Hoheit in den kommenden Monaten unter besonderem polizeilichen Schutz steht. "Die ganze 11. Kompanie ist stolz, dass sie so eine Prinzessin hat", erklärte Sette.

Bewerbung vor zwei Jahren

Die Bewerbung Julianes für sich und ihren Prinzen war übrigens vor zwei Jahren schon wohlwollend angenommen worden, so Buchta. "Sie mussten aber versprechen zusammenzubleiben", fügte er hinzu und verriet, dass es zum Jubiläums-Festumzug Ende Januar (siehe "Festumzug ist...") einen besonders gestalteten Prinzessinnen-Wagen geben wird. Auch wenn Prinzessin Juliane nun in Halle wohnt, dem Karneval in ihrer alten Heimat bleibe sie dennoch verbunden, sagte sie. "Da nimmt man sich die Zeit, hier an den Wochenenden alles vorzubereiten."

Kurz nach 23 Uhr ging die Trebitzer Prinzenwahl ihrem Ende entgegen. Die Entscheidung nach Punkten im geistig-körperlichen Wettstreit war gefallen. Während Juliane vor der Bühne einen Plüsch-Frosch küsste, fiel der Vorhang, und Prinz Hendrik I. stellte sich der Öffentlichkeit vor. Hendrik Bugdoll heißt der 32-Jährige mit bürgerlichem Namen, der nun als Teilzeit-Monarch bis Aschermittwoch über Trebitz herrscht und von Beruf Diplom-Informatiker ist. Nach dem Sprechen der Eides-Formel sollte er die Lieblichkeit eigentlich küssen, solange das Volk klatscht. Doch das hörte nicht auf. Nun, es ist das royale Vorrecht, selbst den Schlusspunkt zu setzen.