Hotelschiff soll auf Kreuzfahrt gehen Hotelschiff soll auf Kreuzfahrt gehen: Vier Sterne auf dem Wasser

Wittenberg - Sie haben es wieder getan: Jan Harnisch und sein Compagnon Mike Pickran, die Wittenberg bereits Bähnchenverkehr und, Harnisch solo, seit 2004 regelmäßige Fahrgastschifffahrt bescherten, bringen jetzt erneut etwas Neues auf die touristische Bühne der Lutherstadt. Die beiden Kapitäne setzen ein Hotelschiff auf die Elbe. Von der Viking-Reederei haben sie die „Theodor Fontane“ erworben, die Übergabe des Vier-Sterne-Kreuzfahrtschiffes ist für den 1. März geplant - und dann geht es auch schon bald los. Am 14. März werden an Bord die ersten Gäste erwartet.
94 Meter lang und elf Meter breit - die vertraute MS „Lutherstadt Wittenberg“ würde also locker zweimal nebeneinander aufs Oberdeck passen - verfügt das Flusskreuzfahrtschiff über insgesamt 112 Betten in 48 Doppelkabinen und acht Suiten sowie ein Restaurant mit 120 Plätzen und eine Bar. Genutzt wird auch das Oberdeck, von wo aus man, hingegossen in Lounge-Möbel, die Flusslandschaft betrachten kann oder sich einfach „erholen vom Trubel“ der Reformationsfeierlichkeiten, wie es Harnisch formuliert.
Flusskreuzfahrten nach Hamburg und Prag
Denn natürlich zielt die Investition, für die Harnisch und Pickran eigens die Luther Travel Cruises GmbH gegründet haben, auf das Jubiläumsjahr: 2017 wird das Schiff ganzjährig als Hotel- und Restaurantschiff genutzt und bewegt sich also nicht weg vom Anleger im Alten Hafen.
Ab 2018 allerdings wird es sich aufmachen zu Flusskreuzfahrten, nach Hamburg und Prag - auch dies ein Novum mit dem Start- und Zielpunkt Wittenberg; lediglich im Winter und im Juli, August, den Monaten, in denen die launische Elbe der Schifffahrt ja gerne einen Strich durch die Rechnung macht, dient das Schiff, dessen Wert mit einem siebenstelligen Betrag angegeben wird, dann regelmäßig als in Wittenberg liegendes Hotel.
Für Harnisch, der heiter einräumt, dass es sich bei der jüngsten Investition nun in der Tat um eine „andere Dimension“ handelt, bedeutet das Hotel auch eine Art Rückkehr: Er ist gelernter Gastronom (Koch) und kam erst auf dem zweiten Bildungsweg zur Schifffahrt. Mike Pickran lernte Binnenschiffer und betreibt seit rund 20 Jahren von Malchow aus Personenschiffsverkehr auf der Müritz und bis weit nach Polen hinein. Die beiden wissen also offenkundig sehr gut, was sie tun.
„Wir sehen das auch als einen Impuls für die Stadt“, so Harnisch. Am Anleger sind bis zum Start im März noch Investitionen notwendig, vor allem in stärkere Strom- und Entsorgungsleitungen. Auch Personal wird noch gesucht, Interessenten können sich in Harnischs Büro in der Schloss-Straße 16 melden. Vorgesehen sei zudem, einen Teil der „Theodor Fontane“-Crew zu übernehmen.
„Großes Glück“ für den Tourismus
Die Leiterin der Wittenberg-Information, Kristin Ruske, nannte das Hotelschiff unterdessen ein „großes Glück“ für den Tourismus, gerade im Hinblick auf 2017, wo man angesichts des verfügbaren 2.000-Betten-Angebots in der Stadt heute für viele Termine bereits mit Wartelisten arbeiten müsse und es im Übrigen nicht eben viele Vier-Sterne-Hotels gebe. Interessen an einem Aufenthalt in Wittenberg werden künftig also auch auf ein Schiff vermittelt werden können. Buchungen sind bereits jetzt möglich, im Büro Schloss-Straße 16 (Tel. 03491/7 69 04 33), über die Touristen-Info an der Schlosskirche sowie demnächst über die im Aufbau befindliche Seite www.hotelschiff.net. Gerade, berichtete Harnisch am Donnerstag stolz der versammelten Presse, habe seine Frau die erste Suite verkauft.
Für den 10. März ist die Schiffstaufe geplant, denn die dann vormalige „Theodor Fontane“ - die Harnisch und Pickran namenlos übernehmen - bekommt einen neuen Namen. Er trägt der Geschichte der Lutherstadt Rechnung - geschlafen und gegessen (und gefahren) wird künftig auf der „Junker Jörg“. Ganz ohne falsche Bescheidenheit nennt Harnisch die Taufe denn auch das erste große Ereignis im Reformationsjubiläumsjahr 2017. (mz)


