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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Bröckelndes Geolen sorgt für scharfen Ton

Von ANDREAS BEHLING 17.05.2011, 16:05
Radweg in Vockerode, der mit Geolen beschichtet wurde. (FOTO: ARCHIV/BEHLING)
Radweg in Vockerode, der mit Geolen beschichtet wurde. (FOTO: ARCHIV/BEHLING) CARDO

ORANIENBAUM-WÖRLITZ/MZ. - Der Ton wird schärfer. Stadtrat Lothar Eichler (SPD) nimmt im Bauausschuss des Oranienbaum-Wörlitzer Stadtrates kein Blatt vor den Mund. Geolen galt nach dem Jahrhunderthochwasser 2002 auf den Radwanderrouten als idealer Ersatz für Asphalt, oder Beton. Inzwischen ist die Lösung auf knapp drei Kilometern Länge zwischen der A 9 bei Vockerode und der Einfahrt zum Sieglitzer Berg ein formidabler Flop.

"Die Beschwerden über den Zustand der Trasse sind massiv." Ralf Laaß, CDU-Stadtrat und Gastwirt, bekommt das immer wieder zu hören. Im "Hauenden Schwein" klagen Radtouristen über einen Radweg, "der einfach nur eine Katastrophe ist".

Eine Gruppe Radfahrer aus Oranienbaum-Wörlitz, die regelmäßig - erst jetzt wieder entlang der Weser - auf Deutschlands bekanntesten Radwegen unterwegs ist, gibt Laaß Recht. "Das wird für weniger Geübte langsam gefährlich", meinte Gerhard Barke, der "Chefmechaniker" der Truppe. "Das Material ist derart locker. Man ist zum Absteigen gezwungen", berichtete Peter Schuster aus Vockerode. Und Siegfried Ganske äußerte sich fast resigniert: "Da wird nichts passieren. Das Land hat ja nicht mal Geld, um Waldbrände zu löschen."

In Bürgermeister Uwe Zimmermanns (Linke) Brust schlagen zwei Herzen. Eigentlich will er nichts mehr zu der Angelegenheit sagen, "weil man nur noch sprachlos vor ihr steht". Andererseits könne er sich inzwischen für die radikalste Lösung erwärmen: "Im Grunde hilft nur der Abriss und splitten." Das Problem: "Diese Variante lässt sich nicht umsetzen", sagt Ratsmitglied Horst Schröter (SPD). Bis zum Forsthaus Leiner Berg seien Flutrinnen integriert, die das verhindern. Und eine Asphaltierung kommt nicht in Betracht, weil die mit naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen verbunden wäre. "Die Kosten dafür würden uns erschlagen", so Zimmermann.

Ralf Laaß mag den Kopf indes nicht in den Sand stecken. Im Bauausschuss sprach er sich dafür aus, die Landesregierung in die Pflicht zu nehmen. "Die Wege haben überregionale Bedeutung. Wir können es nicht leisten, für die Kosten der Instandsetzung aufzukommen." Tatsächlich hat die Verwaltung noch vor der Wahl den damaligen Wirtschaftsminister Reiner Haseloff (CDU) angeschrieben. Selbst bei einer juristischen Durchsetzung der Ansprüche werde es "mangels Masse beim Auftragnehmer" wohl nicht gelingen, die Abschnitte nochmals zu erneuern, schrieb Zimmermann.

Zimmermann war nicht der erste. Schon Ende vergangenen Jahres hatte Renate Luckmann (SPD), heute Ortsbürgermeisterin von Vockerode, bei Haseloff nachgebohrt. Mit eher bescheidenem Erfolg. Im Ortschaftsrat Vockerode gärt es beim Thema "Geolenradweg" ebenfalls beträchtlich. Rüdiger Schmidt (SPD) fasste den Standpunkt seiner Vockeroder Ratskollegen zusammen: "Uns interessiert nicht, wer mit wem Zoff hat. Wichtig ist allein: Wann wird dem Zustand wie abgeholfen?" Das weiß Uwe Zimmermann auch nicht. Eine Antwort des frisch gebackenen Ministerpräsidenten Haseloff ist bislang nicht auf seinem Schreibtisch gelandet. "Da stoßen wir nach", kündigt er an.