Initiative für Natur Initiative für Natur: Demo am Samstag auf dem Schlossplatz

Wittenberg - Julie Böhm ist freischaffende Künstlerin. 2015 wurde sie zur Weltmeisterin der Bodypainter gekürt, vor einem Jahr hat sie sich in Wittenberg niedergelassen. Zu ihren hier gestarteten Aktionen gehört das Projekt „Tree of life“, denn Böhm liegt die Natur am Herzen. Deko-Bäume aus Altholz hat sie hergestellt, wer mag, kann Blätter erwerben, die mit dem Spendernamen versehen an diese Objekte kommen. Die Spenden sollen für Neupflanzungen von Bäumen eingesetzt werden, denn gerade im jüngsten Hitzesommer mit seiner Trockenheit sind etliche zu Schaden gekommen.
Kein „Weiter so“
Am Sonnabend, dem 19. Oktober, gehört Böhm zu den lokalen Unterstützern einer Kundgebung, zu der die „Initiative für die Natur“ auf den Wittenberger Schlossplatz einlädt. Die Organisatoren um Jürgen Hauschke kommen aus Bad Belzig, auch dort gibt es eines von Böhms Lebens-Bäumchen. Beginn der Aktion auf dem Schlossplatz ist um fünf vor zwölf. Zwar heißt es in einer Mitteilung der Initiative, dass das Haus lichterloh brennt und ein „Weiter so“ nicht mehr geht. Die Zeit drängt. Dennoch sei, sagt Hauschke zur MZ, noch nicht alles zu spät. „Es gibt Hoffnung, wenn schnell etwas passiert.“ Die Kundgebung soll auch ein Weckruf sein.
Dabei scheint der 58-Jährige, der früher unter anderem im Garten- und Landschaftsbau tätig war, eher wenig Vertrauen in die große Politik, respektive etablierte Parteien zu haben. Auch die Grünen seien zu kompromissbereit. Inhaltlich näher dürfte ihm die 2016 gegründete Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer, kurz V-Partei, sein. Vertreter von dort werden ebenso zur Kundgebung erwartet wie der Wittenberger Ableger von „Fridays for Future“, Bürgerinitiativen wie „Klimanotstand Brandenburg“ sowie die Tierschutzpartei und der Bund für Umwelt und Naturschutz.
Mit Malte Hartwieg komme zudem der Gründer der Initiative „Jeder Tag zählt“. Für den Tierschutz habe er in diesem Jahr bereits 4721 Kilometer mit dem Fahrrad durch Europa zurückgelegt. Aufmerksam machen will er auf die Qualen, welche Tiere auf zum Teil ultralangen Transporten erleiden. Hartwieg habe in Wien, Bern, Berlin und Rom eine Petition mit 330000 Unterschriften für die Beendigung der Tierquälerei an die Verantwortlichen übergeben. Tatsächlich liegt auch Leuten wie Hauschke der Tierschutz besonders am Herzen.
Dass immer wieder Kritik an der Haltung von Nutztieren gerade in Deutschland laut wird (Stichwort: Massentierhaltung), weiß jeder, der sich damit beschäftigt. Hauschke sagt: „Man muss nicht mit dem Finger auf andere zeigen, sondern vor der eigenen Tür anfangen.“ Das betrifft die Ernährung ebenso wie das Einkaufsverhalten und die Art und Weise, in der man sich in der Natur bewegt.
Verein soll gegründet werden
Gegründet wurde die „Initiative für Natur“ erst vor einem Jahr, doch habe sie inzwischen bereits 110 Mitglieder in Deutschland. Sympathisanten gebe es zudem in der Schweiz sowie in Dänemark und in Schottland. Einige Gründungsmitglieder der Initiative seien ursprünglich aus dem Wolfsschutz gekommen, ein Wolf befindet sich auch im Logo.
Für Hauschke ist er ein starkes Symbol, denn nach der Verfolgung ist er nun zurückgekehrt. Dass es bereits wieder Wolfsgegner gibt, ist freilich noch mal ein anderes Thema. Über die Zukunft sagt Hauschke, die „Initiative für Natur“ solle „schnellstmöglich“ ein eingetragener Verein werden, derzeit strebe man die Gründungsveranstaltung an.
Jetzt aber geht es erst mal zur Kundgebung auf den Wittenberger Schlossplatz. Jürgen Hauschke sagt, sie rechnen mit 300 Besuchern, „aber wir hoffen auf 500“. Mit dabei sind die Schauspieler André Mann und Marita Marschall, letztere hat auch die Schirmherrschaft für die Initiative übernommen. Ab 11.55 Uhr gibt es unter anderem Musik, auch live, und vor allem Redebeiträge von Natur- und Tierschutzinitiativen, bei denen sich Interessierte informieren können.
Neue Thesen aus Wittenberg
Auch die Künstlerin Julie Böhm ist mit einer malerischen Aktion vor Ort, sie sagt unter Hinweis auf den Tierschutz: „Ich möchte die Menschen positiv inspirieren.“ Organisator Jürgen Hauschka betont ebenfalls, dass ihm neben der Problembenennung daran liege, Lösungen aufzuzeigen und auf Dinge hinzuweisen, die jeder selbst tun kann. Außerdem möchte die Initiative Gleichgesinnte vernetzen. Und weil sie nun in Wittenberg sind, fordern sie die „Reformation des Systems im Umgang mit der Natur und ihren Lebewesen“.
Dazu haben sie Thesen entwickelt, die den Besuchern der Aktion ausgehändigt werden sollen. Am Ende zitieren sie Rio Reiser: „Wann, wenn nicht jetzt? Wo, wenn nicht hier? Wie, wenn ohne Liebe? Wer, wenn nicht wir?“
(mz)
