Konzert in Gräfenhainichen Konzert in Gräfenhainichen: Schüler schreckt Klassik nicht ab

Gräfenhainichen/MZ - Die drei Musiker haben sich beim Lehramtsstudium an der Musikhochschule Weimar kennengelernt. Elisabeth Dietrich, die an der Violine zu hören war, stammt aus Kemberg und studiert zur Zeit noch in Weimar. Das Trio kennt sich außerdem aus dem Orchester der Hochschule und hat das Musizieren im kleineren Kreis als spannend empfunden. Das junge Ehepaar Ruth und Arne Lüthke lebt in Leipzig. Ruth Lüthke unterrichtet seit Februar am Gräfenhainichener Paul-Gehrhardt-Gymnasium Musik. „Weil das nahe liegt, habe ich die Orgel der Kirche St. Marien getestet. Wir haben Glück mit dieser Orgel, da die Intonation stimmt.“
Auch Schüler befanden sich unter den Besuchern des Konzerts. „Dass heute klassische Musik zu hören ist, habe ich nicht verraten, die Schüler werden es aber wohl geahnt haben“, meint Ruth Lühtke erleichtert und erfreut über das Interesse, als sich die Reihen der Empore füllen. Pfarrerin Angelika Schiller-Bechert begrüßte die Gäste und Musiker und war ebenfalls froh, dass die Empore mit zahlreichen Besuchern gefüllt war.
Die Moderation des Programms übernahm Arne Lüthke, der informative Hintergründe zur Recherche, Auswahl und Arrangement der einzelnen Stücke preisgab. Mit Giovanni Battista Martinis Toccata in B-Dur eröffnete Ruth Lüthke das Konzert musikalisch an der Orgel. Alle drei Musiker präsentierten sich auch als Solisten. Elisabeth Dietrich versetzte die Zuhörer mit zwei virtuos interpretierten Stücken aus Bachs Partita Nr. 2 in d-Moll in Erstaunen. Mit der berühmten Suite Nr. 3 für Violoncello, gespielt auf der Klarinette, bot Arne Lüthke ebenfalls die Musik Bachs dar, die den Schwerpunkt des Programms bildete. Neben Werken aus Barock und Klassik führte das Trio mit dem Stück „Die zerstreute Brillenschlange“ von Wilfred Hiller auch einen zeitgenössischen Komponisten auf: Vor den Augen der Zuschauer entspinnt sich eine kleine absurde Geschichte um eine Schlange, die sich selbst verzehrt. Die Klarinette wird vom Trichter her demontiert, was den Spielenden immer mehr begrenzt. Bis schließlich nur noch die hohen Töne des Mundstücks die letzten Lebenszeichen der Schlange wiedergeben.
Das Publikum fand Gefallen an der Mischung aus Musik und szenischer Darstellung. Das Programm schloss mit einem durch die drei Musiker eigens für Orgel, Geige und Klarinette arrangierten Klezmer-Traditional. Diese Musik mit jüdisch-osteuropäischer Tradition hat in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt, nicht zuletzt, weil sie „abgeht“, wie Arne Lüthke es formulierte. Mit „Der Mond ist aufgegangen“ forderte das Trio sein Publikum zum Mitsingen auf - und verabschiedete sich. Alle Beteiligten können auf eine Wiederholung im kommenden Jahr hoffen.