Gräfenhainichen Asylbewerberunterkunft Gräfenhainichen Asylbewerberunterkunft: Flüchtlinge im Schleifer-Haus angekommen
Gräfenhainichen - Seit Montag ist das sogenannte Schleifer-Gebäude in Gräfenhainichen offiziell Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber und Kriegsflüchtlinge. Die erste Gruppe von 37 Personen bezog die Einrichtung am Rand der Heidestadt am frühen Montagabend. Dabei handelt es sich um Familien aus Syrien und Afghanistan sowie Einzelpersonen aus dem Iran, Westafrika, Syrien und Afghanistan.
„Es sind Personen, die bisher in Jugendherbergen in Zeitz und Naumburg untergebracht waren“, bestätigt Wittenbergs Landrat Jürgen Dannenberg (Linke). Ausdrücklich verwies er darauf, dass es nicht die Flüchtlinge sind, die letztes Jahr provisorisch in Holzdorf und Coswig untergebracht waren. „Es sind zusätzliche Personen. Der Kreis wäre momentan auch nicht verpflichtet gewesen, sie aufzunehmen. Wir haben unser Soll erreicht.“
Die Entscheidung für diese zusätzliche Flüchtlingsaufnahme ist für Dannenberg und den Landkreis als Träger der Einrichtung ein klares Zeichen. „Wir wollen demonstrieren, dass wir uns trotz der Anschläge der letzten Wochen die Belegung nicht verbieten lassen“, so der Landrat.
Das Schleifer-Gebäude war seit Dezember insgesamt sechs Mal von bisher unbekannten Tätern angegriffen worden. Kurz vor einem Bürgerfest für Weltoffenheit und Toleranz wurde es unter Wasser gesetzt. Letzte Woche eskalierte die Gewalt, als Schüsse auf das Haus abgegeben worden waren. Die Täter sind alle noch auf freiem Fuß. „Die Ermittlungsgruppe „Heim“ arbeitet intensiv an verschiedenen Ermittlungsansätzen. Eine Zwischenbilanz könne noch nicht gezogen werden. Auch eine konkrete tatverdächtige Person sei derzeit noch nicht zu benennen. „Ob die Straftaten durch verschiedene Tätergruppen begangen wurden, kann gegenwärtig nicht verlässlich eingeschätzt werden“, so Polizeisprecher Sebastian Opitz auf MZ-Anfrage.
Landrat Jürgen Dannenberg (Linke) kündigt in einem Brief an die Bürgerinitiative Entlastung für Vockerode an. Bis Ende März soll die Zahl der Flüchtlinge im Ort - ursprünglich waren es über 700 - um 125 reduziert werden. Der Verwaltungschef sieht sich dabei auf gutem Weg, sei eigenes Planziel zu erfüllen. So seien bereits 105 Asylbewerber in andere Wohnungen im Kreis umgezogen. „Für 20 Personen mit Aufenthaltstitel werden gestaffelt Wohnungen in Wittenberg angemietet, so dass mit einem Wegzug Ende März/Anfang April zu rechnen ist“, so Dannenberg, der auch einen Presse-Bericht bestätigt. Die MZ berichtete am 20. Februar über 15 nicht genutzte Wohnungen in Wittenberg. Dannenberg: „Die Herrichtung und Möblierung hat den Zeitraum bis 16. Februar in Anspruch genommen.“
Dannenberg ist die Sicherheitslage bekannt. „Wir haben mit der Polizei ein Sicherheitskonzept erarbeitet.“ Die Beamten zeigten auch gestern sichtbar Präsenz. Wittenbergs Polizeichef Marcus Benedix: „Wir haben Kräfte vor Ort und in der Hinterhand.“ Das bestätigt auch die zuständige Polizeidirektion Ost. „Für die Sicherung der Flüchtlingsunterkunft im Gadewitzer Weg in Gräfenhainichen werden polizeiliche Ressourcen eingesetzt. So kommen sowohl Polizeivollzugsbeamte als auch technische Mittel zum Einsatz. Sehen Sie es mir nach, dass wir zu taktischen Aspekten der Objektschutzmaßnahmen keine Einzelheiten bekannt geben“, hält sich Sprecher Opitz bedeckt.
Zusätzlich hat der Landkreis in der Gemeinschaftsunterkunft rund um die Uhr einen Sicherheitsdienst im Einsatz. Landrat Dannenberg appellierte trotz erhöhter Sicherheitsvorkehrungen an die Gräfenhainichener Bürger, wachsam zu sein und offenen Auges durch ihre Stadt zu gehen. Jeder Hinweis auf mögliche Täter im Zusammenhang mit den Anschlägen auf die Unterkunft sei willkommen.
In Gräfenhainichen finden Asylbewerber und Kriegsflüchtlinge ein komplett saniertes Gebäude vor. Über die Höhe der Baukosten für den Umbau des einstigen Verwaltungsgebäudes zur Wohneinrichtung wollte Jürgen Dannenberg keine Auskunft geben.
Fest steht, dass das Gebäude nicht mehr als 80 Personen Platz bietet, die in Zwei- bis Sechs-Bett-Zimmern untergebracht sind. Sie finden in der Unterkunft außerdem Aufenthaltsräume und eine Gemeinschaftsküche sowie einen Hauswirtschaftsraum vor. Die Unterkunft verfügt zudem auf allen Etagen über Sanitärbereiche und zusätzlich aufgestellte Sanitärcontainer. (mz)