Im Reisebus auf Schnupperkurs durch das Unternehmen mit Zukunft
WITTENBERG/MZ. - Das alles macht ein wenig den Eindruck, als nehme man an einer Stadtführung teil: "Links sehen sie, rechts sehen sie..." Seine Zuhörer sind Schulabgänger, Abiturienten, Lehrabsolventen. Sie werden an diesem Dienstagnachmittag im Reisebus durchs Werk chauffiert und erfahren ein Menge.
Die Bundesagentur für Arbeit hat im Vorfeld vor allem in Gymnasien und Fachoberschulen die Werbetrommel für die kostenlose Veranstaltung gerührt. Unter dem Titel "Studieren geht über Probieren" findet sie im Rahmen der Woche der Studienorientierung statt. "Hier können sich die jungen Leute Informationen über ingenieurtechnische Berufsbilder holen und in Prozesse hineinschnuppern", sagt Steffen Rotte, Geschäftsführer der Wittenberger Arbeitsagentur.
Die Erwartungen der jungen Menschen, die im Bus sitzen, sind durchaus unterschiedlich: "Ich möchte mir einen Überblick verschaffen", sagt Mathias Jeschor. Der 24-Jährige aus Söllichau hat an der Fachoberschule Wittenberg gebüffelt und sucht nun nach Möglichkeiten, seinen weiteren Berufsweg zu gestalten.
Die Zwölfklässlerin Susanne Schulz will sichergehen, dass ihr Berufswunsch der richtige für sie ist. "Ich habe bereits im Sommer ein Praktikum bei SKW gemacht, mich jetzt für eine Berufsausbildung hier beworben", erzählt die Wittenbergerin. Aber wenn es eine duale Ausbildung gebe, die Lehre und Studium verbinden würde, wäre sie dabei, sagt sie. Ihre Klassenkameradin Anne Neumann nickt zustimmend: "SKW ist ein Unternehmen mit Zukunft." Sie möchte nach dem Abitur ein Studium zur Ingenieurin absolvieren, "später vielleicht hier in Piesteritz arbeiten", hat die Abiturientin sehr konkrete Vorstellungen.
Für Eberhard Hinder, Leiter des Personalwesens bei SKW, enthält die Informationsveranstaltung eine ordentliche Portion Eigennutz für den Betrieb. "Der Bedarf an technisch gut ausgebildeten Leuten ist groß. Das Durchschnittsalter in unserem Unternehmen beträgt 48 Jahre. Auf lange Sicht ist da Nachwuchs nötig, damit unsere älteren Beschäftigten den Staffelstab weitergeben können", so Hinder während der Gesprächsrunde im Kundenzentrum des Werkes. Bei SKW sei nicht nur eine Ausbildung in der Chemie möglich, sondern auch in andere Richtungen. Hinder: "Voraussetzung ist das Interesse für technische und naturwissenschaftliche Themen."
Karsten Wagner und Michael Schellhardt haben diese Bedingung offenbar erfüllt. Sie sitzen nun als Vorzeige-Jungingenieure vor den Absolventen und erzählen von ihrem Studium und den Praktika, durch die sie nach Piesteritz zu SKW gekommen sind. "Man muss sich schon auf den Hosenboden setzen", sagt Schellhardt und verweist auf Mathe-Kenntnisse, die vorhanden sein müssen. Laut Personalreferentin Birgit Lorenz beschränkt sich die Zusammenarbeit zwischen Universität und dem Unternehmen zurzeit auf Praktika und die Betreuung von Diplomarbeiten. Insbesondere mit der Martin-Luther-Universität pflege man Kontakte. Die Idee eines dualen Studiums, das Theorie und Praxis noch aktiver verknüpft, sei noch nicht ausgereift. Jedoch wolle man versuchen, SKW attraktiver für Absolventen zu machen. Hinder: "Da sind wir in jede Richtung offen."