Keine Antworten auf Fragen zur Zukunft des «Basso»
BAD SCHMIEDEBERG/MZ. - Es werden hoffentlich nicht Auswärtige gewesen sein, die bei der Suche nach einem Spaßbad im Internet nach Bad Schmiedeberg gelenkt worden waren und dort vor verschlossener Tür standen. Das Bad ist seit Januar 2009 dicht.
Im Internet aber wird es noch immer beworben. Neben Branchenverzeichnissen verweisen auch Bäder- und Freizeitführer auf die Annehmlichkeiten im "Basso", wie es sich gehört, mit Adresse, Anfahrtsskizze, Öffnungszeiten und Eintrittspreisen.
Eigentümer sagt nicht viel
"Das hat er noch nicht rausnehmen lassen", meint Klaus-Dieter Kluge, Hauptamtsleiter und stellvertretender Bürgermeister von Bad Schmiedeberg, damit den Eigentümer Hans-Jürgen Reinhardt aus Neuhaus am Rennweg. "In unseren Veröffentlichungen geben wir einen Hinweis darauf, dass das Basso zu ist", sagt Kluge. Mit Anfragen, was denn nun werde aus Ostdeutschlands erstem Spaßbad und dem angrenzenden Ferien- und Erholungszentrum, würden sie im Rathaus immer wieder konfrontiert. "Beantworten können wir das auch nicht."
Reinhardt selbst ist nicht sehr gesprächig. Nein, es gebe keinen neuen Stand. Die Verhandlungen mit dem Investor, mit dem er vor dem notariellen Vorvertrag stand, wie er im Sommer gegenüber der MZ erklärte, hätten nicht zum Erfolg geführt. Er werde informieren, wenn es etwas zu sagen gebe.
Schon im April war eine Übernahme gescheitert. Da wollte ein junges Unternehmen, die Aquamare Erlebnisbäder GmbH aus Wesseling bei Köln, das gesamte Objekt übernehmen und mit einem "familienfreundlichen Konzept" neu starten. Reinhardt hielt die Truppe nicht für seriös, beklagte, dass sie alles "für'n Appel und 'n Ei" wollten, während Aquamare erklärte, der Deal sei an Reinhardts überzogenen Forderungen gescheitert.
Schulden lasten auf Grundstück
Tatsächlich scheint Aquamare auch anderswo den Fuß nicht auf den Boden bekommen zu haben. Im Juli berichtete die Lausitzer Rundschau, dass das Unternehmen sein Angebot, die Cottbuser "Lagune" zu übernehmen, zurückgezogen habe. Und in Sellin auf Rügen sind die Kölner mit ähnlichen Absichten von vornherein auf Ablehnung gestoßen. Die Internetseite des Unternehmens ist geschlossen.
Danach war laut Kluge ein Unternehmen aus Hannover im Rathaus vorstellig geworden. Und auch das habe über zu hohe Forderungen von Reinhardt geklagt. Allerdings ist das Grundstück stark mit Schulden belastet. Energie- und Wasserversorger sowie der Abwasserzweckverband wollen sich ihre noch offenen Forderungen sichern. Weshalb die Stadt die potenziellen Investoren immer ermutigte, mit den Gläubigern zu verhandeln, damit sie bei einem Neustart dennoch liefern.
"Zu so einem Unterfangen an sich gehört schon eine Menge Mut", versteht Kluge, dass die Interessenten nicht gerade Schlange stehen. Zumal sich die Wettbewerbssituation spätestens mit dem Bau vom Spaßbad in Wolfen und dem Heide Spa Bad Düben verschärft habe. Um das Basso wieder zum Laufen zu bringen, "da wären jetzt schon riesen Summen zu investieren", sagt der Hauptamtsleiter. Einen hohen Sanierungsbedarf hatte vor Jahresfrist auch Aquamare ausgemacht, was Reinhardt wiederum abstritt: Das Bad könne binnen weniger Tage wieder eröffnet werden, behauptete er seinerzeit.
Ob es so tatsächlich den Ansprüchen der Besucher genügen würde, sei dahingestellt. Im Internet bei "Parkscout.de" besteht die Möglichkeit, die empfohlenen Einrichtungen zu bewerten. Unter lobenden Erwähnungen über die Badelandschaft findet sich in den Einträgen aus 2008 auch Kritik an Unzulänglichkeiten in den Sanitärräumen. Und am 23. August 2009 schreibt ein enttäuschter Nutzer: "Der Betreiber des Bades hätte wenigstens eine Information auf dieser Internetseite geben können, dass es bis auf weiteres geschlossen bleiben wird. Wir hätten gern eine positive Bewertung gegeben. Aber das Bad sieht verlassen aus."
"Die Chance, dass das Bad wieder eröffnet werden kann, sinkt mit jedem Monat, in dem es leer steht", sagt Kluge. Und auch das Freizeit- und Erholungszentrum wird so bei den Sportverbänden, die es bis 2008 gern als Trainingslager nutzten, zunehmend in Vergessenheit geraten.
Stadt trägt Zins und Tilgung
Die Stadt aber trägt noch immer an Zins und Tilgung für die sechs Millionen Euro Baukosten. Sie hatte der "Reinhardt Grundstücks-Eigentümer GmbH" 2001 das Objekt für symbolische zwei Mark überlassen. Damals betrug der jährliche Zuschussbedarf rund 700 000 Mark. Allein nach der Preisentwicklung auf dem Energiesektor dürfte das heute die gleiche Summe in Euro sein.
Besagte Spur im Schnee könnte aber auch vom Fahrzeug desjenigen stammen, der auf dem Gelände nach dem Rechten sieht. Bezüglich der Verkehrssicherungspflicht seien im Rathaus zumindest keine Beschwerden angekommen. Zuletzt war Reinhardts Sohn Pächter, und Kluge vermutet, dass er sich um das Anwesen kümmert. Der Senior antwortet auf die Anmerkung, dass ihn das alles doch sehr belasten müsse: "Damit muss ich leben."