Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Auch Niedersachse besteht Trabi-Abi
gräfenhainichen/MZ. - Mehr noch. Er legte gleich noch sein Trabi-Abi ab und hat nun den Führerschein für den Zweitakter, der für ihn mehr als ein Auto ist.
"Gehört doch einfach zur deutschen Geschichte, ist Kult", sagt der Mann, der in der Automobilindustrie tätig ist und Trabant pur genießen möchte. "Alles echt, kein VW-Motor?" Patrick Thieme kann beruhigen. Die Firma seines Vaters vermietet die richtigen: 26 PS, Zweitakt, ohne Schnörkel und große technische Raffinessen.
Der Trabant 601 der Event & Touring AG ist so, wie ihn die meisten DDR-Bürger kennen. Lenkradschaltung, Benzinhahn, Blinker, der per Hand in Nullstellung zurückgesetzt werden muss. "Wir sind dann durch. Sehr viel mehr muss nicht erklärt werden." Thieme jr. erklärt, Dirk Ameer holt sich Sohnemann Fabian an die Seite. Das Trabi-Abi ist mehr als ein Teil des Erlebnissommers in Ferropolis. Es setzt Teamarbeit voraus. Mit verbundenen Augen geht es auf den Parcours. Der Sohn muss dem Vater mit Worten die Richtung weisen und lenken, als der einen Wasserbecher in der Hand halten und gleichzeitig fahren muss. "Passieren kann nichts", ist Patrick Thieme sicher. Die Strecke ist weiträumig abgesperrt, die einzigen Hindernisse sind die Absperrkegel aus Gummi. Gefühl zählt, nicht die Geschwindigkeit. Doch Ameer will mehr. Er will den Trabi richtig auf Fahrt bringen. Und das gelingt richtig gut. 26 PS lassen die Pappe durchaus schnell auf Touren kommen. "Muss am verhältnismäßig geringen Gewicht liegen", meint der Autofachmann. Der Nachmittag im Kultauto hat ihm sichtlich gefallen. Den Trabi-Führerschein zeigt er stolz und lädt die ganze Familie zur Spritztour ein. Dicht gedrängt sitzt die Crew im Plastemobil. Das stört nicht. Spaß zählt und die Möglichkeit, deutsche Geschichte hautnah zu erleben. Die Chance auf eine Runde im Trabant nutzen immer wieder viele Leute. "Die einen wollen einfach mal erleben, wie sich so ein Auto verhält", weiß Patrick Thieme.
Dirk Ameer ist wie manch anderer Besucher auf der Nostalgiewelle unterwegs. Den Trabant vergleicht er mit seinem ersten Auto, einem Renault 4. "Irgendwie ähnlich beim Fahren." Trotz Aha-Erlebnis: Zweitaktgefährte sind ihm nicht einmal neu. "Mein erstes Motorrad war eine MZ. Eine ETZ 250." Der Niedersachse schwärmt und blickt zurück auf die Rennpappe unter Baggern. Er hat Kult erlebt und richtig viel Spaß gehabt.