1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Ferropolisschule in Gräfenhainichen: Ferropolisschule in Gräfenhainichen: Anknüpfen und Ausbauen mit den Halbjahreszeugnissen

Ferropolisschule in Gräfenhainichen Ferropolisschule in Gräfenhainichen: Anknüpfen und Ausbauen mit den Halbjahreszeugnissen

Von Ulf Rostalsky 29.01.2016, 16:02
Die Jungen und Mädchen der Klasse 5b der Ganztagsschule Ferropolis bekamen gestern erstmals ihre Zeugnisse in der Sekundarschule.
Die Jungen und Mädchen der Klasse 5b der Ganztagsschule Ferropolis bekamen gestern erstmals ihre Zeugnisse in der Sekundarschule. thomas klitzsch Lizenz

Gräfenhainichen - Zeugnisse. Darauf haben sich die Mädchen und Jungen der Klasse 5 b der Ferropolisschule gefreut. Schließlich waren es die ersten, die sie als Sekundarschüler erhalten haben. Nach einem halben Jahr an der neuen Schule sind die Noten ein Gradmesser.

„Wir können alle zufrieden sein“, sagt Lehrerin Marlis Tietz. Mit ihrer Kollegin Susanne Nink macht sie die Premierenzeugnisausgabe in Klasse 5 b zum feierlichen Akt. Ordnung muss sein. Noch einmal kräftig durchgeatmet, vernünftig auf den Stühlen Platz genommen und zugehört. Die Fünftklässler sind gespannt, Entwarnung kommt schnell. „Es gibt keine 6 und keine 5. Nur ab und an sehe ich eine kleine 4.“ Marlis Tietz ist zufrieden mit ihren Schützlingen. Nacheinander treten die vor die Klasse. Der verbalen Einschätzung folgt die Zeugnisübergabe. Nick und Marie Luise haben nichts zu meckern. Die Zensuren passen und lassen sogar noch etwas Luft nach oben. Doch das ist Zukunftsmusik. Endlich Ferien. Darauf haben sich die Mädchen und Jungen gefreut.

Sie erlebten gestern nicht nur wegen der ersten Zeugnisübergabe als Sekundarschüler einen besonderen Moment. Der letzte Schultag vor den Ferien war auch wegen einer Personalsache ein anderer. Einer mit viel Herzblut, Emotionen und einer Rektorin, die im Feuerwehrauto mit Blaulicht und Martinshorn zum Dienst vorfuhr.

In Sachsen-Anhalt haben gestern 171 722 Kinder und Jugendliche ihre Halbjahreszeugnisse erhalten Genau 9 880 von ihnen sind im Landkreis Wittenberg zu Hause. Für Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) zeigen die Zeugnisse den Schülern, wo sie mit ihren Leistungen stehen und wo eventuell im zweiten Halbjahr noch Handlungsbedarf ist. Weil die Noten Schülern aber mitunter auch Sorgen bereiten, hatte das Landesschulamt das zentrale Sorgentelefon geschaltet.

Einmal im Berufsleben darf man das. Carola Nitsche nahm bereits in der letzten Woche mit ihrem 63. Geburtstag Abschied vom Dienst. Gestern wurde sie von ihren 300 Ferropolisschülern ein letztes Mal gefeiert. Großer Bahnhof für eine Lehrerin aus Leidenschaft. Bei der Fahrt mit dem Feuerwehrflitzer blieb es nicht. Jeder Schüler schenkte eine Rose. Der Blumenstrauß sprengt Rekorde. Aber nicht nur deshalb gab es Tränen.

„Es wird nicht leicht für sie“, sagt Katlen Dyballa über ihre nun ehemalige Chefin. Sie hatte die Rektorin zur Schule begleitet und deren Gemütslage erkannt. Kein Wunder. Abschied nach vier Jahrzehnten im Traumberuf ist kein Zuckerschlecken. Ganz egal, ob man seine Schule bei der Nachfolgerin in guten Händen weiß. Zu sehr hat die Ferropolisschule das Leben Carola Nitsches bestimmt. Auf Meilensteine des Werdens und Wachsens der Einrichtung wiesen die Schüler mit buntem Programm, frechen Texten und kleinen Präsenten hin.

Carola Nitsche trug Krone, hielt den symbolischen Schulschlüssel und das Zepter in der Hand. Das darf nur, wer Chef im Hause ist. Es war Zeit für den Abschied. Noch einmal trat die Rektorin vor die Schülerschar. Dann überreichte sie Zepter und Krone. Viel Glück auf dem Weg.

Neue Rektorin der Ferropolisschule ist Sibylle Wycisk. Mit Brief und Siegel übrigens. Das Schriftstück kam rechtzeitig vor Ferienbeginn. Ein Augenzwinkern sei erlaubt. „Erster Arbeitstag, erster Ferientag.“ Auch die Neue muss schmunzeln über den Termin der Ernennung. Die bringt sie nicht aus dem Takt. Schließlich war die Radiserin schon in den Jahren zuvor in vorderster Reihe aktiv. Sibylle Wycisk war bisher Carola Nitsches Stellvertreterin.

Die 49-Jährige hat nach dem Abitur an der Pädagogischen Hochschule in Halle studiert und kam nach dem Referendariat nach Gräfenhainichen. Hier unterrichte sie zunächst in der sogenannten Wasserschule und dann in der Sekundarschule III. Als die zur Ferropolisschule wurde, war sie schon einige Jahre mit an Bord.

„Ich habe immer schon an inhaltlichen und pädagogischen Schwerpunkten mitgearbeitet, das Schul-programm mit verfasst“, erzählt die Lehrerin für Mathematik und Physik. Sie freut sich auf die neue Aufgabe. Die Ferropolisschule ist auch ihre Schule. Sie legt Wert darauf, an die Arbeit ihrer Vorgängerin anzuknüpfen. „Aber es gibt auch ein paar Sachen, wo ich andere Wege gehen möchte.“ Für Sibylle Wycisk zählt die noch konsequentere Ausnutzung der technischen Möglichkeiten der 2012 für fünf Millionen Euro grundsanierten und ausgebauten Schule dazu. Auch die Digitalisierung möchte sie vorantreiben und damit den bürokratischen Aufwand vermindern. Typisch technikbegeisterte Naturwissenschaftlerin.

Carola Nitsche durfte sich über Hunderte Rosen freuen, denn rund 300 Mädchen und Jungen lernen in der Einrichtung. Eine Blume wiegt indes besonders schwer, denn Schrottkunst hat Gewicht in Gräfenhainichen. Die Blume aus Eisenrohren und Zähnen von Baggerschaufeln steht nun neben dem Haupteingang der Schule und soll an deren langjährige Rektorin erinnern. (mz)

Carola Nitsche (li.) übergab Schlüssel und Zepter der Schule an die neue Chefin Sibylle Wycisk .
Carola Nitsche (li.) übergab Schlüssel und Zepter der Schule an die neue Chefin Sibylle Wycisk .
klitzsch Lizenz
Eine Schrottblume erinnert an die langjährige Schulleiterin der Ganztagsschule Ferropolis.
Eine Schrottblume erinnert an die langjährige Schulleiterin der Ganztagsschule Ferropolis.
klitzsch Lizenz