Dübener Heide Großer Sprung nach vorn in Meuro
Warum die Veranstaltung unter dem Motto „Dorfentwicklung durch Bürger“ in diesem Jahr ausgerechnet in Meuro stattfand. Was es dort zu sehen gab.
Meuro - Wenn es um Dorfentwicklung und Visionen geht, dann sind Bürgermeister und Heidefreunde in Meuro an der richtigen Adresse: Der Weg führte sie am Mittwoch zu einem historischen Gebäude, das vor ein paar Jahren noch einer Ruine glich. Der miserable Zustand der vermutlich ältesten Einklassenschule im Landkreis Wittenberg drückte auf das Gemüt der Anwohner.
Daher schlossen sich Ende 2018 einige Engagierte zusammen, um die alte Dorfschule in Meuro zu retten. Nun ist sie kaum wiederzuerkennen. Nicht zuletzt durch die Unterstützung des Vereins Spindestuben Dübener Heide. „Wir haben es geschafft, die Dorfschule wiederzubeleben und einen Raum zum gemeinsamen Spielen, Lernen, Musizieren und Feiern zu schaffen“, erklärt der Vereinsvorsitzende Christian Krutzger stolz.
Zahlreiche Angebote
Die Wiederbelebung des alten Backsteinbaus ist geglückt. Helle und einladende Räume eröffnen zukünftig eine Reihe von Möglichkeiten. Ideen gibt es genug, wie Krutzger berichtet: „Wir wollen diverse Angebote über alle Altersgruppen hinweg anbieten. Dadurch soll auch die Dorfgemeinschaft gestärkt werden.“ Er denkt dabei an Nachhaltigkeitskurse, Leseabende, Workshops sowie verschiedenste Veranstaltungen.
Nicht schwer fiel daher dem Naturpark -Verein Dübener Heide die Entscheidung, die diesjährige Zusammenkunft in das Heidedorf Meuro zu verlegen. „Ursprünglich war eine Bürgermeisterrundfahrt durch die Heide geplant. Unter Abwägung der Risiken haben wir uns dazu entschlossen, die Veranstaltung gemeinsam mit dem Verein Spindestuben ohne Busreise durchzuführen“, sagt Vereinsvorsitzender Axel Mitzka. Meuro eigne sich gut, weil hier deutlich werde, was sich inzwischen in dem beschaulichen Ort getan habe.
Eingeladen waren am Mittwoch die Bürgermeister aus Bad Schmiedeberg, Kemberg und Gräfenhainichen sowie etliche Heidefreunde und Ortsansässige. Nach einer kurzen Begrüßung konnten sie das frisch sanierte Gebäude in Augenschein nehmen. Anschließend gab es zwar keine Rundfahrt, dafür einen Rundgang durch das Dorf in geschlossener Gruppe. Unter anderem besichtigten die etwa 30 Anwesenden die Kirche von Meuro, die Feuerwehr sowie die Heimatstube mit ihren zahlreichen Antiquitäten. Manche Besucher entdeckten dabei verschiedene Gegenstände, die ihnen noch aus der Jugendzeit geläufig waren.
„Neben so einer Petroleumlampe habe ich damals gesessen, als ich meine Hausaufgaben gemacht habe“, erinnert sich Gerd Hübner mit einem Lächeln im Gesicht. Der 76-Jährige, der in Kemberg lange Jahre eine Arztpraxis führte, wollte am Mittwoch mehr über die Region erfahren und über den Wandel, den Meuro durchlebt hat. Er sagt: „Das Faszinierende ist für mich die Leistung der Vorfahren. Wenn man sieht, wie sie mit primitivsten Mitteln etwas Großes geschaffen haben.“ Dass das Dorf weiterlebt und sich gut entwickelt, freut Hübner deshalb besonders.
Nach dem kurzen Abstecher in die Heimatstube mussten Bürgermeister und Gäste selbst mit anpacken: Getreide statt Aktien sortieren stand auf dem Programm. Der Verein Spindestuben benötigte fleißige Hände beim Bau einer sogenannten Erntekrone. „Bindet jeweils kleine Bündel aus dem Getreide. Dieses muss dann erst noch ein paar Wochen trocken, ehe wir daraus die Krone flechten können“, erklärte Alexandra Redmer vom Verein. Gräfenhainichens Bürgermeister Enrico Schilling (CDU) gefiel die etwas andere Bürgermeisterfahrt: „Ich finde dieses Format, das eigentlich aus der Not heraus geboren wurde, sehr charmant.“
Neues Projekt vorgestellt
Als Abschluss des Zusammentreffens in Meuro stellte der Verein Spindestuben sein neustes Projekt vor. „Geovis Dübener Heide“ nennt sich das Vorhaben, eine interaktive Karte zu erstellen, aus der sich ganze Regionen aus völlig neuen Blickwinkeln betrachten lassen. Christoph Genzel, ein 29-jähriger Student aus Halle, ist gerade dabei, dieses Projekt umzusetzen.
„Wir können unter anderem digitale Wanderkarten erstellen, mit denen sich Routen planen lassen“, erklärt Initiator Genzel. Im Prinzip wie bei einer Themenwanderung erhält der Wanderer auf seinem Telefon Informationen zu einzelnen Stationen. „Zum Beispiel, wo das Bad Schmiedeberger Heilwasser herkommt.“ (mz)