Hauptbahnhof Wittenberg Hauptbahnhof Wittenberg: Das Zeltdach am Bahnhof hat keine Freunde
Wittenberg/MZ. - Selbst Verwaltung ist überrascht
"Ich bin von der Einhelligkeit selbst überrascht", sagt der Fachbereichsleiter für öffentliches Bauen, Jörg Jordan, nach der Ausschusssitzung. Dass das Zeltdach nicht dort stehen bleiben kann, wo es derzeit ist, war klar. Das neue Bahnhofsgebäude soll schließlich bis an die Treppen reichen. Bislang plante die Verwaltung, das Zelt nach Norden zu versetzen und einen Teil des Busbahnhofs damit abzudecken. Doch nun scheint sich der Wind zu drehen. "Für mich ist klar, dass es nicht versetzt wird", sagt Frank Scheurell (CDU). "Wir haben manchen Preis dafür bekommen und manchen Preis dafür bezahlt." Tatsächlich hat das Dach 1998 etwa 450 000 Euro gekostet. Dazu kamen noch einmal 99 000 Euro für einen Vergleich. Heute steht es mit 362 000 Euro in den Büchern.
Wertvoll, aber unpraktisch - zumindest wenn es nach Friedemann Ehrig (SPD) geht. "Es entspricht nicht dem Kriterium der Funktionalität", sagt er. Reinhard Lausch (parteilos, Die Grünen) hat es am eigenen Leib erfahren: "Ich habe oft genug Regen abbekommen." "Wenn wir die Chance haben, es neu zu machen, sollten wir das tun", so Ehrig. Genau so lautet auch der Vorschlag der Verwaltung. Das alte Dach wird nicht mehr aufgebaut, dafür kommt ein neues über den Omnibusbahnhof. Wie das aussehen könnte, weiß Jordan noch nicht. Aber: Die Kosten müssten in den 2,5 Millionen Euro liegen, die für die gesamte Umfeldgestaltung des neuen Bahnhofs zur Verfügung stehen. Darin enthalten sind 500 000 Euro, die der Kreis explizit für die Überdachung des Busbahnhofs bereitstellen will.
"Niemand im Bauausschuss hat ernsthaft geglaubt, dass es Sinn macht, das Dach zu verschieben", sagt Horst Dübner (Linke) . Er will das Zeltdach nicht einmal eingelagert sehen. "Wer das tut, baut es nie wieder auf." Zumal es nicht billig würde. Rund 500 000 Euro würde der Wiederaufbau laut Verwaltung mindestens kosten- am Busbahnhof rund eine Million Euro, weil Umbauten erforderlich wären.
Auf den Bunkerberg
Dübner hält das Zelt auch aus ästhetischen Gründen für verzichtbar. Nicht jeder habe es als Landmarke gesehen. "Wer das will, kann es ja auf dem Bunkerberg wieder aufbauen, dann hat er seine Landmarke." Die Stadt wird es nicht tun. Schon allein aus Gewährleistungsgründen. Acht Jahre hatte sie sich mit Bauunternehmen, Lieferant und Planer gestritten, wer die von Anfang an vorhandenen Mängel beseitigen muss. "Beim Versetzen eines alten Zeltes würde es noch komplizierter werden", sagt Jordan. Wenn die Folie wieder Blasen schlüge, das Problem scheut man in der Verwaltung. "Im öffentlichen Raum würde die Gewährleistung immer ein Problem sein." Stefan Kretschmar argumentiert etwas anders: "Wir werden einen der zwei wichtigsten Bahnhöfe in Deutschland haben, da sollte man schauen, was man nachhaltig machen kann."