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Kultur Kraftvolle Kunst von Alexander Dettmar in Wittenberg

Der bedeutende Städtemaler Alexander Dettmar zeigt mehr als 50 Werke an vier Orten - darunter Bilder, die bei einem langen Wittenberg-Aufenthalt entstanden.

Von Marcel Duclaud 26.08.2021, 09:45
Alexander Dettmar (r.) und Oberbürgermeister  Torsten Zugehör  transportieren im Rathaus eines der Wittenberg-Bilder.
Alexander Dettmar (r.) und Oberbürgermeister Torsten Zugehör transportieren im Rathaus eines der Wittenberg-Bilder. (Foto: Thomas Klitzsch)

Wittenberg - Kraftvoll sollen seine Bilder wirken. Das tun sie in der Tat. Wie der ganze Kerl Kraft ausstrahlt - und Inspiration.

In Wittenberg ist seit Dienstagabend eine beeindruckende Ausstellung zu sehen. Gezeigt werden Arbeiten von Alexander Dettmar, der zu den bedeutenden Städtemalern der Gegenwart zählt. Erdige, warme Farben, geschichtsträchtige Häuser, Kirchen, reduziert auf ihre Grundstrukturen, um Exaktheit geht es ihm nicht. Der Künstler „spürt dem historisch Gewachsenen nach“, heißt es in einem Begleittext und: „Er stellt wie ein literarischer Flaneur eine poetische Umsetzung des Gesehenen dar.“

Ein Gast auf Zeit

Das trifft zweifelsohne auf Dettmars Wittenberg-Bilder zu, rund 20 gibt es. Die Lutherstadt gehört zu den privilegierten Orten, denen der weit gereiste Maler, der zwar in Freiburg im Breisgau geboren wurde, sich aber selber als Nordmenschen bezeichnet - weil die Familie aus dem Bremer Umland stammt - einen seiner ausgedehnten Besuche abstattete.

Mit einem Bummel begnügt sich der bekennende „Draußen-Maler“ mitnichten. Dettmar lässt sich auf die Städte ein, die er für sein Schaffen auswählt. Er ist dort „Gast auf Zeit“. In Wittenberg lebte er 2016 mehrere Wochen lang im Cranach-Atelier.

Eines der typischen Werke des  Städtemalers: hier Meißen
Eines der typischen Werke des Städtemalers: hier Meißen
(Foto: Klitzsch)

Der Maler spricht von „jungfräulichen Eindrücken“, die er in für ihn neuen Städten empfängt. „Ich bin unbelastet.“ Zwar habe er seine Prägung - „Die Schwerfälligkeit des Backsteins schwimmt mir im Blut“, sagt Dettmar im Gespräch mit der MZ - aber die jeweilige Kultur der Regionen, in denen er zu Gast ist, übe ihren Einfluss aus. Aus der Mischung entwickelt sich die ganz spezifische Bildsprache. Wittenberg hat dem Künstler, der auf zahlreiche Ausstellungen verweisen kann, darunter in New York, offenkundig gut gefallen.

Die Stadt habe „eine starke geistige Kraft. Ich habe das sehr genossen.“ Er lasse sich zunächst treiben, beschreibt Dettmar seine Arbeitsweise, „schaue, was mich interessiert“. Es sei ausgesprochen schön, so frei sein zu können und niemandes „Hündchen“ zu sein. „Ich kann mich den Dingen, die mich berühren, hingeben.“ Allerdings funktioniert das nur einmal. „Ich arbeite aus einer Stimmung heraus. Das lässt sich nicht wiederholen. Die Kraft ist in die Bilder geflossen.“

Rückkehr nach fünf Jahren

Nach fünf Jahren kehrt Alexander Dettmar nun zurück - um bei der Eröffnung seiner Ausstellung dabei sein zu können. Die ist schon insofern besonders, als sie auch zu einem Gang durch die Altstadt einlädt - quasi auf den Spuren der Bilder des norddeutschen Künstlers. Gezeigt werden seine Werke nicht allein im Alten Rathaus, sondern an insgesamt vier Orten: im Cranach-Haus am Markt sowie in der Schloss- und in der Stadtkirche.

Ausstellungs-Besucher am  Eröffnungsabend
Ausstellungs-Besucher am Eröffnungsabend
(Foto: Klitzsch)

Bei der musikalisch von Michael Stolle (Klavier) und Wolfgang Praetorius (Cello) umrahmten Eröffnung sprach neben dem Künstler auch Oberbürgermeister Torsten Zugehör. Es gebe gerade jetzt eine große Sehnsucht nach Kunst und Kultur - Dettmars Bilder helfen, die zu stillen.

Nicht allein in Wittenberg. In Güstrow ist gerade eine Ausstellung zu Ende gegangen, die unter dem Motto „Ich glaube an die Kraft der Farbe“ stand - und nicht allein Architektur-Bilder präsentierte, sondern auch Blumen-Motive und Clowns. Wozu Dettmar bemerkt: „Die Menschen brauchen jetzt was Fröhliches.“

Zerstörte Synagogen

Und in Lübeck läuft noch bis Mitte September eine Schau, die rund einhundert Bilder von zerstörten Synagogen zeigt. Der Künstler hat es sich zur Aufgabe gemacht, jüdische Gotteshäuser, die nicht mehr existieren, die in der Pogromnacht angezündet wurden, auf Bildern darzustellen. Dabei bedient er sich alter Unterlagen, Bauplänen beispielsweise. Er nennt die Werke „einen sehr wichtigen Teil meiner Arbeit“.

Im Übrigen ermuntert Alexander Dettmar sein Publikum, der „verdammten Hochmut in der Kunst“ zu trotzen. „Den persönlichen Zugang“, sagt er in Wittenbergs Altem Rathaus, „darf man sich nicht nehmen lassen.“ (mz)

Ebenfalls zu sehen: Bilder vom Dom in  Quedlinburg.
Ebenfalls zu sehen: Bilder vom Dom in Quedlinburg.
(Foto: Klitzsch )