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Gymnasiasten als Bankchefs

Von Ute Otto 15.01.2007, 16:59

Gräfenhainichen/MZ. - Im Chefsessel eines Bankdirektors Platz zu nehmen und sich mit dem Management eines Kreditinstitutes vertraut zu machen, ermöglicht den Gräfenhainichener Gymnasiasten das Planspiel Schul / Banker vom Bundesverband deutscher Banken. Ganz freiwillig sind die Fünf zugegebener Maßen nicht dabei.

Bis zum Bilanzbericht

Im Rahmen des Kurses Wirtschaft, den die Elftklässler nun einmal gewählt haben, fordert ihr Lehrer Michael Thränhardt auch, dass die Schüler sich mit den Mechanismen des Bankrechnungswesens vertraut machen. Deshalb hat er den gesamten Kurs in Teams mit jeweils drei oder vier Mitspielern aufgeteilt. Was erklärt, dass es am Paul-Gerhardt-Gymnasium gleich sieben Schulbanker-Vorstände gibt. Ein achtes Team im Landkreis ist am Piesteritzer Cranach-Gymnasium aktiv.

Ähnlich wie beim Planspiel Börse starten die Schulbanker-Teams mit einer fiktiven Ausstattung an Kapital und Filialen. "Auch für die Zinsen gibt es eine festgelegte Spanne", berichtet Karsten Pohlan. "Man muss sich schon ein bisschen an die Realität halten", ergänzt Anja Miertsch. Die Bankvorstände setzen Zinshöhen fest, entscheiden über die Vergabe von Investitions- und Privatkrediten, setzen Kontoführungsgebühren fest, treffen Maßnahmen zur Schulung der Bankangestellten, kümmern sich um die Kundenwerbung und erweitern gegebenenfalls das Filialnetz, stellen Aktienfonds auf.

Wie erfolgreich sie agieren, das zeigt am Ende jedes Geschäftsjahres - wie bei den richtigen Kreditinstituten - der Bilanzbericht mit Gewinn- und Verlustrechnung. Allerdings dauert ein Geschäftsjahr in diesem Fall hier nur drei Wochen. Entsprechend der Bilanzberichte sollen die Schülerteams analysieren, wie sich ihre Entscheidungen ausgewirkt haben und für die nächste Geschäftsperiode - sechs sind es insgesamt - entsprechende Maßnahmen treffen.

In dem Umfang, wie das Bank-Management bei dem Planspiel behandelt wird, sieht laut Thränhardt der Lehrplan das allerdings nicht vor. Und außerdem: "Es gibt keine Spiele, die den Unterricht ersetzen", sagt der Lehrer. Was bedeutet, dass sich die Schüler über den Unterricht hinaus damit beschäftigen müssen. "Der Zeitaufwand hält sich aber in Grenzen", so Karsten Pohlan. "Die Aufgaben", erklärt David Wildgrube dazu, "sind doch innerhalb der Teams verteilt. Einer beschäftigt sich mit Aktien, der andere mit den Zinsen, der dritte mit den Filialen." "Wenn man das Controlling-Blatt das erste Mal ausgefüllt hat, muss man ja nur noch die Werte im Auge behalten", findet auch Franziska Liehs das alles nicht so schlimm.

Am Ende des Planspiels fordert Thränhardt von seinen Schülern eine Belegarbeit ab. Aber es gibt für die Paul-Gerhardt-Gymnasiasten auch noch den Anreiz, unter den 20 besten der bundesweit über 700 Teams zu sein, die dann im März drei Tage lang in Potsdam um den Spitzenplatz der Schulbanker spielen. "Eine Gruppe von uns hatte es schon mal bis in die Endrunde geschafft und ist 18. geworden", berichtet Thränhardt. "Das ist bei so vielen Teams natürlich ein super Ergebnis."

Kein Hang zu Finanzen

Beim Verständnis von Bank-Fachbegriffen habe sie das Planspiel schon vorangebracht, meinen die Gymnasiasten. Als Berater, etwa für unbedarfte Familienangehörige, könnten sie aber nicht fungieren. Und offen gestanden, mit einer beruflichen Zukunft als Banker hat derzeit keiner der fünf Vorstände etwas am Hut. "Da sitzt man ja nur noch vor dem Computer und hat Zahlen vor sich", fürchtet David Wildgrube, der Offizier bei der Bundeswehr werden möchte. Sportjournalist und Eventmanagerin werden weiterhin als Berufspläne genannt.