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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Beherztes Handeln rettet Schwan

Von Ute Otto 17.08.2012, 17:55

Wörlitz/MZ. - Schmerzhafte Erleichterung

Wachleute hatten gesehen, dass das Tier aus dem Schnabel blutete und Kerstin Freier, die auf der Insel Stein Dienst hatte, verständigt. "Erst schien es, dass der Unterschnabel abgerissen war", erzählt die Gästeführerin. "Da hätte man freilich nichts mehr machen können." Als sich Freier dem Schwan näherte, "hat er mich gebissen". Schmerzhaft, aber für die Tierfreundin erleichternd war die Erkenntnis, dass der Schnabel noch komplett war. Allerdings hing die Zunge durch den offenen unteren Gaumen, so dass das Tier nicht fressen konnte und ohne Hilfe verhungert wäre.

Nach Absprache mit dem Tierarzt-Notdienst entschlossen sich die Kollegen von der Kulturstiftung, das Tier am nächsten Tag einzufangen und behandeln zu lassen. Kerstin Freier hatte zwar frei, "aber das Tier hat mich im Herzen so gedauert", da konnte sie nicht ruhig zu Hause bleiben. Es gelang ihr, den Schwan an Land zu locken und ihm den Rückweg ins Wasser abzuschneiden. "Dann habe ich ihn gepackt - mit der Rechten am Hals, mit der Linken am Flügel." Die Männer der Kulturstiftung haben geholfen, den großen Wasservogel in den Transportkasten zu bugsieren. Kerstin Freier hatte sich bereit erklärt, den Schwan zum Tierarzt zu bringen, "aber die riesige Kiste hat nicht in mein Auto gepasst". Die Kulturstiftung stellte ein Fahrzeug. Behandelt wurde der Schwan in der Dessauer Praxis Purschke & Tetz. Die Zunge wurde wieder richtig positioniert und der Gaumen vernäht. Die Tierarztrechnung hat Kerstin Freier aus eigener Tasche bezahlt. "Ich bekomme das Geld von der Kulturstiftung zurück", hat die 50-Jährige nun erfahren. Aber selbst wenn dem nicht so wäre, so die Tierfreundin: "Mir ist so etwas jeden Euro wert."

Nach fünf Stunden waren sie zurück im Park, der Schwan gesellte sich sofort wieder zu seiner Familie. "Dein Schwan", sagen die Kollegen nun immer zu Freier, wenn sich die Familie dem "Stein" nähert.

Immer wieder erste Hilfe

Drei Schwanenpaare haben ihre Reviere im Wörlitzer Park, sie sind noch an der Rousseau-Insel und an den Wallöchern. Es war auch nicht das erste derartige Ereignis. Im vergangenen Jahr war bei einem Schwanenweibchen der Ring so verkeilt, dass er das Bein abschnürte. Auch da leistete Kerstin Freier erste Hilfe. "Es gehört auch zur Ehre der Kulturstiftung, dass man sich um verletzte Tiere kümmert", sagt die Gästeführerin. Ihre Chefin Christine Brickmann findet das Engagement dennoch nicht selbstverständlich. "Toll, dass es solche Kollegen gibt", lobt sie den Einsatz.