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Fußball, Sackhüpfen und ein futuristisches Musical

Von KARINA BLÜTHGEN 09.08.2009, 16:21

PRATAU/MZ. - "Das Werk ist immerhin der größte Arbeitgeber im Ort und unterstützt uns auch beim Fest", sagte Ortsbürgermeisterin Veronika Dorn (SPD). "Überhaupt lässt sich, was die Preise betrifft, keiner lumpen." Natalie, 13 Jahre alt, haderte allerdings etwas mit dem recht dichten Hut bei der Wärme. Es fand sich ein Kompromiss: Hut in die Hand, dafür Zöpfe. Manchmal braucht es Zugeständnisse, auch beim Pratauer Sommerfest am Wochenende.

Der Sportplatz füllte sich am Samstagmittag nur langsam, es war nicht nur zu warm, auch die Einschulung hielt manchen vom zeitigeren Besuch ab. Und wer kam, der suchte Schutz vor der Sonne, egal ob er den Fußballspielen oder den Programmen der Grundschule und der Kindertagesstätte zusah. Am Stand des Pratauer Bauernvolkes wurde gerade der Wein abgefüllt, da stellten sich Melanie und Marc Wessel als neue Pratauer vor.

Erst am Tag davor waren sie mit ihrer Pointer-Hündin Tiffy von Dortmund in den Wittenberger Ortsteil umgezogen, "am Montag melden wir uns um", sagte Marc Wessel. Schon einige Jahre hätten sie hier Urlaub gemacht und nun den Entschluss gefasst, dass sie herziehen, wenn sie Arbeit finden. Er hat als Pflegefachkraft sofort eine Anstellung gefunden, Melanie Wessel will erst noch die Wohnung fertig einräumen. "Ich denke, ich bin hier der einzige ,Enten-Fahrer'", schmunzelte ihr Mann. Die Ortsbürgermeisterin ließ es sich nicht nehmen, beide herzlich zu begrüßen. Probleme, Anschluss zu finden, dürften sie auch nicht haben. Durch die Urlaube würden sie schon etliche Leute aus Vereinen kennen, sagten sie.

Auch Marlies und Ralf Felsberg aus Bad Lauchstädt kennen sich in Pratau inzwischen gut aus, obgleich die erste Begegnung unter ganz anderen Umständen verlief. Das Ehepaar war 2002 nach dem Hochwasser gekommen und hatte weitere Hilfe in Kleinbussen heran geholt. "Wir kennen viele Pratauer persönlich", erklärten beide, die mit ihrer Leonberger Hündin Emma im Festzelt saßen und sich erst einmal das Mittagessen munden ließen. Fast jedes Jahr zum Sommerfest kommen sie wieder, oft sind sie bei Ehrenfried Kühn in Bodemar zu Gast, und auch den Ort haben sie besichtigt.

Ein sehr futuristisches Programm hatte die Grundschule "Katharina von Bora" geübt, die Schüler zeigten die Premiere von "Leben im All", einem Musical um Planeten, Kometen und einem gefräßigen schwarzen Loch. Ganz bodenständig konnte draußen beim Stelzenlauf, Sackhüpfen oder Fasstreiben gespielt werden, Kindertagesstättenwerk und Sportjugend hatten allerlei Geräte im Gepäck. Der Förderverein der Grundschule hatte einen Flohmarkt ausgebreitet.

Nur eines hatte nicht rechtzeitig zum Fest geklappt. Eigentlich sollte am Wochenende der Brauchtumsbaum aufgestellt werden, der all jene Zunftzeichen zeigt, deren Gewerke in Pratau zu finden sind. Jugendliche der Strukturförderungsgesellschaft haben ihn entworfen und gebaut, "eigentlich sollte er zum Fest stehen", so Veronika Dorn. Nun soll er im Herbst aufgerichtet werden, am Sportplatz, dem kulturellen Zentrum des Ortes.