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"Grüner Bahnhof" Wittenberg "Grüner Bahnhof" Wittenberg: Grundstein für Station der Zukunft

Von Alexander Schierholz 07.07.2015, 05:05
So soll der neue Bahnhof in Wittenberg aussehen. Auf dem Dach sind Solarzellen installiert, ein Teil ist begrünt.
So soll der neue Bahnhof in Wittenberg aussehen. Auf dem Dach sind Solarzellen installiert, ein Teil ist begrünt. Deutsche Bahn Lizenz

Wittenberg - Die Bahn gilt als eines der umweltfreundlichsten Verkehrsmittel. Und sie wirbt offensiv mit diesem Vorzug. Seit einigen Jahren zeigen kleine grüne Buttons an den ICE-Zügen an, dass diese mit Ökostrom betrieben werden. Die Renaturierung bei Großprojekten wie der ICE-Neubaustrecke Erfurt-Halle/Leipzig lässt das Staatsunternehmen sich viel Geld kosten.

Und nun sollen auch die Bahnhöfe grüner werden. Sie heißen sogar so: „Grüner Bahnhof“. Gemeint sind klimaneutrale Bahnhofsgebäude, welche die Energie, die sie benötigen, selbst bereit stellen. Der erste Bahnhof dieser Art steht seit einigen Jahren in Kerpen-Horrem in Nordrhein-Westfalen; das Gebäude erhielt bereits mehrere Auszeichnungen. Der bundesweit zweite „Grüne Bahnhof“ entsteht für rund fünf Millionen Euro in Wittenberg. Am Rande des Bahngipfels zwischen Sachsen-Anhalts Landesregierung und dem Bahn-Vorstand wurde am Montag symbolisch der Grundstein gelegt.

Wittenberg bekommt damit ein komplett neues Bahnhofsgebäude – im kommenden Jahr, und damit rechtzeitig vor dem Lutherjubiläum 2017, soll es fertig sein. Das eingeschossige Haus soll nach dem neuesten Stand der Technik ausgerüstet werden. So sollen eine Photovoltaik- und eine Erdwärmeanlage Energie erzeugen, mit der Beleuchtung, Heizung und Belüftung betrieben werden sollen. Was über den Eigenbedarf hinaus produziert wird, soll in das öffentliche Netz fließen. Regenwasser soll über ein Gründach aufgefangen und zur Toilettenspülung verwendet werden.

Zeichen für mehr Klimaschutz

Der frühere Kanzleramtsminister Ronald Pofalla, bei der Bahn nun zuständig für „politische und internationale Beziehungen“, sprach von einem „wichtigen Zeichen für mehr Klimaschutz“. Die Bahn sei mehr als nur energiesparender Verkehr. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) nannte den neuen Wittenberger Bahnhof „ein Aushängeschild für die Stadt“.

Neben diesem Aushängeschild gibt es freilich landauf, landab noch etliche Schandflecken entlang der Gleise. Nicht nur verfallene Bahnhofsgebäude, sondern auch Unmengen von der Bahn nicht mehr benötigter Flächen wie alte Rangierbahnhöfe oder Werkstätten. Um sie möglichst sinnvoll zu nutzen, haben das Land und die Deutsche Bahn auf dem Bahngipfel einen Kooperationsvertrag unterzeichnet.

„Kommunen wollen solche Flächen oft gerne nutzen, sei es für Wohnen oder für Gewerbe“, sagte Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) der MZ. Ziel der Kooperation sei es, betreffende Gebiete zu erfassen und den Kontakt zwischen der Bahn auf der einen und Städten und Gemeinde auf der anderen Seite herzustellen. Das Land sehe sich dabei als Vermittler, so Webel. „Wir haben oftmals bessere Kontakte zur Bahn als die Kommunen.“

Tests und Messreihen

Geld ist damit allerdings nicht verbunden. Für den Erwerb von Flächen könnten Kommunen in der Regel keine Fördermittel erhalten, sagte Webel. Denkbar sei es aber, je nach geplanter Nutzung der ehemaligen Bahn-Flächen, andere Fördertöpfe anzuzapfen. Gefördert werden auch Umbau und Sanierung alter Empfangsgebäude, Gleise und Bahnsteige. Diese Programme, zum Teil in Zusammenarbeit mit der Bahn, sollen fortgeführt werden.

Das Projekt, das Bahn-Manager in Sachsen-Anhalt derzeit am meisten beschäftigen dürfte, spielte auf dem Bahngipfel nur am Rande eine Rolle – die ICE-Strecke Halle-Erfurt und ihre vom Eisenbahn-Bundesamt (Eba) ein halbes Jahr vor dem geplanten Start noch nicht zugelassenen Brücken. Der für Infrastruktur verantwortliche Bahn-Vorstand Volker Kefer bekräftigte, aus heutiger Sicht könne die Strecke im Dezember in Betrieb gehen, „es sei denn, es gibt in den nächsten Wochen noch Probleme“.

Vor kurzem hatte die Bahn mit dem Eba und dem Bundesverkehrsministerium weitere Tests und Messreihen sowie den Einbau zusätzlicher Stabilisierungen an den Brücken vereinbart. Ende Juli muss der Konzern dazu einen Zwischenbericht vorlegen. Das Eba hat die Brücken bisher nicht freigegeben, weil dort eine Fahrbahn-Konstruktion verwendet wird, die von den üblichen technischen Bestimmungen abweicht. (mz)

Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos, l-r), Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), Bahn-Generalbevollmächtigter Ronald Pofalla und Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) legen den Grundstein für den sogenannten „Grünen Bahnhof“ in Wittenberg.
Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos, l-r), Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), Bahn-Generalbevollmächtigter Ronald Pofalla und Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) legen den Grundstein für den sogenannten „Grünen Bahnhof“ in Wittenberg.
dpa Lizenz