Kirche von Leetza Kirche von Leetza: Sie dreht sich wieder
Leezta - „Zweitausendundvierzehn Jahre nach Christi Geburt, wir schreiben den 11. Dezember, geben wir an diesem sonnigen Donnerstagvormittag um etwa 10 Uhr unsere guten Segenswünsche in eine vergoldete Kugel. Wenn es auch nur mit blauer Tinte aufgeschriebene Worte sind, so doch zugleich die mit rotem Herzblut unterzeichneten Bitten von uns Jetzigen für Euch Spätere.“
Als Matthias Schollmeyer, Pfarrer im Kirchspiel Zahna, das geschrieben hat, konnte er nicht ahnen, dass an diesem Donnerstagvormittag von der Sonne nichts zu sehen ist. Im Gegenteil: Der Himmel trägt Grau und auf die kleine Gruppe, die sich vor Leetzas Kirchlein versammelt hat, fällt leichter Nieselregen. An der Kirche ist in den vergangenen Jahren einiges gemacht worden. Jetzt konnten auch der Turm saniert und der Ostgiebel verputzt werden; als Krönung wird nun also die Turmspitze mit Wetterfahne und Kreuz aufgesetzt.
Für die Sanierung ihrer Kirche, die mit 170 000 Euro zu Buche schlug, haben die Leetzaer selbst 12 000 Euro gesammelt. Daran erinnerte gestern nach dem Aufsetzen der Turmspitze Christa Beyer. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Pfarrer i. R. Ulrich Beyer, gestaltet sie am 24. Dezember einen Gottesdienst. Gebaut wurde 2014 aber nicht nur in Leetza, sondern auch am Kirchturmdach in Zahna. Die Kropstädter Kirche wurde, so Pfarrer Matthias Schollmeyer, trockengelegt, ihre Westfassade erhielt neuen Putz. Und 2015 ist soll mit der Sanierung der Kirche in Rahnsdorf begonnen werden.
Ein Kreuz statt Geld und Gut
In den vergoldeten Turmknauf wandern ein halbes Dutzend Segens- und Wunschzettel. Der Archivar Hans-Jochen Seidel will Münzen in die Kapsel geben, weil das so Tradition ist, aber Schollmeyer lehnt ab. Man wolle kein Geld und Gut für die Nachwelt hinterlassen, dafür ein kleines Kreuz aus Holz von der Werkbank des Drechslers Reiner Bomplitz aus Leetza. Zuletzt hatte Bomplitz auch die mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als er - selbstlos - das marode alte Holztor zum Kirchhof erneuerte.
Das Aufsetzen des Turmknaufs besorgen Christoph und Thomas Müller von der Metalldrückerei Wurzen. Sie haben die neue Krönung in ihrem Familienbetrieb hergestellt, besonders die Jacobsmuschel (auch Pilgermuschel genannt) in der Wetterfahne war eine Herausforderung. Wäre sie plastisch aufgesetzt worden, hätte das Probleme mit dem Wind gegeben, erzählt Christoph Müller später im Pfarrhaus bei Christa und Ulrich Beyer. Am Ende entschied man sich, die Muschel aus dem Metall herauszuschneiden. Nun, sagt Schollmeyer, fächere sich der Luftstrom darin auf. Fünf Rippen hat die Muschel, die symbolisch für Christentum, Judentum, Buddhismus und Hinduismus stehen. Und die Fünfte? Das sei das „kritische Fragen“. Munter im Wind gedreht hat sich die Wetterfahne schon unmittelbar nach dem Aufsetzen.
Für die Wiederherstellung der Kirche von Leetza wurden 170 000 Euro benötigt. Schollmeyer spricht von einem illustren Projekt. Warum? „Kein Mensch hat geglaubt, dass die Kirche saniert wird.“ Am Ende bereitete insbesondere der Turm Sorgen, weil nach Auskunft des zuständigen Bauingenieurs Michael Zwiersch vom Ingenieurbüro Eule das Fachwerk schwer beschädigt war. Hinter dem Zementputz verfaulte das Holz. Jetzt wurde atmungsaktiver Kalkputz angebracht - im Einvernehmen mit der Denkmalpflege, obwohl man dort zunächst empfohlen hatte, das Fachwerk offen zu lassen.
Das „heimliche Herz“
Jenseits solcher baufachlichen Aspekte ist dieses Sanierungsprojekt in dem 300-Seelen-Dorf für Schollmeyer noch aus einem anderen Grund „illuster“. Leetza, sagt er, sei „noch eine richtig funktionierende Gemeinde“. Vom „heimlichen Herz des Kirchspiels“ spricht der Theologe und davon, dass selbst Woltersdorf diesen „Pokal“ den Leetzaern nicht „entreißen“ konnte.
Zur Erinnerung: 2013 konnte die Sanierung der Woltersdorfer Kirche abgeschlossen werden. Ja, es tut sich einiges im Schatten der großen, ungleich teureren Wittenberger Reformationsbaustellen. Man muss nur mal über Land fahren. (mz)