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Große Gemeinschaft als ergänzende Medizin

Von Ute Otto 10.11.2006, 21:29

Gräfenhainichen/MZ. - Für die 17 Mitglieder hat sie auf einigen Seiten die Ergebnisse des kürzlich vom Landesverband der Deutschen Multiplen Sklerose Gesellschaft (DMSG) organisierten Seminars in Bad Kösen, an dem die Schatzmeisterin gemeinsam mit Gruppenleiter Ralf Kersten teilgenommen hatte, zusammengefasst.

Über gesundheitspolitische Themen wird auf diesen halbjährlichen Zusammenkünften in der Kurstadt ebenso informiert wie über neue medizinische Erkenntnisse - Medikamente wie Behandlungsmethoden gleichermaßen. Dass sich die Betroffenen auch bei den Treffen in den örtlichen Selbsthilfegruppen darüber austauschen, wie es ihnen geht und was ihnen hilft, liegt in der Natur der Sache.

Aber Tabletten hin, Gesundheitsreform her: "Der Doktor macht ein bisschen, und den Rest muss jeder selbst beitragen", sagt Ralf Kersten und nennt "positives Denken" als eine wichtige Medizin. Und das lasse sich am besten trainieren in der Gemeinschaft. Abwechslung heißt daher die Devise für die Gruppe, was sich, unter Einbeziehung der Familien, in kreativer Beschäftigung, Ausflügen - Hausapotheke Wald liegt vor der Tür - oder einfach nur im geselligen Beisammensein widerspiegelt.

Dass auf den Fotos von den Exkursionen, Kegelwettbewerben oder Grillnachmittagen bei Mitgliedern immer wieder der Gräfenhainichener Schriftsteller Otto Hildebrandt auftaucht, obwohl der gottlob nicht von der tückischen Krankheit (siehe "Tausend Gesichter") heimgesucht ist, hat einen besonderen Grund: Hildebrandt und seine Frau Ruth unterstützen die chronisch Kranken mit Mitteln aus ihrer Stiftung. "Dafür sind wir sehr dankbar", sagt Kersten. Umgekehrt hat der Autor in den 17 Leidensgenossen auch immer ein dankbares Publikum, wenn er wie in der jüngsten Zusammenkunft aus seinen aktuellen Werken, in diesem Fall "Der Trompeter Schills", liest.

Am 23. August 1990 wurde die Gräfenhainichener MS-Selbsthilfegruppe von damals acht Betroffenen gegründet. Heute reicht ihr Einzugsbereich bis in den Landkreis Bitterfeld hinein. Waltraud Huth aus Oranienbaum ist von Anfang an dabei. Sie schätzt vor allem den Austausch mit den anderen Patienten und baut auch auf deren Rat. "Ein gesunder Mensch kann doch gar nicht nachvollziehen, was man meint, wenn man von Schüben erzählt." Dass Selbstmitleid ihr Stil aber auch nicht ist, macht sie deutlich: "Wir lassen uns einfach nicht hängen." Kersten jedenfalls merkt, dass sich die Krankheit bei ihm weniger rasant entwickelt, seit er mit der Gruppe beschäftigt ist.

Kontakt zur Selbsthilfegruppe bekommt man über Ralf Kersten, Vor der Unterstadt 302, 0 67 73 Gräfenhainichen, Tel. 03 49 53 / 2 22 66.