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Hauptbahnhof Wittenberg Hauptbahnhof Wittenberg: Grüner Bahnhof wird später fertig

Von Irina Steinmann 18.03.2016, 18:26
Der Bau für das neue Empfangsgebäude des Bahnhofes in Wittenberg hat begonnen.
Der Bau für das neue Empfangsgebäude des Bahnhofes in Wittenberg hat begonnen. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Der „Grüne Bahnhof“ hängt ein bisschen, die neue Ankunftszeit heißt jetzt Ende 2016. Rechtzeitig zum Kalenderjahr 2017 also, aber nicht mehr rechtzeitig zum Auftakt des Reformationsjubiläumsjahres am Reformationstag 2016. Immerhin: Befürchtungen, die Stadt würde durch die Verzögerungen im Betriebsablauf der Bahn mit ihren eigenen Arbeiten auf der Westseite (Zeltdach) des Hauptbahnhofs ebenfalls ins Hintertreffen geraten, haben sich, nach Lage der Dinge, nicht bewahrheitet.

„Nach derzeitigem Planungsstand klappt’s“, sagte auf Anfrage Wittenbergs Bau-Bürgermeister Jochen Kirchner unter Berufung auf Gespräche mit der Bahn vom vergangenen Montag. Die Reisenden werden den Öko-Bahnhof, der seit einigen Tagen unübersehbar in die Höhe wächst, nicht inmitten einer städtischen Wüste vorfinden. Die Stadt will ihre Arbeiten dort im August beginnen und ebenfalls zum Jahresende damit fertig sein.

Weitere Details sind jetzt zum „Grünen Bahnhof“ bekannt geworden. Demnach soll das neue Empfangsgebäude, das im Dezember in Betrieb geht, täglich von 5.30 bis 21/ 22 Uhr geöffnet sein. Nur in dieser Zeit sollen auch die dortigen WC zugänglich sein, sie funktionieren mit Münzen. Auf dem Vorplatz der Bahnhofswestseite soll eine Pkw-Ladesäule für Elektromobile aufgestellt werden. Während der „Weltausstellung Reformation“ (Mai bis September 2017) soll es am buchförmigen Welcome-Turm weitere Serviceleistungen geben (Toiletten, Info, Fundbüro etc.).

Abgeschlossen ist der Tiefbau am ZOB. Dort fehlen noch die Wartehäuschen, die im 2. Quartal kommen sollen, dito die neue Fahrgastinformation. Die alte Informationstafel unterm Zeltdach könnte - dies wird geprüft - weitere Verwendung finden, nämlich am Ostzugang. Apropos Ostzugang: 2018 soll dann auch die lang ersehnte Anbindung der Elstervorstadt erfolgen. Erst einmal aber entsteht hier 2017 ein großer Parkplatz - freilich noch ohne direkten Zugang zum Bahnhof, dorthin und in die Stadt kommt man auch dann nur über den weiten Umweg durch den bestehenden Tunnel. (mz/irs)

Die mehrmonatige Verzögerung beim neuen Empfangsgebäude, für die unter anderem Überraschungen im Untergrund (Gebäudereste, unerwartete Kabel) und damit verbunden ein späterer Beginn der Bohrung nach Erdwärme angegeben werden, wird logischerweise allerdings zur Folge haben, dass sowohl die Container mit dem Reisezentrum etc. als auch das WC-Häuschen länger stehen bleiben müssen als geplant und die Stadt die weiteren Fahrradabstellanlagen in diesem Bereich ebenfalls erst entsprechend später bauen kann. Nach wie vor geplant sind Kirchner zufolge - auch - Fahrradboxen; die Abstellanlagen werden voraussichtlich begrünt.

