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Nach der Cyberattacke Klinik in Wittenberg leidet weiter unter Hackerangriff

Wartezeiten und enormer Aufwand: Paul Gerhardt Stift bittet Patienten um Verständnis. Wie sich der Cyber-Angriff noch immer auf das Krankenhaus auswirkt.

Aktualisiert: 21.10.2024, 15:01
Das Evangelische Krankenhaus in Wittenberg
Das Evangelische Krankenhaus in Wittenberg (Foto: Sascha Graf)

Wittenberg/MZ/CNI. - Der Cyberangriff auf die Johannesstift-Diakonie, zu der auch das Evangelische Krankenhaus „Paul Gerhardt Stift“ in Wittenberg gehört, ist dort „weiterhin deutlich spürbar“. Darüber informierte am Freitag Stift-Sprecherin Janet Pötzsch.

Zwar laufe die Versorgung der Patienten wieder „fast im Normalbetrieb“, allerdings gebe es vor allem hinsichtlich Wartezeiten bei Aufnahmeprozessen, in der Rettungsstelle oder bei Laboruntersuchungen gravierende Auswirkungen. „Wir können in der derzeitigen Situation nur alle Patientinnen und Patienten sowie die Angehörigen um Verständnis bitten. Unsere Mitarbeitenden zeigen größten Einsatz, um trotz der starken Beeinträchtigungen den laufenden Krankenhausbetrieb zu gewährleisten“, wird Geschäftsführer Matthias Lauterbach zitiert.

„Wie eine Zeitreise“

Vor fast einer Woche hatten Hacker die 600 Server der Johannesstift Diakonie, die unter anderem Krankenhäuser an mehreren Standorten betreibt, angegriffen und verschlüsselt. Am Dienstag hatte der Krankenhausbetreiber dann wie berichtet mitgeteilt, dass der Angriff „durch eine bekannte, seit Jahren operierende internationale Hacker-Gruppe durchgeführt“ wurde. Weitere Angaben wurden unter Hinweis auf laufende Ermittlungen nicht gemacht. Wie es nun am Freitag weiter hieß, konnten interne und externe IT-Spezialisten erste Server zwar wieder herstellen, doch sei nicht absehbar, bis wann alle Daten wieder zugänglich sind.

Für die tägliche Arbeit im Stift sei dies „wie eine Zeitreise in die 80er Jahre“: Sämtliche Dokumentation muss in Papierform erfolgen. Betroffen ist unter anderem der gesamte Aufnahmeprozess, dies gelte auch für Anforderungen von Laborwerten. Was vorher im Schnitt drei Minuten beansprucht habe, brauche nun mindestens 15 bis 20 Minuten. Lauterbach: „Bei durchschnittlich 60 bis 70 Patienten in der Rettungsstelle plus stationäre Patientinnen und Patienten vervielfachen sich Aufnahme- und Warteprozesse erheblich.“ Auch Pflege- und OP-Berichte sowie Arztbriefe werden handschriftlich dokumentiert. Die lückenlose Papierdokumentation sei wichtig auch für die spätere Abrechnung erbrachter Leistungen bei den Krankenkassen. Auch außerhalb der medizinischen Versorgung bringe der Hacker-Angriff viele Herausforderungen mit sich: Beispielsweise seien Kostenträger und Lieferanten darüber informiert worden, dass das Krankenhaus derzeit weder Rechnungen empfangen noch begleichen kann.

Was Respekt verdient

Sämtliche Kommunikation nach außen könne derzeit nur per Telefon und Fax erfolgen, da kein Zugriff auf die Mailadressen möglich ist und auch das WLAN des Krankenhauses nicht zur Verfügung stehe. Lauterbach: „Was unsere Teams hier gerade leisten, verdient höchsten Respekt – dafür möchte ich im Namen des Krankenhaus-Direktoriums ein großes Dankeschön aussprechen.“