1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Kindertagesstätte "Klettermax": Kindertagesstätte "Klettermax": Da sind sie aber immer noch

Kindertagesstätte "Klettermax" Kindertagesstätte "Klettermax": Da sind sie aber immer noch

Von irina steinmann 15.04.2015, 18:14
Eröffnungsfest vor 30 Jahren. Erkennt sich vielleicht jemand wieder?
Eröffnungsfest vor 30 Jahren. Erkennt sich vielleicht jemand wieder? Awo Lizenz

wittenberg/MZ - Zum 30. haben sie tief ins Archiv gegriffen. „Der vorletzte Parteitag der SED war vorüber und beschloss zur weiteren Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Bürger der DDR das Recht auf einen Kindergartenplatz für jedes Kind.“

40-köpfiges Kollektiv

Das ist die Vorgeschichte. Und so ging’s weiter: „Am 4. 1. 1985 wurde die 32. Kinderkombination unter dem Namen ,Rotkäppchen’ feierlich eröffnet. Neben dem Kindergarten war eine Kinderkrippe, die damals dem Gesundheitswesen unterstand, integriert. Hier waren 80 Kleinstkinder untergebracht und im Kindergartenbereich 188 Kinder im Alter von 3-6 Jahren. Umsorgt wurden sie von einem 40-köpfigen Kollektiv. Der Aufenthalt war kostenlos. Für Essen und Verpflegung zahlten die Eltern damals 1,40 Mark der DDR in der Krippe und 52 Pfennige im Kindergarten. Just in diesem Jahr gab es noch das neue (und letzte) Programm für Bildung und Erziehung im Kindergarten vom Ministerrat der DDR, Ministerium für Volksbildung zum einheitlichen Bildungssystem, das 1965 beschlossen wurde, deren Kern die Erziehung zum ideologischen Bewusstsein, vom individuellen zu kollektiven Interessen, beinhaltete.“

Die Kita „Klettermax“ ist eine von elf Kindereinrichtungen (inklusive Horte) der Awo in Wittenberg; eine zwölfte, die ITE „Am Wald“, befindet sich in Holzdorf.

Eröffnet 1985, verfügt „Klettermax“ heute über 84 Plätze, davon zwölf für Kinder mit Behinderung. Die Kita befindet sich am Lerchenberg in einem Zweigeschosser neben dem Awo-Kinder- und Jugendhaus „Albatros“. Geöffnet ist von 6 bis 17 Uhr, Tel. 88 20 08.

Seit 1993 bei der Awo

Ja, liebe Nachgeborene, so war das wohl damals, 1985. Da war auch das „Neubaugebiet“ am Lerchenberg noch ziemlich neu. Dort, links ’ne Platte, rechts ’ne Platte, befindet sich die Kita „Klettermax“ (vormals „Rotkäppchen“) bis heute. Da sind wir aber immer noch, heißt es, fast ein bisschen trotzig, in jedem Fall aber unter ausdrücklichem Bezug auf ein „sozialistisches Jugendlied“, in der Einladung zum Jubiläumsfest, das an diesem Freitag in der Lerchenbergstraße 67 über die Bühne gehen soll. Abgesehen vom Standort, da sind wir aber immer noch, ist freilich alles anders geworden über die drei Jahrzehnte. 1993 war die Einrichtung, dieses Wort hat überlebt, von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) übernommen worden.

„Heute ist der ,Klettermax’ eine Stätte fröhlichen Kinderlebens nach den Qualitätsstandards ISO 9001“, so Leiterin Kathrin Sternberg. Sein Vorname, ITE, steht für Integrative Tageseinrichtung, der Schwerpunkt der Arbeit mit dem Nachwuchs aus dem Viertel liege auf Ernährung und Bewegung, was dann auch zu der Umbenennung 2004 geführt habe; Klettermax klingt eben aktiver, frecher auch.

Als „integrative“ Kindertagesstätte ist „Klettermax“ gemeinsamer Spiel- und Bildungsort für Kinder ohne und solche mit Behinderungen. Zwölf der 84 Plätze sind Jungen und Mädchen mit Handicap vorbehalten, genutzt werden davon Sternberg zufolge derzeit acht, im Übrigen seien alle Plätze belegt. Dass die kleinen „Klettermaxe“, wie im Landesprogramm „Bildung elementar“ vorgesehen, in ihrer Kita „die Grundformen von Demokratie, Inklusion und Partizipation kennen lernen und im Alltag erproben“ können, hat auch mit Jungen und Mädchen zu tun, die zum Teil noch nicht lange hier leben - Kinder, deren Eltern nach Deutschland eingewandert sind. Neben dem Nachwuchs etwa von Russlanddeutschen aus dem Viertel gehören dazu inzwischen auch zunehmend Flüchtlinge, sagt Sternberg und nennt beispielsweise ein Geschwisterpärchen aus Tschetschenien, drei und fünf Jahre jung.

Vor allem die Sprache sei hier eine „Herausforderung“, sagt Sternberg, Russisch, Englisch, „Hände und Füße“ - dass sich der Awo-Migrationsdienst direkt nebenan befindet, sei eine große Unterstützung, lobt die Kita-Leiterin das „trägerinterne Netzwerk“.

Zum Fest am Freitagnachmittag erwartet Kathrin Sternberg - neben einer interessierten Öffentlichkeit - auch viele ehemalige Erzieherinnen - und vor allem natürlich das eine oder andere Kind von damals. Vielleicht erkennt sich ja jemand auf dem historischen Foto wieder? Da sind sie nämlich immer noch, die Klettermaxe.

Fest zum 30. Geburtstag der Awo-Kita Klettermax, 17. April, 15 Uhr, Lerchenbergstraße 67

Geklettert wird natürlich gern in der Kita „Klettermax“, Natalie zeigt’s.
Geklettert wird natürlich gern in der Kita „Klettermax“, Natalie zeigt’s.
achim kuhn Lizenz