Jubiläum am Lucas-Cranach-Gymnasium Jubiläum am Lucas-Cranach-Gymnasium: 70 Jahre im Zeichen der Schlange

Wittenberg - Sie ist 70. Oder doch älter, weil ein Teil von ihr schon 1922 eine wichtige Rolle in Piesteritz spielte? Oder jünger, weil sie erst 1951 bezogen wurde? Die Chronik des Lucas-Cranach-Gymnasiums gibt Aufschluss und deshalb wird am Freitag auf 70 Jahre einer Schule im Zeichen der Schlange geschaut, wie Kurt Fuchs von der Koordinationsgruppe „70 Jahre LCG“ mit folgendem Text ankündigt:
Die Schullandschaft in Piesteritz besitzt eine sehr lange Tradition. Bereits 1903 wurde die heutige Grundschule „Friedrich Engels“ gegründet. 1922 kam dann die Mädchenschule hinzu, später die Goethe-Oberschule und heute Haus II des Lucas-Cranach-Gymnasiums.
Als vorerst eigenständige Industriegemeinde Piesteritz war die Bevölkerung bis zur Gründung der DDR auf über 9000 Einwohner angewachsen. Vor diesem Hintergrund wurde im Frühjahr 1949 durch den Gemeinderat Piesteritz der Antrag auf die Errichtung einer Oberschule an das Amt für Volksbildung im Landkreis Wittenberg zum 1. September 1949 gerichtet.
Vorerst symbolisch
Die Schuleröffnung, vier Wochen vor der Gründung der DDR, erfolgte zunächst nur symbolisch und die 9. Klassen wurden in den benachbarten Räumlichkeiten der beiden Grundschulen mit unterrichtet. Das vorgesehene Schulgebäude blieb bis zur Eingemeindung 1950 zunächst noch Rathaus und musste danach noch für Unterrichtszwecke hergerichtet werden.
Ab 1951 bezogen die Schüler der „Oberschule im Aufbau“ dann ihr Schulgebäude, das nun ehemalige Rathaus und heute Haus I des Lucas-Cranach-Gymnasiums. Der Name „Lucas Cranach“ (d. Ä.) wurde dann am 14. Oktober 1953 anlässlich dessen 400. Todestages der Oberschule verliehen.
Ab diesem Zeitpunkt war sie die LCO. Mit dem Schuljahr 1962/1963 wurden die bisherigen Grundschulen, die acht Jahre besucht wurden, in die allgemeinbildende Polytechnische Oberschule (POS), die die ersten bis zehnten Klassen umfasste, und die Oberschulen zur Erweiterten Oberschule (EOS) umstrukturiert. Seit 1990/1991, mit der Einführung des gegliederten Schulsystems, gibt es nun das Lucas-Cranach-Gymnasium.
Sieben Jahrzehnte Schulgeschichte werden am morgigen Freitag Anlass zum Rück- und Ausblick geben. Am Vormittag begeben sich die Schülerinnen und Schüler einerseits auf Spurensuche und gestalten Klassenräume mit Schulmaterialien vergangener Tage. Wem ist schon noch bekannt, dass die Schule ein Objekt an der Ostsee in Ahlbeck errichtet und betrieben hatte?
Wer weiß noch, dass die Kellerräume im Haus I mal von Schülern hergerichtete Partyräume und Fitnesscenter beherbergten? Ein Film des DDR-Fernsehens aus den 70er Jahren hatte über die LCO eine Reportage gedreht, bei der es vieles zu entdecken gibt, was heute noch Bestand hat.
Andererseits entwerfen die Schüler zudem schulische Zukunftsvisionen. Eine Jury aus der Abiturstufe wird die am besten gestalteten Räume auswählen. Diese werden dann zum Tag der offenen Türen den Besuchern erneut präsentiert werden. Neben dieser Projektarbeit wird es an diesem Tag noch einiges Überraschende geben.
Das geplante Schulfoto in Form der Cranach-Schlange dürfte dazu gehören. Ebenso die Vernissage des Schul-Fotowettbewerbes, die an diesem Tag präsentiert wird. Am Abend wird es zudem ein abwechslungsreiches Programm mit „Geschichten vergangener Schülergenerationen“ geben.
Ob an diesem Tag von den 41 Schülerinnen und Schülern des ersten Jahrgangs 1949 einige anwesend sein werden, kann nicht gesagt werden. Aus den nachfolgenden Jahrzehnten haben sich jedoch mehrere Ehemalige bereits angesagt, die am Abend auch zu Wort kommen werden.
Ohne den Sonnabend
Aktuell lernen rund 600 Schülerinnen und Schüler am LCG. Damals wie heute waren eine Vielzahl der Schüler zeitgleich Fahrschüler, die aus dem gesamten Landkreis diese Schule aufsuchen. Kamen sie in den ersten Jahrzehnten noch per Fahrrad aus Jessen, Cobbelsdorf oder Straach, werden die heutigen Schüler per Öffentlichem Personennahverkehr transportiert.
Verändert haben sich in den zurückliegenden Jahrzehnten nicht nur die Stundentafel und Lehrplaninhalte. Für alle nicht mehr wegzudenken: die Fünf-Tage-Woche seit Januar 1990. Alle Absolventen davor erinnern sich noch an den bestehenden Samstagsunterricht.
Wenn auch die denkmalgeschützten Gebäude in ihrer Grundsubstanz erhalten geblieben sind, so hat sich nach den eher äußerlichen Arbeiten im Zusammenhang mit der Expo 2000 vieles verändert. Jeder Besucher kann sich davon selbst ein Bild machen, was den Schulhof, Kunsträume oder die Volkspark-Turnhalle betrifft. Nur wenige können sich noch daran erinnern, dass in den 90er Jahren das Volksheim noch für den Sportunterricht verwendet wurde.
Nicht nur im äußeren Bereich, sondern auch im Schulgebäude selbst hat sich viel getan. Neben Elektrik, Brandschutz wurde die technische Ausstattung der Räume verändert. Dort wo früher der Polylux stand, wird heute mit Elmo, Laptop und Beamer neben der klassischen Tafel Unterricht gestaltet. Vieles konnte dabei mit Hilfe des Schulfördervereins umgesetzt werden, der vom größten Arbeitgeber Piesteritz’ partizipiert.
Nähe zum Stickstoffwerk
Die Nähe zu den Stickstoffwerken hatte bereits in der Vergangenheit enge Verbindungen über den praktischen Unterricht in Betrieben und Lehrwerkstätten, wie ESP, UTP oder WPA, hervorgebracht. Heute bestehen diese Kontakte über eine Partnerschaftsvereinbarung fort, konzentrieren sich jedoch stärker auf Aktivitäten im Futurea Science Center. (mz)
