Forsthaus Leiner Berg Forsthaus Leiner Berg: Radfahrer kommen wieder und beklagen Streckenschäden

vockerode/MZ - Dirk Werner zählt Radfahrer. Seitdem das Hochwasser das erste Mal zurück gegangen ist, waren es im Schnitt fünf pro Tag, die am Forsthaus Leiner Berg vorbei kamen. Am Mittwoch kam er auf etwa 30. Das macht ihn verhalten zuversichtlich.
„Was soll jetzt noch kommen“, schaut er auf den Rest des Sommers. Werner, der Besitzer des historischen Gebäudes und Ausflugsziels am Elbe-Radweg ist am Aufräumen. Das tut er mit Unterstützung aus der Familie schon seit dem 19. Juni. Da war es ihm erstmals wieder möglich, selbst trockenen Fußes zum Leiner Berg zu kommen. Seitdem hat er eine Menge geschafft und es ist tatsächlich so, dass man auf der Lichtung bequem eine Rast einlegen kann, ein frisches Bier wird gezapft, einen Imbiss gibt es auch. Vom kleinen Hochwasser dieser Woche habe kaum jemand etwas gemerkt, findet der Gastronom. Nur er selbst kam seit Sonntag wieder nicht bis zum leicht erhöht stehenden Haus zwischen Dessau-Waldersee und Vockerode. Inzwischen sind es nur noch ein paar breitere Rinnsale am tiefsten Punkt des Zufahrtsweges, in denen das Elbewasser von der Wiese über den Schotterweg in den Kapengraben fließt.
Gerade noch weg gekommen
Vor genau einem Monat stand Werner an dieser Stelle an der nördlichen Spitze des Leiner Sees mit einiger Verblüffung. „Wir kamen gerade noch so raus“, erinnert er sich an den 2. Juni, der Tag als das Hochwasser erst aus einer Richtung - von der Mulde - später dann von der Elbseite aus auf das Forsthaus zustieg. „Zum Glück konnten wir an diesem Tag noch das Wichtigste in Sicherheit bringen“, sagt Dirk Werner. Eine Handy-App habe ihn immer über die Wasserstände informiert, der Krisenstab rief an und warnte. „Es war ja abzusehen, dass es schlimm werden würde“, sagt er. Schwager und Vater kamen zu Hilfe, elektrische Geräte wurden höher gestellt. Dann konnte der Gastronom, der seit Mai 2008 das Forsthaus Leiner Berg betreibt, nur abwarten.
Genau eine Woche später, am Tag als der Scheitel der Elbe die Region passiert hatte, gab es für ihn einen Platz im Boot der Freiwilligen Feuerwehr Waldersee. Mit an Bord ein Landwirt, der es nicht geschafft hatte, seine Kühe rechtzeitig von einer Wiese am Forsthaus in den Stall zu bringen.
Dirk Werner findet es noch immer surreal, wie man sich an diesem Tag dem vom Wasser umschlossenen Ausflugsziel näherte. Die Kühe hatten sich auf die Anhöhe des Forsthauses zurück gezogen. „Einige haben in der Zeit sogar gekalbt, und es ging gut aus.“ Rehe und Wildschweine gesellten sich zu den Nutztieren. Eine kleine, kahlgefressene Insel im Elbemeer. Doch auch die blieb nicht ganz trocken. „Das Wasser stand bis ins Haus“, sagt Werner. Wie hoch genau, kann er gar nicht sagen, „denn als wir hier waren, hatte es sich ja schon verzogen“.
Geblieben sind die Schäden. Den hauseigenen Brunnen hat es ebenso erwischt wie die Biokläranlage. „Aber inzwischen sieht es allgemein schon wieder gut aus.“ Werner hat sogar schon frische Erde aufgetragen, wo die Tiere alles wegfraßen. Zarter, grüner Rasen ist zu sehen.
Löcher im Radweg
„In 14 Tagen werden hier auch wieder mehr Radfahrer unterwegs sein“, hofft er. Die seien auf jeden Fall schneller wieder da als die Einheimischen und Stammgäste. „Sie können kommen“, versichert er. Dass er freilich beim Radtourismus die sonst üblichen Zahlen erreicht, davon mag er diesen Sommer nicht mehr ausgehen. 300 bis 700 Radwanderer passieren schließlich an guten Tagen das Forsthaus.
Wer derzeit am Leiner Berg stoppt, der hat zwei Gesprächsthemen. „Es geht ums Hochwasser und die Mücken.“ Doch selbst die lästigen Biester sind noch sehr moderat, wenn man nur dem Waldrand nicht zu nahe kommt. Viel mehr Ärger verursache der Zustand des Radweges. „Vor allem bei Vockerode ist es sehr schlimm und alle beschweren sich“, erzählt der Gastronom. Solche schlechten Nachrichten würden sich bei Radwanderern schnell verbreiten. „Das wird bei jedem Zwischenstopp den anderen erzählt“, weiß er. Wenigstens die gröbsten Löcher könne man zuschütten und die Bäume aus dem Weg räumen. Nur bei Riesa, so habe man ihm berichtet, gebe es noch einmal so einen schlechten Streckenabschnitt. „Für die Region ist das kein Aushängeschild“, meint Werner. Schon gar nicht, wenn die Gastronomen entlang der Elbe ohnehin mit den Auswirkungen des Hochwassers zu kämpfen haben. Auch Dirk Werner wird damit noch ein paar Wochen beschäftigt sein. Doch die Normalität zieht langsam wieder ein. Am Mittwochabend hat sich der erste Übernachtungsgast nach dem Hochwasser angesagt.