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Hilferufe am frühen Morgen Hilferufe am frühen Morgen: Feuerwehren retten mehr als 20 Menschen aus Wohnungen

Von Marcel Duclaud 05.08.2019, 17:55
Gut 70 Feuerwehrleute waren bei dem Kellerbrand am Montag im Einsatz. Dazu kamen noch Rettungskräfte und Polizei.
Gut 70 Feuerwehrleute waren bei dem Kellerbrand am Montag im Einsatz. Dazu kamen noch Rettungskräfte und Polizei. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Dramatische Szenen haben sich am frühen Montagmorgen in Wittenberg abgespielt. In Folge eines Kellerbrandes in der Straße der Völkerfreundschaft mussten Einsatzkräfte mehrere Menschen, die um Hilfe riefen, aus ihren Wohnungen retten. Einige - darunter eine Mutter mit Kind - mussten sie vom Dach des Mehrfamilienhauses holen, auf das sie sich geflüchtet hatten.

Viel Rauch im Treppenhaus

Das Treppenhaus war bereits zu stark verraucht, um sicher nach unten zu gelangen. Deshalb wählten vier Menschen den Weg nach oben. „Wir wohnen im fünften Stock. Wach wurden wir durch den ganzen Krach. Alles war voller Qualm“, berichten Edmund und Anneliese Bajerke über den großen Schreck, als sie realisierten, was geschehen ist.

Mit großer Mühe habe sich das Oberlicht öffnen lassen: „Wir sind dann nach draußen, haben gerufen und gewunken.“ Kurz darauf befreite die Feuerwehr sie mit einer Drehleiter aus ihrer misslichen Lage.

Insgesamt mussten 20 Erwachsene und vier Kinder von Kameraden der Feuerwehren aus dem stark verrauchten Haus gerettet werden. Drei von ihnen sind mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Wittenberger Krankenhaus gebracht worden, andere wurden vor Ort untersucht und behandelt.

Betroffen waren nicht allein die Bewohner des Aufganges, in dem offenkundig mehrere Keller brannten, sondern auch Menschen aus den Eingängen links und rechts. Sie mussten ihre Wohnungen zumindest zeitweise verlassen, die Mieter eines weiteren Eingangs in dem Block sind gebeten worden, in ihren Wohnungen zu bleiben. Sie wurden aufgeklärt und betreut, teilt die Stadt mit.

Weil so viele Menschen betroffen waren, ist nach den Worten von Kreisbrandmeister Roland Karthäuser ein sogenannter Massenanfall von Verletzten ausgerufen und der Katastrophenschutz des Landkreises aktiviert worden. Als zentraler Ort der Unterbringung diente die Stadthalle.

Dorthin wurden laut Karthäuser die Betroffenen gebracht. Sie wurden registriert, medizinisch betreut und verpflegt. Zuvor hatten sich die Kameraden der Feuerwehren davon überzeugt, dass niemand mehr in den Wohnungen war.

Der Alarm war um 5.08 Uhr ausgelöst worden. Relativ schnell, nämlich gegen 9.30 Uhr, konnten die meisten Betroffenen nach Auskunft von Antje Bitter, Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft (WBG), der der Block gehört, wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. Es handelt sich um die Mieter der benachbarten Eingänge und der rechten Seite des betroffenen Aufgangs.

Für die Mieter über dem Brandherd geht es nicht so fix. Ihnen sind zunächst Gästewohnungen zur Verfügung gestellt worden. Wie lange sie dort bleiben müssen, wird sich zeigen.

Antje Bitter, die mehrere Stunden vor Ort verbrachte, um alles zu klären und Beistand zu leisten, ist dankbar für die gut organisierte Hilfe in der Not: „Es hat alles super funktioniert.“ Das sagen auch von der Evakuierung Betroffene.

Der Kreisbrandmeister verweist darauf, dass es sich um einen der größten Einsätze der vergangenen Jahre gehandelt habe. Zehn Feuerwehren sind gerufen worden, 70 Führungs- und Einsatzkräfte waren vor Ort - hinzu kamen zwei Notarztfahrzeuge, sechs Rettungswagen, zudem drei Fachdienste vom Landkreis.

Kriminalpolizei ermittelt

Was den Grund des folgenschweren Kellerbrandes in einem Wohnblock mit vielen Mietern betrifft, hüllt sich die Polizei noch in Schweigen. „Die Ermittlungen zur Klärung der Brandursache werden von der Kriminalpolizei des Polizeireviers Wittenbergs geführt und dauern an“, heißt es.

Die Betroffenen unterdessen wirkten am Montag zwar überwiegend gefasst, sie wissen aber natürlich, dass solch ein Ereignis nicht spurlos an einem vorübergeht. „Ich dachte schon, wir müssen uns abseilen“, bemerkt Ingrid Geilenberg, eine der Mieterinnen. Und fügt hinzu: „Es dauert eine Weile, bis ich das verarbeitet haben werde.“ (mz)

Edmund und Anneliese Bajerke (Mitte) wurden über das Dach in Sicherheit gebracht. In der Stadthalle sind sie medizinisch betreut worden.
Edmund und Anneliese Bajerke (Mitte) wurden über das Dach in Sicherheit gebracht. In der Stadthalle sind sie medizinisch betreut worden.
Thomas Klitzsch
Aus den brennenden Kellern wurde auch eine Gasflasche geholt.
Aus den brennenden Kellern wurde auch eine Gasflasche geholt.
Thomas Klitzsch