Feuerwehr Reinharz Feuerwehr Reinharz: Nach 176 Jahren ist Schluss

reinharz/MZ - „Das tut schon weh“, sagt Bert Appelt. Der junge Mann, 32 Jahre alt, dessen Familie seit Jahrhunderten in Reinharz ansässig ist, meint das in mehrfacher Hinsicht. Die Feuerwehr, eine der ältesten des Landes, existiert nicht mehr in eigenständiger Form. Im September 2012 wurde noch stolz 175-jähriges Jubiläum gefeiert, jetzt ist die Wehr mit Ratsbeschluss vom November eingegliedert worden in die Bad Schmiedeberger. Appelt, lange Wehrleiter und stellvertretender Wehrleiter, ist vorher ausgetreten. Zusammen mit Alexander Barth, stellvertretender Chef des Feuerwehrvereins.
Einstimmig haben die Stadträte der Eingliederung der Reinharzer Wehr in die Bad Schmiedeberger zugestimmt. Laut Stadtwehrleiter Zschiesche sind auch die verbliebenen sieben Reinharzer Kameraden einverstanden gewesen. Als Gründe wurden geringe Personalstärke und mangelnde Qualifizierung genannt. (mac)
Beide sind mit der Situation nicht glücklich. „Was Generationen aufgebaut haben“, sagt Appelt, „wird leichtfertig aufs Spiel gesetzt.“ Das ist das eine, das andere sind Vorwürfe, durch ihr Hinwerfen seien sie mit verantwortlich dafür, dass es die Wehr nicht mehr gibt. Appelt sagt dazu: „Das geht uns an die Nieren. Für mich ist die Feuerwehr eine Herzenssache. Ich konnte nicht mehr vertreten, was da passiert.“ Der Reinharzer meint - und das hatte er schon beim Jubiläum gesagt - die mangelhafte Ausrüstung und die wenigen Einsätze. „Unser Potential wird außer Acht gelassen“, klagte Appelt, das sei der Motivation nicht förderlich.
Feuerwehr nicht mobil
Das große Problem bestand darin, dass die Feuerwehr nicht mobil ist - das einzige Fahrzeug, ein alter Transporter, hatte keinen Tüv mehr bekommen. „Aber ohne Fahrzeug kann man nichts machen.“ Im April hatte die Wehr in einem Brief an die Stadt die Mängel der Ausrüstung aufgelistet und auf den Widerspruch zwischen dem hohen Engagement, den eigenen Investitionen und der ausbleibenden Unterstützung verwiesen.
Bekanntlich aber ist die Kommune klamm, ein größeres Fahrzeug, erklärt Stadtwehrleiter Maik Zschiesche, sei weder finanzierbar noch passe es ins Gerätehaus. „Die Forderungen waren einfach nicht zu erfüllen.“ Ironie der Geschichte: Ein Fahrzeug sollen die Reinharzer, die als eine Art Außenstelle der Bad Schmiedeberger Feuerwehr fungieren, jetzt doch bekommen. Vielleicht sogar noch in diesem Jahr, so Zschiesche. Der Stadtwehrleiter spricht von einem kleinen Mehrzweckfahrzeug, das den Hänger mit der Ausrüstung ziehen kann. Wie genau die verbliebenen Reinharzer Kameraden eingebunden werden in die Schmiedeberger Wehr, müsse im Übrigen noch geklärt werden. Der Stadtwehrleiter räumt ein, dass es traurig ist, wenn eine so traditionsreiche Wehr verschwindet. „Das ist der demografischen Entwicklung geschuldet.“ Und sei ein Trend - nicht nur in Bad Schmiedeberg.