Festveranstaltung im Cranach-Gymnasium Festveranstaltung im Cranach-Gymnasium: Schulische Zeitreise zum 70. Geburtstag

Wittenberg - „Weißt du noch, damals …?“ Damals, als wir unseren Lehrern Streiche gespielt haben und dafür einen Hieb mit dem Rohrstock bekamen? Damals, als wir das FDJ-Hemd tragen mussten und keine West-Jeans anziehen durften? Als wir in der großen Pause in der Eckkneipe Bier trinken waren?
Es sind Erinnerungen, die verbinden. Erinnerungen an die Schulzeit scheinen besonders ausgeprägt zu sein. Bis in den späten Abend blickten die etwa 250 Besucher in der Aula des Lucas-Cranach-Gymnasiums (LCG) Wittenberg auf ihre Schulzeit zurück und berichteten begeistert, wie sie den Schulalltag erlebt hatten.
Anlässlich des 70-jährigen Bestehens des Piesteritzer Gymnasiums hatten Schüler und Lehrer für Freitagabend ein kurzweiliges Programm erstellt. Sie entführten das Publikum musikalisch und mit szenischen Darbietungen auf eine schulische Zeitreise und zeigten, wie sich das Bildung im Laufe der Jahrzehnte veränderte: Von kleinen Schiefertafeln und weißer Kreide bis hin zu künstlicher Intelligenz in naher Zukunft. Aufmacher des Abends war ein filmisches Feuerwerk über das Gestern und Heute, erstellt von den Zwölftklässlern Max Günther und Long Dao.
Im Gespräch mit den gut aufgelegten Moderatoren (Thea Keller, Tim Leutloff) blickten die früheren Absolventen auf der Bühne auf ihren Schulalltag zurück und gaben witzige Anekdoten zum Besten. Kurt Hempel war einer der ersten Schüler an der damaligen Oberschule.
Obwohl die Zeit schon mehr als 60 Jahre zurückliegt, konnte er sich ganz genau an eine Situation erinnern: „Ich war nie besonders gut in Kunst. Nachdem wir ein Bild malen sollten, kam meine Lehrerin und meinte, ich habe mich bemüht und es ist eine Drei. Und da sie wusste, dass meine nächsten Bilder auch nicht besser werden, hat sie mir gleich fünf Dreien eingetragen.“
Herzlicher Umgang
Auf die Frage, warum er sich an der Cranach-Oberschule so wohl gefühlt habe, entgegnete er: „Das lag ganz klar an dem herzlichen Umgang zwischen den Lehrern und den Schülern.“ Viele im Publikum nickten zustimmend. Nach einer kurzen Pause spielte die Schul-Theatergruppe eine satirische Szene nach - angelehnt an den DDR-Staatsbürgerkundeunterricht: „Weißt du, ich habe gestern von meiner Tante aus dem Westen ein Paket bekommen“, rief ein Mädchen euphorisch ihrer Freundin zu: „Seife, Schokolade und eine richtig fetzige Jeans!“
„Na dann lass dich damit ja nicht in der Schule erwischen“, entgegnete die andere. Der Lehrer entdeckte die Ware vom „Klassenfeind“, fand aber, dass die Schokolade „gar nicht so schlecht schmeckt“.
Nach mehreren, teilweise herausragenden Musikdarbietungen (Sarah Varga, Anne-Marie Krüger, Andreas Sowa) gab es erneut eine Fragerunde mit Ehemaligen. Diesmal saß Wittenbergs Vize-Landrat Jörg Hartmann auf dem Sofa, auch ein ehemaliger Schüler. „Ich würde behaupten, wir haben das Miteinander von Lehrern und Schülern so empfunden, dass es nicht so von Staatsbürgerkunde geprägt war. Es war eher ein offener, respektvoller Umgang.“
Richard Thomas sagte, es habe eine Reihe humanistischer Lehrer gegeben, die ihren eigenen, anspruchsvollen Unterricht gemacht hätten - jenseits der Staatsdoktrin.
Aber auch Absolventen, die erst vor wenigen Jahren ihren Abschluss am LCG erhalten haben, kamen zu Wort. Sie schilderten, was ihnen die Schule brachte und wie ihr Studium jetzt verläuft. Lehramtsstudent Lukas Schönfeld gab den Schülern einen Tipp auf den Weg: „Wenn ein Lehrer sagt, es gibt nur Antwort A und B, dann würde ich erst recht nach einer Antwort C suchen.“
Es sollen zwei bleiben
Mit einem festlichen Büfett und Musik der Schulband endete dann die Geburtstagsparty im Lucas-Cranach-Gymnasium. „Die Mühen der Organisation haben sich gelohnt“, freute sich Deutschlehrerin Claudia Schwiefert-Damm.
Stolz auf die 70 Jahre Bildungsstandort Piesteritz war auch Schulleiter Bernd Ludlei: „In Wittenberg gibt es zwei Gymnasien. Und das sollte auch immer so bleiben.“ Vorgängerin Hildegard Rühmigen hatte in ihrer Ansprache deutlich gemacht, dass sie sich geehrt fühlt, Teil der Geschichte des LCG zu sein.
(mz)