Forellenhof Thießen Forellenhof Thießen: Beim Abfischen muss alles raus

thießsen - Langsam schiebt sich die Sonne durch den dichten Frühnebel. Typisches Herbstwetter, passend zu einem typischen Ereignis in dieser Jahreszeit: dem Abfischen der bewirtschafteten Teiche. So auch an Freitag in dem kleinen Flämingdorf Thießen. Der ortsansässige Forellenhof hat deshalb zu seinem traditionellen Fischerfest geladen.
Frank Ehrmann, Inhaber des gleichnamigen Unternehmens, freut sich über das Interesse, auf das die zahlreichen, bereits frühzeitig erschienen Gäste schließen lassen. Seit 2001 richten er und seine Mitarbeiter diesen Höhepunkt im Betriebsgeschehen des Forellenhofes aus. Dabei kann Ehrmann auf eine erfolgreiche Bilanz seiner Firma verweisen. Nicht nur Freizeitanglern bietet er ein Refugium zur Ausübung ihres Hobbys, auch der Handel mit Fisch und Fischprodukten hat sich gut entwickelt. „Als Regionallieferant sind wir jetzt auch bei einer großen Handelskette gelistet“, erklärt der Diplomfischereiingenieur stolz.
Festessen fürs Wochenende
Mit dem Fischerfest hofft er, weitere Aufmerksamkeit zu wecken und vorhandene Kunden bei der Stange zu halten. Bei Ursel Walbrod aus Kemberg rennt er damit offene Türen ein. Sie ist nicht nur der Veranstaltung wegen angereist, sondern möchte sich auch ihre Mahlzeit für das Wochenende sichern. „Ich esse sehr gern Fisch und will mir heute auch etwas mitnehmen“, begründet sie ihre Anwesenheit. Ähnlich geht es Edith Ortlep aus Dessau. Sie ist mit der im Forellenhof angebotenen Ware sehr zufrieden und voll des Lobes: „Wir kommen öfters im Jahr hierher. Der Fisch ist sehr schmackhaft und immer frisch“, berichtet sie.
In die Wathose ist indes Herbert Baer gestiegen. Der Ruheständler ist Mitglied im Sportangelverein Roßlau und heute als Helfer dabei. Wie viele Petrijünger mag er die Flossenträger nicht auf seinem Essteller, schätzt sie aber als Voraussetzung, seinem Hobby frönen zu können. Nach seinen Worten hält er sich gern in der freien Natur auf und sieht im Angeln dazu eine ideale Möglichkeit. Kurz nach 10 Uhr begibt er sich zum Teich, das Schaufischen beginnt. Mittels Boot bringen Frank Ehrmann und seine Mitstreiter das große Netz in Stellung. Am den Zuschauern gegenüberliegenden Ufer wird es über die gesamte Breite des Gewässers ausgelegt und anschließend von den Rändern her langsam zusammengezogen.
Trotz nicht zum Bade einladenden Temperaturen kommen die bis zur Brust im Wasser stehenden Fischer mächtig ins Schwitzen. Während Ehrmann vom Boot aus das Fanggerät kontrolliert, zieht sich die Schlinge um die Fische immer weiter zu. Manch einer nutzt mit einem kühnen Sprung über den Netzrand noch die Möglichkeit zur Flucht, bevor auch dieser Weg abgeschnitten wird.
Kein Entkommen
Zur Gaudi der Gäste gelingt es dennoch einem sehr großen Hecht, sich ins offene Wasser zu katapultieren. Für die erfahrenen Fischwirte ist dies jedoch nur eine kurze Herausforderung. Im flachen Uferwasser kommt sehr schnell der Kescher zum Einsatz und schon zappelt der Räuber wieder in den Maschen. In Kübeln abtransportiert, beginnt nun unmittelbar die Weiterverarbeitung des Fangs.
Der Forellenhof Thießen wurde 1992 durch Frank Ehrmann aus dem Betriebsteil Vockerode der Weißenfelser Fischzucht- und Vertriebs GmbH heraus gegründet. Schwerpunkt des Unternehmens ist die Forellenzucht.
Jährlich werden hier etwa 100 000 Speiseforellen mit einem Gesamtgewicht von rund 35 Tonnen produziert. In den letzten Jahren konnte das Angebot an Fischspezialitäten erweitert werden. Saisonal werden Karpfen, Welse, Hechte und Zander angeboten. Forellen und Aale werden nach alter Tradition mittels Holzscheiten in Räucheröfen auf dem Areal des Hofes veredelt.
Verarbeitet werden auch verschiedene Arten von Seefischen, die in den unterschiedlichen Veredlungsformen vermarktet werden. Mittlerweile hat das Unternehmen über 40 000 Kundenkontakte und beliefert etwa 30 gastronomische Einrichtungen in der Region.
Das Gelände des Forellenhofes hat eine Größe von mehr als zwei Hektar. Im 5 000 Quadratmeter großen Angelteich ist gegen Gebühr und mit Fischereischein sowohl das Tages- als auch das Nachtangeln möglich. (abx)
Für das leibliche Wohl der Gäste des Fischerfestes sorgen bereits vorbereitete Delikatessen. Eine Spezialität und fast schon Tradition ist der „Flämingteller“, bestehend aus Forellenfilet mit hausgemachten Kartoffelsalat. Wer Karpfen, Zander, Rotbarsch und Co. nicht mag, kann sich an einem der Imbissstände mit Würstchen versorgen. Auch alle Freunde von süßen Speisen kommen beim Fischerfest auf ihre Kosten: „Meine Frau hat unheimlich viel Kuchen gebacken“, verrät der Inhaber des Forellenhofes und stimmt damit schon mal auf die nachmittägliche Kaffeetafel mit Musik ein. (mz)