Krankenhaus Krankenhaus: Der wahrscheinlich kleinste Therapiehund Sachsen-Anhalts

Wittenberg - Ein kleiner Hund flitzt über Krankenhausflure, ganz außer Rand und Band und von allen Patienten und Mitarbeitern freudig begrüßt. Joy, die Rehpinscher-Dame, ist ohne Zweifel der Liebling der Station St. Joseph in der Wittenberger Klinik Bosse. Hier ist ihr Arbeitsplatz. Joy ist eine Hälfte des zertifizierten Therapiehunde-Teams der Klinik und mutmaßlich der kleinste Therapiehund in Sachsen-Anhalt. Am anderen Ende ihrer Leine geht Theresia Coppy.
Idee aus Fernseh-Doku
„Sie freut sich, dass es in den Park geht“, sagt die Krankenschwester der psychiatrischen Station und schon stürmt Joy voran, hinaus auf die Wiese und hin zum Teich. Wo sie vorbeikommt, stellt sich bei den Menschen ein Lächeln im Gesicht ein. Theresia Coppy hat es auch, denn ihr Konzept ist aufgegangen. In der Psychiatrie kommen Therapiehunde bisher nur selten zum Einsatz. Die Klinik Bosse ist seit einiger Zeit Beispiel dafür, dass dies gut funktioniert.
„Im Fernsehen sah ich eine Dokumentation über Therapiehunde und überlegte, ob dies nicht auch etwas für unsere Klinik wäre“, erzählt die 29-Jährige. Die Pflegedienstleitung hatte dafür ein offenes Ohr, wünschte ein Konzept, das Theresia Coppy lieferte. Dann kam auch schon Joy. „Erst war die Idee da und dann der Hund“, sagt die Wittenbergerin.
Klein sollte ihr vierbeiniger Partner sein, ein Wunsch des Vermieters, denn Coppy und Joy sind rund um die Uhr zusammen. So fiel die Wahl beim Züchter auf den rehbraunen Zwergpinscher. „Aber sie hat ein Herz wie ein großer Hund und auch die Energie“, meint die Krankenschwester. Joy stellt dies täglich unter Beweis.
Bevor sie das durfte, mussten Frauchen und Hund freilich die Schulbank drücken, denn zum Therapiehund wird man erzogen. „Schon als sie Welpe war, habe ich auf eine gute Erziehung geachtet“, erklärt Coppy. Die Grundlagen gab es für Joy in der Hundeschule, Ende vergangenen Jahres begann dann die Ausbildung in der tiergestützten Therapie in Bad Schmiedeberg an „Bettys Hof“. Ein Vierteljahr später und nach erfolgreicher Prüfung zertifiziert, konnten Theresia Coppy und Joy in diesem Frühjahr mit ihrer Arbeit beginnen.
Dienst in Doppelbesetzung
„Wir sind nur im Doppel zu bekommen“, sagt die Krankenschwester, die zu all ihren Diensten auf der Station St. Joseph nun Joy an ihrer Seite hat. „Die Klinik ist für sie ihr zweites Zuhause geworden“, so die Hundebesitzerin. Zum Einsatz kommt der kleine Therapiehund mehrfach am Tag, am liebsten im weitläufigen Park der Klinik, wo Joy die Patienten auf Trab hält. „Sie bringt die Leute in die Aktivität“, beschreibt es Theresia Coppy. Für antriebsgeschwächte Patienten sei das Spiel mit dem agilen Zwergpinscher besonders gedacht. „Wo sie auftaucht, bringt sie Freude in die Bude, bei den Patienten und den Mitarbeitern“, sagt die 29-Jährige, die dann und wann aber auch erklären muss, was ein Hund im Krankenhaus zu suchen hat.
Sind Therapiehunde in Alten- und Pflegeheimen inzwischen keine Seltenheit mehr, so sind sie in Krankenhäusern, zumal in psychiatrischen Abteilungen, eher eine Ausnahme. Ihr Einsatz dort ist bestens geregelt, angemeldet über das Veterinäramt und versichert. „Es gibt regelmäßige Impfungen und Check ups.“ „Manchmal stutzen Besucher und neue Patienten im ersten Moment. Dann erkläre ich ihnen, worum es geht und es stellt sich Freude ein“, sagt Theresia Coppy. „Alle reagieren superpositiv, selbst jene, die eher Angst vor Hunden haben. Joy ist eben klein und freundlich und sucht sofort den Kontakt zu den Leuten.“ Mit wem man es da schwanzwedelnd zu seinen Füßen zu tun hat, ist schließlich auch nicht zu übersehen.
Für alle sichtbar
Der Rehpinscher trägt ein Hundegeschirr mit der Aufschrift „Therapiehund Joy“. „Eine Sonderanfertigung“, lacht Coppy, „in ihrer Größe gab es nichts.“ Vielleicht aber beim nächsten Hund, denn die Krankenschwester liebäugelt schon mit einem Partner für Joy. „Dann könnten sich die Hunde in ihrer Arbeit abwechseln, denn sie brauchen ja auch ihre Ruhezeiten.“ So begeistert wie die Pflegedienstleitung inzwischen von Joy ist, sollte einer Verstärkung des Teams nichts im Wege stehen. „Nur mein Vermieter müsste noch mitspielen“, sagt Coppy, denn ihr erstes Zuhause haben Therapiehunde doch immer beim Zweibeiner, der sie führt. (mz)
