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IFA- und Oldtimer-Treffen IFA- und Oldtimer-Treffen: Liebe und Leidenschaft auf dem Arsenalplatz

Von Karina Blüthgen 28.09.2018, 16:13
Oldtimer aller Art stehen am Sonnabend zwischen 10 und 20 Uhr auf dem Arsenalplatz. Anreise ist ab 8 Uhr, eine Ausfahrt gibt es allerdings nicht.
Oldtimer aller Art stehen am Sonnabend zwischen 10 und 20 Uhr auf dem Arsenalplatz. Anreise ist ab 8 Uhr, eine Ausfahrt gibt es allerdings nicht. Klitzsch

Wittenberg - Eric Jehnichen streicht fast liebevoll über die Karosse des 311er Wartburgs, die in den klassischen Farben hellblau und weiß erstrahlt. „Der ist ganz frisch fertig geworden“, sagt der 31-Jährige. Und fertig heißt in dem Fall nicht nur putzen und polieren. Nein, der Wartburg ist komplett restauriert, darin stecken zweieinhalb Jahre intensive Arbeit und Leidenschaft.

Wartburg aus Nullserie

„Die äußeren Teile sind alle original, gepflegt und geputzt“, beschreibt Jehnichen das Schmuckstück. „Der Motor ist komplett neu.“ Was den Wagen zu etwas Besonderem macht: Es ist ein sogenanntes Nullserienfahrzeug, Baujahr 1959. Das Exportfahrzeug habe er aus Polen geholt. „Die Karosserie war zur Hälfte durchgerostet.“ Den Karosseriebau habe man einem Fachmann überlassen, ansonsten ist alles in Eigenleistung gemacht.

Der Wartburg ist eines von mehreren hundert Fahrzeugen, die am heutigen Sonnabend auf dem Wittenberger Arsenalplatz ab 10 Uhr zu sehen sind. Dorthin hat der Verein IFA-Freunde Piesteritz zu seinem zweiten IFA- und Oldtimertreffen eingeladen. „Beim ersten Treffen vor zwei Jahren kamen knapp 400 Autos und Motorräder, und wir hatten zwischen 2.500 und 3.000 Besucher“, erinnert sich der Vereinsvorsitzende und hofft in diesem Jahr auf eine ähnlich gute Resonanz. Zumal es eine reine Ausstellung ist, keine Ausfahrt. Das heißt, Besucher haben alle Zeit der Welt, sich die Schmuckstücke, angereist aus Stralsund, Zwickau, Potsdam oder Cottbus anzusehen.

Der Verein „IFA-Freunde Piesteritz“ wurde im Jahr 2010 gegründet, Vorsitzender ist Eric Jehnichen. Die 15 Mitglieder haben sich der Fahrzeuggeschichte aus der DDR und den einst sozialistischen Nachbarländern verschrieben. Und so schrauben sie in ihrer Freizeit an Trabant, Wartburg, Moskwitsch und so manchem Motorrad. Das Oldtimertreffen am heutigen Sonnabend ist bereits das zweite dieser Art. Rund 400 Aussteller aus Ostdeutschland werden mit ihren rollenden Untersätzen auf dem Arsenalplatz erwartet.

Dabei wechselt nicht nur das Publikum, auch bei den Ausstellern werden am Vormittag und Nachmittag zum Teil andere Fahrzeuge zu sehen sein. Den ganzen Tag über wird der zugelassene „Grill- und Getränkewagen“ des Vereins vor Ort sein. Der ist in der Tat ein Hingucker, besteht er doch aus einem umgebauten Trabant, der nun als Anhänger genutzt wird.

„Der Kofferraum ist um 40 Zentimeter verlängert, unter der Klappe ist jetzt ein großer Grill. Die Schnauze ist weg, dafür ist dort ein Tresen“, zeigt Eric Jehnichen auf einen umgebauten Motorblock, aus dem Brause und Bier fließen werden. Und die Hygiene-Abnahme? „Das geht alles“, meint der Vereinschef lachend. Die Idee zu dem kuriosen Umbau sei bei einer Bierlaune entstanden.

Der gebürtige Wittenberger schraubt fast jeden Tag an einem Wagen herum. Das sei ein guter Ausgleich zum Beruf, findet Jehnichen, der als Fachinformatiker arbeitet. Die übrigen Mitglieder kommen, wie sie Zeit haben, Sonntagabend sind dann fast alle zum Wochenausklang da. Nicht nur IFA-Fahrzeuge (IFA steht für Industrieverband Fahrzeugbau der DDR) werden gehegt und wieder aufgebaut.

„Wir beschäftigen uns auch mit Autos aus dem einstigen RGW-Gebiet“, so der Vorsitzende über den einstigen Ostblock. Und hebt die Plane von einem Moskwitsch hoch, den er 2007 erworben hat. „Der ist noch komplett original, nur die Sitze sind etwas runter“, findet er.

Hochdachbarkas im Umbau

Sogar ein Armeefahrzeug, einen GAZ-69, nennt er sein eigen. Der Funkrüstwagen, von dem es zu DDR-Zeiten nur 100 bis 150 Stück gab, sei ein Depotwagen, entsprechend gut in Schuss, sagt er. Und das Projekt für die nächsten Monate steht bereits in der Ecke.

Der Hochdachbarkas, Farbe grasgrün, soll zu einem Softeis-Wagen mutieren. „In einem normalen Barkas kann man nicht aufrecht stehen. Das ist hier anders“, erläutert er die Vorteile dieser Sonderanfertigung für die ungarische Post. „Davon gibt es nur zwei in Deutschland.“ (mz)

Eric Jehnichen und seine IFA-Freunde Piesteritz sind der beste Beweis dafür, dass man auch in Technik wie diesen 311er Wartburg verliebt sein kann.
Eric Jehnichen und seine IFA-Freunde Piesteritz sind der beste Beweis dafür, dass man auch in Technik wie diesen 311er Wartburg verliebt sein kann.
Klitzsch