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Gewächshaus bei Wittenberg Gewächshaus bei Wittenberg: Tausende Tomaten in einer der größten Anlagen Deutschlands

20.12.2013, 07:38
Ein Mann pflanzt Tomaten für die Ernte ab März 20114 in dem Gewächshaus in Lutherstadt Wittenberg.
Ein Mann pflanzt Tomaten für die Ernte ab März 20114 in dem Gewächshaus in Lutherstadt Wittenberg. dpa Lizenz

Wittenberg/dpa - Wie an einer Schnur aufgefädelt wachsen unzählige grüne Tomatenpflanzen in einer schier endlosen Reihe. Knapp 500 dieser Bahnen stehen dicht an dicht unter dem Glasdach der neuen Gewächshausanlage auf dem Areal neben dem Agro-Chemie Park (Landkreis Wittenberg). In dem riesigen Glaskonstrukt sollen ab März die ersten saftigen Tomaten von den 250.000 frisch gepflanzten Sträuchern geholt werden und auf regionalen Tellern landen, wie Projektmanager Helmut Rehhahn sagt.

Markenname „Luther-Tomate“

Als Markenname ist „Luther-Tomate“ im Gespräch. Die neue Anlage besteht bereits aus zwei Bauten. Drei weitere Glashäuser seien geplant. Mit einer Fläche von rund 40 Hektar soll der Komplex künftig zur größten Gewächshausanlage Deutschlands werden. Die Firma setzt dabei auf innovative Ideen.

Mit flinken Händen pflanzen etwa 25 Mitarbeiter die knapp 30 Zentimeter großen Tomatensetzlinge in kleine mit Kokosfasern gefüllte Töpfe. Innerhalb weniger Tage ist damit der erste Teil der Arbeit getan. Danach sollen die Früchte dank eines ausgeklügelten Schlauchsystems bewässert werden und schnell wachsen, sagt Rehhahn, der die Geschäfte der Unternehmensberatung Management GmbH Magdeburg führt. Die Kokosfasern seien für den Anbau optimal. Denn anders als die häufig verwendete Steinwolle könnten die Fasern kompostiert werden.

Ideale Standortbedingungen

Die Tomaten-Produzenten profitieren von ihrem Nachbarn, dem Kraftwerkriesen SKW Stickstoffwerke Piesteritz. Die Firma liefert per 500 Meter langer Pipeline die bei ihrer Produktion als eine Art Abfallprodukt anfallende Wärme sowie Kohlendioxid für die Zucht, sagte ein Sprecher des Konzerns. „Das ist für beide Seiten eine „Win-Win-Situation“, so Rehhahn. Die SKW verkaufe ihre nicht selbst verwertbaren Produkte. Die Gewächshaus-Betreiber sparen dabei Geld.

Der Standort sei unter den gegebenen Voraussetzungen ideal, sagte Rehhahn. Ab März könnten die ersten Tomaten geerntet werden. Die roten Gewächse sollen danach in der Region - von Berlin über Dresden bis Leipzig - verkauft werden. „Wir wollen als Wittenberger Gemüse erkennbar bleiben“, erklärt der 66-Jährige das Konzept. Die Wittenberger Gemüse GmbH sei Eigentümer der Flächen und verkaufe die Tomaten. Betrieben werden die beiden Gewächshäuser jedoch von der Pieter van Gogh GmbH sowie der Richard Schicks GmbH aus den Niederlanden.

Das Projekt ist längst noch nicht abgeschlossen. In vier bis fünf Jahren soll die bislang 15 Hektar große Gewächshausanlage um drei neue Bauten erweitert werden und auf 40 Hektar Gesamtfläche - so groß wie etwa 45 Fußballfelder - anwachsen, erklärte Rehhahn.

Größter Gewächshauskomplex Deutschlands

Aus heutiger Sicht könnte der Standort damit zum größten Gewächshauskomplex Deutschlands werden, betonte der Umweltbeauftragte des Zentralverbands Gartenbaus, Hans Joachim Brinkjans, in Berlin. Bereits 20 Hektar würden schon heute als riesig gelten. Das Konzept von Wärme und Kohlendioxid anderer Firmen zu profitieren, würde auch von anderen namentlichen Gewächshaus-Betreibern genutzt.
Dass es gerade die Tomate geworden ist, hat einen Grund. „Sie wächst gut und erzielt relativ hohe Preise“, sagt Rehhahn. Daher würden in deutschen Gewächshäusern auf einer Gesamtfläche von 315 Hektar am häufigsten Tomaten angebaut - gefolgt von Feldsalat auf 285 und Gurken auf 220 Hektar, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Es wird darüber nachgedacht, ob in dem neuen Komplex später Paprika-Pflanzen das Sortiment erweitern sollen.

Neben der neuen Anlage wurde auch ein Logistikzentrum samt eigener Infrastruktur und Büroräume gebaut. Damit soll die Produktion - von der Ernte bis zum Transport - vor Ort schnell abgewickelt werden, sagte Rehhahn. 20 Millionen Euro wurden zunächst als Grundstock in das ehrgeizige und über Jahre geplante Projekt investiert, sagt Rehhahn. Künftig sollen bis zu 400 Mitarbeiter beschäftigt sein.