Die insbesondere von den örtlichen Grünen gewünschte „Radstation“ mit Serviceleistungen rund ums Rad lässt unterdessen noch auf sich warten. Für 2017 ist hier, wie es in einer Informationsvorlage der Verwaltung für den Stadtrat heißt, eine „temporäre Interimslösung“ geplant, also ein Ort, wo man Fahrräder leihen, reparieren und Zubehör bekommen kann.

Eine dauerhafte Radstation soll es laut Kirchner aber geben, geplant ist der Bau für 2018, es gebe einen privaten Interessenten, der die Station betreiben möchte. Raffinierterweise möchte man für dieses Häuschen dann die Fundamente des „Welcome“-Turmes nutzen, der als solches ja spätestens im Herbst 2017 ausgedient haben wird. Eng mit dem Reformationsjubiläum verzahnt ist, auch inhaltlich, die Promenade, die künftig beidseitig begrünt und drei Meter breit vom Hauptbahnhof Richtung Luthereiche in die Stadt führen soll: Sie ist Teil des „Stationenweges“, der ab Herbst 2016 Orte der Reformation in Europa miteinander verzahnt - schon deshalb muss dieser neue Weg im September, spätestens Oktober fertig sein. Kleine Crux: Die Stadt muss einen Teil der benötigten Fläche erst noch erwerben - von der Bahn. Dies stellt Kirchner zufolge aber keine Problem dar, zumal man den Bau notfalls auch auf Grundlage einer Überlassungserklärung beginnen könnte.

Der Fokus als Hauptweg liegt der Stadt zufolge ganz klar auf der Promenade (für die es unlängst einen Wettbewerbspreis gegeben hatte). Definitiv erst 2018 realisiert wird hingegen ein zweiter Weg, der ebenfalls als Abkürzung in die Altstadt dienen soll: die „Gleisquerung Brüggemann“. Dem Vorhaben steht derzeit noch ein denkmalgeschützter Schuppen im Wege und er ist nicht das einzige Hindernis - mit dem Nachfolger der Bundesmonopolverwaltung für Branntwein habe man - trotz aller positiven Signale - noch keine endgültige Übereinkunft erzielt, so Kirchner.

Als Sorgenkind hatte sich zuletzt demgegenüber einmal mehr der Bereich des früheren Empfangsgebäudes und der angrenzenden Flächen erwiesen (Bahnhofsmitte), die derzeit ebenfalls eine einzige große Baustelle sind. Die Bahn baut dort die neuen Bahnsteige 5 und 6 samt einer Personenunterführung, die Stadt eine neue Vorfahrt samt Park-u.Ride-Plätzen. Für Unmut bei der Stadt hatte laut Informationsvorlage gesorgt, dass die Baustelleneinrichtung der Bahn bis März 2017 ausgewiesen ist - eigentlich hatte die Stadt dort noch 2016 mit dem Bauen beginnen wollen. Nun kann sie froh sein, wenn es am 1. März 2017 klappt. Das ist freilich höchste Eisenbahn für die kommunalen Baumaßnahmen: Zehn Wochen benötige man schon, um die Arbeiten durchzuführen. Und Mitte Mai muss schließlich alles proper sein für den Auftakt des Sommers der Reformation mit der Weltausstellung und vor allem dem Abschlussgottesdienst für vielleicht Hunderttausende auf den Elbwiesen.

„Sollte keine Baufreiheit ab 1.3.2017 durch DB S+S (DB-Tochter Station and Service, Anm.) bestehen, muss die frühere Vorfahrt inklusive P+R-Stellplätze wieder in Betrieb genommen und die Fläche bis zur neuen Personenunterführung im April 2017 provisorisch hergerichtet werden, um keine baulichen Aktivitäten während des Reformationsjahres 2017 zu erzeugen“ - dieses düstere Szenario steht in der Informationsvorlage für den Stadtrat. Doch dazu soll es nicht kommen. „Das wollen beide Seiten nicht“, betonte Kirchner - die Bahn habe der Stadt jetzt „Baufreiheit zugesichert“ für den 1. März 2017. (mz)