Kino Kino: Central-Theater steht erneut vor Zwangsversteigerung
WITTENBERG/MZ. - Das Kino in der Lutherstadt liegt damit voll im Bundestrend: Die Zahl der in Deutschland verkauften Tickets stieg 2009 um rund 20 Millionen auf 144 Millionen.
Trotz dieses Besucher-Rekords können sich Kino-Chefin Liane Schultz und ihre Stellvertreterin Gabriele Keilwagen nicht erfreut die Hände reiben, sondern müssen vielmehr ums Happy-End bangen. Grund ist die bevorstehende Zwangsversteigerung des Gebäudes aus der Konkursmasse der Ufa. Am 29. Januar kommt der Bau aus dem Jahre 1937 um 11 Uhr im Amtsgericht unter den Hammer. Es ist bereits der zweite Versuch, das Kinohaus zu Geld zu machen; bei der ersten Zwangsversteigerung hatte sich kein Interessent gefunden. Was bedeutet, dass ein Bieter nun für weniger als die Hälfte des Verkehrswertes - 560 000 Euro wurden ursprünglich verlangt - zum Zuge kommen kann.
Es ist auch nicht das erste Mal, dass das Wittenberger Kino, das 1995 nach damals modernem Standard ausgestattet wurde, in schwieriges Fahrwasser gerät. Schließungsgerüchte machten bald nach der Jahrtausendwende die Runde, als der damalige Betreiber, die traditionsreiche Ufa, finanziell ins Schlingern kam. Der Spielbetrieb wurde indes nach der Ufa-Pleite 2002 im darauf folgenden Jahr in Wittenberg wie in drei Dutzend weiteren Lichtspieltheatern vom Lübecker Kino-Multi Kieft & Kieft übernommen, das Central-Theater damit ein Glied in deren Cinestar-Kette. Der Mietvertrag läuft laut Liane Schultz bis 2013. Kommt die Zwangsversteigerung erneut nicht zustande, muss sich also vorläufig nicht unbedingt etwas ändern fürs Wittenberger Kinopublikum.
Allein gelassen fühlen sich die Kinoleute von der Stadt Wittenberg; Anfragen seien im Sande verlaufen, bedauern die beiden Leiterinnen. Dass die Lutherstadt angesichts ihres Haushaltes in der Lage oder willens sein könnte, sich eine - sanierungsbedürftige - Immobilie ans Bein zu binden und selbst einen Betreiber fürs Kino zu suchen, ist freilich nicht realistisch. Vergleiche mit auswärts, wo teilöffentliche Lösungen gefunden wurden, tragen immer nur ein gewisses Stück. Aber eine Stadt ohne Kino? "Für Wittenberg wär's schade." Findet Liane Schultz. Unterdessen verbinden die Mitarbeiter des Central-Theaters, es sind insgesamt neun, auch etwas Hoffnung mit der Zwangsversteigerung: Unter den Interessenten für die Immobilie sollen sich Leute vom Fach befinden, darunter eine Kinokette. Gut möglich, dass das Publikum also gar nichts merkt vom Rollenwechsel. Und dass das Kino ein Kino bleibt. Selbstverständlich ist das allerdings nicht.