Überholmanöver Kemberger muss 1.000 Euro zahlen
Ein Kemberger wurde für ein gefährliches Überholmanöver verurteilt. Warum das neue Verfahren vorläufig eingestellt wird.

Bad Schmiedeberg - Das Berufungsverfahren am Landgericht Dessau gegen einen 44-Jährigen aus Kemberg ist vorübergehend eingestellt worden. Der Mann war im April vom Wittenberger Amtsgericht wegen vorsätzlicher Gefährdung des Straßenverkehrs zu einer Geldstrafe in Höhe von 1.400 Euro und einem viermonatigen Fahrverbot verurteilt worden.
Das Wittenberger Gericht hatte es als erwiesen angesehen, dass der Angeklagte am 25. November 2020 auf der L129 Richtung Bad Schmiedeberg ein äußerst waghalsiges Überholmanöver begangen hatte. Er soll mit seinem Fahrzeug trotz Gegenverkehrs eine längere Autokolonne überholt und dabei die entgegenkommenden Fahrzeuge dazu genötigt haben, in Richtung des Straßengrabens auszuweichen.
Auto mit Notbremssystem
Dass es diesen Vorfall nicht gegeben habe, beteuerte der Angeklagte am Montag. Die Strecke beschreibe zwar seinen Arbeitsweg, den er auch am besagten Tag genommen hatte, aber die Sicherheitssysteme seines modernen Pkw würden ein solches Manöver gar nicht zulassen.
„Das Auto besitzt ein Notbremssystem. Hätte es diesen Vorfall gegeben, wäre es zu einem schweren Unfall gekommen“, beteuerte er. „Das verstehe ich nicht“, antwortete Richter Thomas Knief. „Seine Einlassung bedeutet, dass er nie zu nah aufgefahren sei und auch nicht in den Gegenverkehr geraten ist“, erklärte Verteidiger Ulrich Nitz. Zeugen hatten aber genau diese Vorwürfe in den Raum gestellt.
Dass das Fahrzeug in solcher Situation sofort abgebremst hätte, hieß es nun. „Dieses System kann man nicht abschalten“, so der Anwalt. Schon im April hatte der Angeklagte versucht, dies zu erklären.
Das Amtsgericht ging in seinem Urteil dabei von einer Schutzbehauptung aus und auch Knief betonte: „Was sie erzählen, kann ich nicht glauben.“ Auch ein weiterer Vorfall auf gleicher Strecke, an dem der Angeklagte beteiligt gewesen sei, wurde am Montag kurz diskutiert. „Dieser Vorfall ist nicht Gegenstand dieses Verfahrens“, so Nitz.
Kurze Beratung
Dann ging alles recht schnell. Nitz schlug die Einstellung des Verfahrens gegen eine Geldbuße vor. „Sie können wohl Gedanken lesen“, antwortete der Richter und zog sich nach Einwilligung von Staatsanwalt Sven Köhler für wenige Minuten mit der Kammer zurück.
Anschließend gab er die Entscheidung bekannt, dass das Verfahren für drei Monate vorübergehend eingestellt wird. Der Angeklagte wurde aufgefordert, innerhalb dieser Zeit 1.000 Euro an die Gebietsverkehrswacht Oranienbaum zu zahlen. „Das erspart uns sehr viel Aufwand“, so Knief, der allerdings auch betonte: „Ihre Einlassung hinsichtlich der Bremssysteme halten wir für unglaubwürdig.“ (mz)